Foundation 08: Foundation
verkalkt, daß
seine Denkprozesse steif und unnachgiebig würden. Er forderte
die allgemeine Unterschätzung seiner nachlassenden Kräfte
heraus, indem er der erste war, der darüber lachte. Aber seine
Augen sahen nicht weniger scharf, weil sie schwächer wurden,
sein Gehirn wurde nicht weniger erfahren und weise, weil es nicht
länger behende war.
Er verdrehte nur seine zusammengekniffenen Lippen und meinte:
»Warum tun Sie deswegen nichts?«
Das Geräusch war für Darell wie ein physischer Schlag,
unter dem er zusammenzuckte. Er fragte barsch: »Wo waren wir
stehengeblieben?«
Semic betrachtete ihn ernst. »Sie sollten besser etwas wegen
des Mädchens tun.« Seine lückenhaften gelben
Zähne zeigten sich in dem fragend offenstehenden Mund.
Darell gab kalt zurück: »Die Frage ist: Können Sie
einen Symes-Molff-Resonator in die notwendige Reichweite
bringen?«
»Ich habe doch gesagt, daß ich das könnte. Nur
haben Sie nicht zugehört.«
»Entschuldigen Sie, Elvett. Es ist so: Was wir jetzt tun,
kann für jeden einzelnen in der Galaxis wichtiger sein als die
Frage, ob Arcadia in Sicherheit ist. Wenigstens für jeden
einzelnen außer Arcadia und mir, und ich bin bereit, mich der
Mehrheit anzuschließen. Wie groß wäre der
Resonator?«
Semic blickte zweifelnd drein. »Ich weiß es nicht. Sie
können es irgendwo in den Katalogen finden.«
»Ungefähr wie groß. Eine Tonne? Ein Pfund? Einen
Block lang?«
»Oh, ich dachte, Sie meinten genau. Es ist ein
Winzling.« Er zeigte auf das erste Glied seines Daumens.
»Ungefähr so.«
»Gut, können Sie so etwas bauen?« Darell skizzierte
schnell etwas auf dem Block, den er auf dem Schoß hielt, und
gab ihn dem alten Physiker. Der betrachtete es zweifelnd und lachte
dann vor sich hin. »Sie wissen ja, das Gehirn verkalkt, wenn man
so alt ist wie ich. Was haben Sie vor?«
Darell zögerte. Er wünschte sich in diesem Augenblick
verzweifelt, das Wissen über Physik zu haben, das im
Schädel des anderen verschlossen war. Dann hätte er seine
Gedanken nicht in Worte zu fassen brauchen. Aber das war ein
sinnloser Wunsch, und so erklärte er es.
Semic schüttelte den Kopf. »Dazu würde man
Hyperrelais brauchen. Nur damit ginge es schnell genug. Und eine
unheimliche Menge davon.«
»Aber gebaut kann es werden?«
»Klar doch!«
»Können Sie alle Teile beschaffen? Ich meine, ohne
Bemerkungen hervorzurufen? Im Rahmen Ihrer allgemeinen
Arbeit.«
Semic hob die Oberlippe. »Fünfzig Hyperrelais? Soviel
würde ich doch in meinem ganzen Leben nicht brauchen.«
»Wir sind jetzt bei einem Verteidigungsprojekt. Können
Sie sich nicht etwas Harmloses einfallen lassen, für das man sie
brauchen würde? Das Geld haben wir.«
»Hm-m-m. Vielleicht.«
»Wie klein könnten Sie das ganze Gerät
machen?«
»Hyperrelais kann man in Mikrogröße bekommen…
Verdrahtung – Röhren – Raum, das erfordert ein paar
hundert Schaltungen.«
»Ich weiß. Wie groß?«
Semic zeigte es mit den Händen.
»Zu groß«, stellte Darell fest. »Ich
muß es mir an den Gürtel hängen
können.«
Langsam knüllte er seine Zeichnung zusammen. Als sie zu einer
harten, gelben Kugel geworden war, ließ er sie in den
Aschenbecher fallen, und sie verschwand mit dem kurzen weißen
Aufblitzen der molekularen Auflösung.
»Wer ist an Ihrer Tür?« fragte er.
Semic beugte sich über seinen Schreibtisch zu dem kleinen
milchigen Schirm über dem Türsignal vor. »Der junge
Anthor. Er hat noch jemanden bei sich.«
Darell schob seinen Stuhl zurück. »Noch nichts davon zu
den anderen, Semic. Es ist ein tödliches Wissen, wenn sie es
herausfinden, und es genügt, zwei Leben aufs Spiel zu
setzen.«
Pelleas Anthor war wie ein Wirbelwind der Aktivität in Semics
Büro, das es irgendwie fertigbrachte, am Alter seines Benutzers
teilzuhaben. In der unbewegten Luft des stillen Raums schienen die
losen, sommerlichen Ärmel von Anthors Jacke noch von der
Brise draußen zu wehen.
Er stellte vor: »Dr. Darell, Dr. Semic – Orum
Dirige.«
Der andere Mann war groß. Eine lange gerade Nase gab seinem
schmalen Gesicht etwas Finsteres. Dr. Darell streckte ihm die Hand
entgegen.
Anthor lächelte leicht. »Polizeileutnant Dirige«,
ergänzte er. Dann, bedeutungsvoll: »Von Kalgan.«
Darell drehte sich um und starrte den jungen Mann eindringlich an.
»Polizeileutnant Dirige von Kalgan«, wiederholte er.
»Und Sie bringen ihn hierher. Warum?«
»Weil er der letzte Mensch auf Kalgan ist, der Ihre Tochter
gesehen hat.
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