Foundation 08: Foundation
ist nicht mehr die Hauptstadt des normannischen Sektors. Ihre
alte Karte hat Sie also doch getäuscht. Die Sterne
verändern ihre Positionen gegeneinander auch in Jahrhunderten
kaum, aber politische Grenzen fluktuieren.«
»Das ist unangenehm. Wirklich, sehr unangenehm. Liegt die
neue Hauptstadt weit weg von hier?«
»Auf Orsah II. Zwanzig Parseks entfernt. Sie werden es auf
Ihrer Karte finden. Wie alt ist sie?«
»Hundertundfünfzig Jahre.«
»So alt?« Der Einsiedler seufzte. »Diese Spanne ist
gedrängt voll von geschichtlichen Ereignissen. Kennen Sie welche
davon?«
Mallow schüttelte den Kopf.
»Sie können sich glücklich preisen«, meinte
Barr. »Es war eine schlechte Zeit für die Provinzen,
ausgenommen während der Regierung von Stannell VI. und er ist
vor fünfzig Jahren gestorben. Seitdem gibt es nichts als
Rebellion und Niedergang, Niedergang und Rebellion.« Barr
ärgerte sich über seine eigene Geschwätzigkeit. Es war
ein einsames Leben hier draußen, und er hatte so selten
Gelegenheit, mit einem Menschen zu reden.
Mallow fragte mit plötzlicher Schärfe: »Niedergang,
so? Das hört sich an, als verarme die Provinz.«
»Nicht in jeder Beziehung. Es braucht lange Zeit, bis die
natürlichen Rohstoffe von fünfundzwanzig erstklassigen
Planeten aufgebraucht sind. Doch verglichen mit dem Wohlstand des
letzten Jahrhunderts ist es mit uns weit bergab gegangen – und
bis jetzt gibt es kein Zeichen, daß es wieder einmal bergauf
gehen wird. Warum interessiert Sie das alles, junger Mann? Sie werden
richtig lebhaft, und Ihre Augen glänzen!«
Der Händler war nahe daran zu erröten, als die
ausgeblichenen Augen so tief in die seinen sahen und der alte Mann
über das, was er sah, lächelte.
»Hören Sie«, sagte Mallow, »ich bin
Händler da draußen – dem Rand der Galaxis zu. Ich
habe ein paar alte Karten aufgetrieben, und ich möchte neue
Märkte erschließen. Natürlich stört es mich,
wenn von verarmten Provinzen geredet wird. Man kann aus einem
Planeten kein Geld herausholen, wenn es da kein Geld gibt. Wie steht
es in dieser Beziehung zum Beispiel mit Siwenna?«
Der alte Mann beugte sich vor. »Ich kann es nicht sagen.
Vielleicht geht es Siwenna auch jetzt noch gut. Aber Sie sind
ein Händler? Sie sehen mehr nach einem Kämpfer aus. Sie
halten die Hand in der Nähe Ihrer Waffe, und Sie haben eine
Narbe am Kinn.«
Mallow machte eine ruckartige Kopfbewegung. »Mit Recht und
Gesetz ist es da draußen, wo ich zu Hause bin, nicht weit her.
Bei einem Händler gehören Kampf und Narben zum
Geschäft. Aber das Kämpfen lohnt sich nur, wenn es am Ende
Geld gibt, und wenn ich das Geld ohne Kampf bekommen kann, um so
besser. Werde ich nun hier genug Geld finden, daß der Kampf der
Mühe wert ist? Ich nehme an, Kampf kann ich mit
Leichtigkeit finden.«
»Mit Leichtigkeit«, stimmte Barr ihm zu. »Sie
könnten sich Wiscards Letzten Scharen in den Roten Sternen
anschließen. Ich weiß aber nicht, ob Sie das Kampf oder
Piraterie nennen würden. Oder Sie gehen zu unserem
gegenwärtigen gnädigen Vizekönig – ins Amt
gekommen durch Mord, Plünderung, Vergewaltigung und das Wort
eines Knaben auf dem Kaiserthron, den man inzwischen mit Recht
ermordet hat.« Die mageren Wangen des Patriziers wurden rot.
Seine Augen schlossen sich und öffneten sich wieder,
vogelhell.
»Sie sprechen nicht sehr freundlich von dem Vizekönig,
Patrizier Barr«, sagte Mallow. »Wenn ich nun einer seiner
Spione bin?«
»Na und?« fragte Barr bitter zurück. »Was
könnten Sie mir nehmen?« Er wies mit dem verwelkten Arm auf
das kahle Innere des verfallenden Hauses.
»Ihr Leben.«
»Das Leben würde mich sehr leicht verlassen. Es ist
schon fünf Jahre zu lange bei mir geblieben. Aber Sie
gehören nicht zu den Männern des Vizekönigs.
Wenn Sie einer wären, würde mir der Selbsterhaltungstrieb
vielleicht auch jetzt noch den Mund schließen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Der Einsiedler lachte. »Sind Sie aber mißtrauisch!
Sicher denken Sie, ich versuchte Sie zu verlocken, daß Sie
schlecht über die Regierung sprechen. Nein, nein. Ich bin
über die Politik hinaus.«
»Ist ein Mann jemals über die Politik hinaus? Wie
lauteten die Wörter, mit denen Sie den Vizekönig
beschrieben? Mord, Plünderung, all das. Es klang nicht, als
seien Sie objektiv. Nicht, als seien Sie über die Politik
hinaus.«
Der alte Mann zuckte die Achseln. »Erinnerungen stechen, wenn
sie plötzlich kommen. Hören Sie! Urteilen Sie selbst!
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