Foundation 09: Die Suche nach der Erde
den die Karte zeigt«, sagte
Kodell, »gibt’s zehntausend andere, die sie nicht
anzeigt.«
»Sicher, aber die Sterne, die nicht verzeichnet sind, haben
überhaupt keine oder keine bewohnten Planeten, und weshalb
sollte Trevize eine unbewohnte Welt anfliegen?«
»Haben Sie’s mit dem Zentralcomputer versucht? Er hat
alle dreihundert Millionen Sterne der Galaxis aufgelistet.«
»Das höre ich immer wieder, aber verhält es sich
wirklich so? Sie wissen so gut wie ich, daß es Tausende von
bewohnten Welten geben muß, die der Kartographierung entgangen
sind, die wir auf keiner unserer Sternenkarten finden können
– nicht bloß auf dieser Karte nicht, sondern ebensowenig
durch den Zentralcomputer. Gaia ist anscheinend eine dieser
Welten.«
Kodells Stimme blieb ruhig, sein Tonfall klang nahezu
schmeichlerisch. »Bürgermeisterin, es kann ohne weiteres
sein, daß wir uns um all das keine Gedanken zu machen brauchen.
Mag sein, Trevize versucht’s mit einem Schuß ins Blaue,
oder er lügt, und es gibt keine Welt namens Gaia, es befindet
sich an den Koordinaten, die er uns überlassen hat,
überhaupt kein Stern. Nachdem er Compor begegnet ist und daraus
wohl geschlossen hat, daß er verfolgt wird, versucht er
womöglich, uns von seiner Fährte zu locken.«
»Wie sollte ihm das gelingen können? Compor ist dazu
imstande, ihm jederzeit und unter allen Umständen zu folgen.
Nein, Liono, ich denke an eine ganz andere Möglichkeit, an eine,
die ein viel größeres Potential hinsichtlich vorstellbarer
Schwierigkeiten aufweist. Hören Sie zu…« Einen
Augenblick lang schwieg die Branno. »Dieser Raum ist
abgeschirmt, Liono«, sagte sie dann. »Beachten Sie das!
Niemand kann uns belauschen, also sprechen Sie bitte völlig
freimütig. Und ich werde ebenfalls ganz offen sprechen. Wenn wir
die erhaltene Information erst einmal als Tatsache nehmen, liegt
diese Gaia etwa zehn Parsek vom Planeten Sayshell entfernt, ist also
Bestandteil der Sayshell-Union. Die Sayshell-Union ist eine
gründlich erforschte Region der Galaxis. Alle ihre
Sternensysteme – bewohnt oder nicht – sind erfaßt,
über ihre Bewohner ist so gut wie alles bis in Einzelheiten
hinein bekannt. Die einzige Ausnahme ist Gaia. Bewohnt oder
unbewohnt, noch nie hat jemand davon gehört, sie ist auf keiner
Sternenkarte verzeichnet! Und nun berücksichtigen Sie, daß
die Sayshell-Union der Foundation-Föderation gegenüber
einen besonderen, eigentümlichen Zustand der Unabhängigkeit
bewahrt, genau wie im früheren Sternenreich des Fuchses. Sie ist
seit dem Niedergang des Galaktischen Imperiums
unabhängig.«
»Und was soll das alles besagen?« meinte Kodell mit
Zurückhaltung.
»Diese beiden Punkte müssen doch sicherlich irgendwie
zusammenhängen. Die Sayshell-Union umfaßt ein vollkommen
unbekanntes Planetensystem und sie ist gewissermaßen unnahbar.
Die zwei können nicht außerhalb eines wechselseitigen
Zusammenhangs existieren. Was Gaia auch sein mag, sie versteht sich
zu schützen. Sie sorgt dafür, daß man außerhalb
der näheren Umgebung keine Ahnung von ihrer Existenz hat, und
sie beschützt ihre Umgebung, so daß Außenstehende
sich darin nicht breitmachen können.«
»Sie wollen sagen, Gaia sei der Sitz der Zweiten
Foundation?«
»Ich behaupte lediglich, daß Gaia unsere aufmerksamste
Begutachtung verdient.«
»Darf ich eine Merkwürdigkeit aussprechen, die sich im
Rahmen Ihrer Theorie nicht so recht erklären
läßt?«
»Bitte.«
»Falls Gaia Sitz der Zweiten Foundation ist, falls sie sich
jahrhundertelang physisch gegen Eindringlinge behauptet hat, die
gesamte Sayshell-Union als tiefen, breiten Schirm für sich
selbst mitbeschützt hat, wenn sie verhindern konnte, daß
jedes Wissen um sie nach draußen in die Galaxis sickert –
warum ist dieser ganze, bewährte Schutz dann jetzt so
plötzlich dahin? Trevize und Pelorat verlassen Terminus und
fliegen, obwohl Sie ihnen nahegelegt haben, Trantor anzufliegen, ohne
Zögern nach Sayshell und nun nach Gaia. Und zudem können
Sie sich hier über Gaia Ihre Gedanken machen und Spekulationen
anstellen. Weshalb wird so etwas nicht verhindert?«
Für geraume Zeit gab Bürgermeisterin Branno keine
Antwort. »Ich glaube«, sagte sie schließlich,
»weil Ratsherr Trevize irgendwie die Dinge durcheinandergebracht
hat. Er hat irgend etwas getan – oder treibt es gegenwärtig
–, was den Seldon-Plan irgendwie gefährdet.«
»Das ist doch sicherlich ausgeschlossen,
Bürgermeisterin.«
»Ich gehe davon aus,
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