Foundation 08: Foundation
mittag der Fall sein wird. Sie können sich als
Kriegsgefangenen betrachten.«
»Als genau das betrachte ich mich, Euer Hoheit.« Hardins
Stirn blieb gerunzelt. »Aber ich bin enttäuscht.«
Wienis lachte verächtlich. »Ist das alles?«
»Ja. Ich hatte den Augenblick der Krönung – Sie
wissen, Mitternacht – für den logischen Zeitpunkt gehalten,
die Flotte loszuschicken. Offenbar wollten Sie den Krieg ja anfangen,
solange Sie noch Regent waren. So wäre es dramatischer
gewesen.«
Der Regent starrte ihn an. »Zum Raum, von was reden
Sie?«
»Verstehen Sie nicht?« fragte Hardin liebenswürdig.
»Ich hatte meinen Gegenschlag auf Mitternacht
angesetzt.«
Wienis sprang von seinem Sessel auf. »Mich können Sie
nicht bluffen! Es gibt keinen Gegenschlag. Falls Sie auf die
Unterstützung der anderen Königreiche zählen,
vergessen Sie es! Die Marine von allen zusammen ist der unseren nicht
gewachsen.«
»Das weiß ich. Ich habe nicht die Absicht, einen
einzigen Schuß abzufeuern. Es ist einfach so, daß vor
einer Woche die Nachricht verbreitet worden ist, heute um Mitternacht
trete auf Anakreon das Interdikt in Kraft.«
»Das Interdikt?«
»Ja. Falls Sie nicht wissen, was das ist, will ich Ihnen
erklären, daß jeder einzelne Priester auf Anakreon in den
Streik treten wird, bis ich den Befehl widerrufe. Das kann ich nicht,
solange ich incommunicando gehalten werde, und auch wenn das nicht
der Fall wäre, würde ich es nicht wollen.« Er beugte
sich vor und setzte, plötzlich lebhaft werdend, hinzu: »Ist
Ihnen denn nicht klar, Hoheit, daß ein Angriff auf die
Foundation einem Sakrileg höchster Ordnung
gleichkommt?«
Wienis rang sichtlich um Beherrschung. »Verschonen Sie mich
mit dem Quatsch, Hardin! Heben Sie sich ihn für das Volk
auf!«
»Mein lieber Wienis, was meinen Sie, für wen ich ihn
aufspare? Ich sehe es vor mir, wie jeder Tempel auf Anakreon in der
letzten halben Stunde Mittelpunkt einer lauschenden Volksmenge ist,
der ein Priester genau dieses Thema auseinandersetzt. Jeder Mann und
jede Frau auf Anakreon weiß jetzt, daß ihre Regierung
einen bösartigen, durch nichts provozierten Angriff auf das
Zentrum ihrer Religion führt. Aber es fehlen nur noch vier
Minuten an Mitternacht. Sie gehen besser in den Ballsaal hinunter, um
zu beobachten, was sich ereignet. Ich werde hier mit fünf
Wachposten vor der Tür sicher sein.« Er lehnte sich in
seinem Sessel zurück, goß sich noch einmal Lokris-Wein ein
und blickte mit vollkommenem Gleichmut zur Decke hoch.
Wienis versengte die Luft mit einem erstickten Fluch und
stürmte aus dem Raum.
Schweigen hatte sich über die Elite im Ballsaal
niedergesenkt. Ein breiter Weg wurde für den Thron freigemacht,
auf dem Lepold saß, die Hände fest auf den Armlehnen, den
Kopf hoch erhoben, das Gesicht zur Maske erstarrt. Das Licht der
riesigen Kronleuchter war gedämpft worden, und in der diffusen,
vielfarbigen Beleuchtung von den winzigen Atomo-Glühbirnen, die
die gewölbte Decke bestirnten, erstrahlte die königliche
Aura in vollem Glanz. Sie erhob sich hoch über Lepolds Kopf und
bildete eine flammende Krone.
Wienis blieb auf der Treppe stehen. Niemand bemerkte ihn, aller
Augen waren auf den Thron gerichtet. Er ballte die Fäuste und
blieb, wo er war. Hardin sollte es nicht gelingen, ihn zu einer
törichten Handlung zu verleiten.
Der Thron bewegte sich. Geräuschlos stieg er nach oben –
und trieb davon. Weg von der Plattform, langsam die Stufen hinunter,
und dann flog er horizontal, sechs Zoll über dem Fußboden
schwebend, auf das große offene Fenster zu.
Beim tiefen Klang der Glocke, die Mitternacht verkündete,
hielt er vor dem Fenster an – und die Aura des Königs
erstarb.
Einen Sekundenbruchteil lang war der König wie erstarrt, das
Gesicht vor Staunen verzogen, ohne Aura, nichts als ein Mensch. Und
dann wackelte der Thron und krachte auf den sechs Zoll tiefer
liegenden Fußboden herunter, gerade als jedes Licht im Palast
ausging.
Durch das Gekreisch und das allgemeine Durcheinander war Wienis
Bullenstimme zu hören: »Holt die Fackeln! Holt die
Fackeln!«
Mit Stößen nach rechts und links erzwang er sich einen
Weg durch die Anwesenden zur Tür. Die Palastwachen draußen
waren in der Dunkelheit verschwunden.
Man holte die Fackeln in den Ballsaal, die nach der Krönung
bei dem gigantischen Fackelzug durch die Straßen der Stadt
hätten verwendet werden sollen.
Wienis kehrte in den Ballsaal zurück, in dem es jetzt von
Wachen mit Fackeln
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