Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
Und daraus entwickelten sich perverse emotionelle
Bindungen, und die Freiheit verschwand. Sehen Sie ein, daß das
geändert werden mußte?«
»Nein, Bander«, sagte Trevize, »weil wir die
Freiheit nicht nach Ihren Maßstäben messen.«
»Das ist, weil Sie nicht wissen, was Freiheit ist. Sie haben
nie anders als in Schwärmen gelebt und kennen keine andere Art
zu leben, als dauernd, selbst in den kleinsten Dingen, gezwungen zu
werden, Ihren Willen gegenüber dem anderer zu beugen, oder, was
ebenso schlimm ist, Ihre Tage damit zu verbringen, andere zu zwingen,
deren Willen dem Ihren zu unterwerfen. Wo ist da Freiheit? Freiheit
ist nichts, wenn man nicht so leben kann, wie man wünscht!
Genauso, wie man wünscht!
Und dann kam die Zeit, als die Erdenmenschen aufs neue anfingen,
nach draußen zu schwärmen, als ihre Menschenmassen wieder
durch den Weltraum wirbelten. Die anderen Spacers, die sich nicht so
zusammengeschart hatten wie die Erdenmenschen, aber die sich
nichtsdestoweniger zusammenscharten, wenn auch in geringerem
Maße, versuchten, mit ihnen in Wettbewerb zu treten. Wir
Solarianer taten das nicht. Wir sahen vorher, daß dieses
Schwärmen am Ende scheitern mußte. Wir zogen in den
Untergrund unseres Planeten und brachen jeden Kontakt mit dem Rest
der Galaxis ab. Wir waren fest entschlossen, um jeden Preis wir
selbst zu bleiben. Wir entwickelten geeignete Roboter und Waffen, um
unsere scheinbar leere Planetenoberfläche zu beschützen,
und die haben ihre Aufgabe in bewundernswerter Weise erfüllt.
Schiffe kamen und wurden zerstört und hörten auf zu kommen.
Der Planet wurde als verlassen angesehen und wurde vergessen, so wie
wir das gehofft hatten.
Und unterdessen arbeiteten wir im Untergrund daran, unsere
Probleme zu lösen. Vorsichtig paßten wir unsere Gene an.
Es gab immer wieder Fehlschläge, aber manchmal auch einen
Erfolg, und den Erfolg trieben wir weiter. Wir brauchten viele
Jahrhunderte, aber am Ende wurden wir ganze menschliche Wesen und
inkorporierten in einem Leib sowohl das männliche wie auch das
weibliche Prinzip, lieferten uns unser eigenes vollendetes
Vergnügen, ganz auf unseren Wunsch und produzierten, wenn wir
das wünschten, befruchtete Eizellen, die unter geschickter
robotischer Obhut weiterentwickelt werden konnten.«
»Hermaphroditen«, sagte Pelorat.
»Nennt man es so in Ihrer Sprache?« fragte Bander
gleichgültig. »Ich habe das Wort nie gehört.«
»Der Hermaphroditismus bringt die Entwicklung zum
völligen Stillstand«, sagte Trevize. »Jedes Kind ist
das genetische Duplikat seines hermaphroditischen Elters.«
»Kommen Sie«, sagte Bander, »Sie behandeln die
Entwicklung wie ein Spiel, bei dem man einmal trifft und das andere
Mal sein Ziel verfehlt. Wir können unsere Kinder konstruieren,
wenn wir das wünschen. Wir können die Gene verändern
und anpassen und tun das gelegentlich auch. – Aber jetzt haben
wir beinahe meine Wohnung erreicht. Lassen Sie uns eintreten. Es
beginnt spät zu werden. Die Sonne liefert bereits nicht mehr
ausreichend Wärme, und wir werden uns drinnen behaglicher
fühlen.«
Sie passierten eine Tür, die keinerlei Schlösser
besaß, die sich aber öffnete, als sie sich ihr
näherten, und die sich hinter ihnen wieder schloß, als sie
durchgegangen waren. Es gab keine Fenster, aber als sie einen
höhlenhaft wirkenden Raum betraten, erwachten die Wände zu
leuchtendem Leben und wurden heller. Der Boden schien kahl und leer,
aber er war weich und fühlte sich elastisch an. In jeder der
vier Ecken des Raumes stand reglos ein Roboter.
»Diese Wand«, sagte Bander und wies auf die der Tür
gegenüberliegende Wand, die sich durch nichts von den drei
anderen unterschied – »ist mein Bildschirm. Die Welt
öffnet sich mir durch jenen Schirm, aber sie begrenzt meine
Freiheit in keiner Weise, weil nichts mich zwingen kann, sie zu
benutzen.«
»Und Sie können auch einen anderen nicht zwingen, den
seinen zu benutzen, wenn Sie ihn durch jenen Bildschirm sehen wollen
und er das nicht will«, sagte Trevize.
»Zwingen?« sagte Bander hochmütig. »Soll ein
anderes doch tun, was es mag, wenn es nur damit einverstanden ist,
daß ich tue, was ich mag. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis,
daß wir keine Geschlechtspronomen benutzen, wenn wir von uns
sprechen.«
In dem Raum stand ein Stuhl vor dem Bildschirm, und Bander nahm
auf ihm Platz.
Trevize sah sich um, als erwarte er, daß weitere Stühle
aus dem Boden sprängen. »Dürfen wir uns auch
setzen?« sagte
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