Foundation 09: Die Suche nach der Erde
»ich
glaube, Sie begreifen die Lage wirklich nicht. Es sind schon
früher solche Anklagen beschlossen worden – nicht viele,
nur zwei. Keine davon hat tatsächlich zu einer Amtsenthebung
geführt. Bei Ihnen jedoch ist eine Absetzung unabwendbar. Danach
werden Sie kein Mitglied an der Tafel der Sprecher mehr sein und in
der offiziellen Politik nichts mehr zu sagen haben. Sie werden nicht
einmal mehr das Stimmrecht in der Allgemeinen Jahresversammlung
ausüben dürfen.«
»Und Sie wollen nichts dagegen unternehmen?«
»Ich kann nicht. Man würde mich einmütig
überstimmen, und ich wäre zum Rücktritt gezwungen, und
das würden so manche Sprecher nur zu gerne sehen.«
»Und die Delarmi würde zum Ersten Sprecher
aufsteigen?«
»Das ist recht wahrscheinlich.«
»Aber das darf auf keinen Fall geschehen!«
»Richtig! Eben aus diesem Grund muß ich für Ihre
Amtsenthebung stimmen.«
Gendibal holte tief Luft. »Trotzdem verlange ich eine
umgehende Verhandlung.«
»Sie brauchen Zeit, um sich auf Ihre Verteidigung
vorzubereiten.«
»Was für eine Verteidigung? Man wird ohnehin keiner
Verteidigung irgendwelche Beachtung schenken. Ich bestehe auf
sofortiger Verhandlung!«
»Die Tafel braucht Zeit, um die Anklage vorzubereiten.«
»So eine Vorbereitung ist unnötig, und es wird keine
stattfinden. Insgeheim haben diese Leute mich längst verurteilt, und mehr halten sie nicht für erforderlich. Es ist doch
eine Tatsache, daß sie selbst mich lieber morgen als
übermorgen abgeurteilt sähen, lieber heute als morgen. Tun
Sie Ihnen den Gefallen!«
Der Erste Sprecher stand auf. Über den Tisch hinweg musterten
sich die beiden Männer. »Weshalb haben Sie’s so
eilig?« wollte der Erste Sprecher erfahren.
»Der Fall Trevize kann nicht warten.«
»Sobald Sie des Amtes enthoben sind und ich mich
gegenüber dem ganzen Rest der Tafel in stark geschwächter
Position befinde, was sollte dann noch zu erreichen sein?«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, erwiderte Gendibal.
»Trotz allem wird es nicht gelingen, mich zu
verurteilen.«
Neuntes Kapitel
Hyperraum
31
»Sind Sie bereit, Janov?« fragte Trevize.
Pelorat schaute aus dem Buch auf, in dem er las. »Sie meinen,
für den Sprung, mein Bester?« vergewisserte er sich.
»Für den Hyperraumsprung, ja.«
Pelorat schluckte. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir nicht
doch ziemlich mulmig zumute ist. Ich weiß, es ist dumm von mir,
beunruhigt zu sein, aber die Vorstellung, in körperlose
Tachyonen verwandelt zu werden, die noch nie jemand gesehen oder
gemessen hat, ist mir…«
»Hören Sie auf, Janov, es kann gar nichts schiefgehen.
Mein Wort drauf! Der Hypersprung ist seit zwanzigtausend Jahren
gebräuchlich, und ich habe nie von einem Unfall im Hyperraum
gehört. Man kann den Hyperraum in einer gefährlichen Gegend
verlassen, ja, richtig, aber dann ereignet sich ein eventuelles
Unglück im Normalraum, nicht während wir aus Tachyonen
bestehen.«
»Ein schwacher Trost, finde ich.«
»Wir werden keinen Fehlsprung machen. Um ehrlich zu sein, ich
habe daran gedacht, den Sprung durchzuführen, ohne Ihnen
überhaupt etwas zu sagen, so daß Sie nichts gemerkt
hätten. Aber ich hatte das Gefühl, es sei besser, Sie
erleben’s bewußt mit, damit Sie sehen, daß dieser
Vorgang völlig unproblematisch ist, und in Zukunft gar nicht
weiter darauf achten.«
»Naja…«, meinte Pelorat voller Zweifel.
»Vermutlich haben Sie recht, aber ehrlich gesagt, ich hab’s
nicht eilig.«
»Ich versichere Ihnen…«
»Nein, nein, mein Bester. Ich nehme Ihnen alle Ihre
Versicherungen vorbehaltlos ab. Bloß, ich… Haben Sie
jemals ›Santerestil Matt‹ gelesen?«
»Natürlich. Ich bin nicht völlig
ungebildet.«
»Sicherlich. Sicherlich. Ich hätte nicht fragen sollen.
Erinnern Sie sich noch daran?«
»Ich leide auch nicht an
Gedächtnisschwäche.«
»Anscheinend habe ich wirklich ein Talent zum Anecken. Alles,
was ich sagen wollte, ist eigentlich nur, ich muß immer wieder
an die Szenen denken, als Santerestil und sein Freund Ban gerade vom
Planeten 17 entkommen sind und sich im Weltraum verirrt haben. Ich
meine, ich denke an diese nahezu hypnotisch faszinierenden Szenen
zwischen den Sternen, wie sie in tiefem Schweigen träge
dahinschweben, inmitten von Unveränderlichkeit, mitten in…
Wissen Sie, ich hab’s nie richtig geglaubt. Es hat mir gefallen,
ich war davon gerührt, aber geglaubt habe ich’s nicht. Aber
jetzt, nachdem ich mich daran gewöhnt habe, im
Weitere Kostenlose Bücher