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Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Titel: Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Schnitt
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zusammengewachsen. Noch dazu, dass wir uns ’ne Stube teilen. Ja, so hat sich das ergeben. Und die Chemie passt. Und von daher sind wir hier dicke Kumpels geworden.«
    Am frühen Abend sollen die Soldaten nach knapp zehn Tagen auf der Höhe abgelöst werden. Chill packt Rucksäcke und Ausrüstung in den Laderaum des Foxtrott-4-Dingos am Fuß des Hügels.
    Schröder organisiert am Funk die Details der Übergabe: »Hier Foxtrott 4. Gestern war die letzte Meldung, dass wir einfach so abgeholt werden und dann nur mit unseren Fahrzeugen fahren …«
    Die Sonne geht langsam unter. Die andern Soldaten sitzen herum. Zwei spielen mit Pepsi und Cola – unseren beiden kläffenden Mitbewohnern auf der Höhe.
    »… Problem ist, ich würde mit unseren Fahrzeugen das Material, das wir hier haben, nicht mitbekommen. Kommen.«
    Am Funk ist der stellvertretende Zugführer: »Jaaa, also … da gibt es eine Lageänderung. Die 2. Kompanie hat Personalausfall. Ihr bleibt für die 2. noch mal zehn Tage da oben …«
    Reaktion der Soldaten: Alles auf HALT. Schröder glotzt ungläubig. Dann hat er verstanden und grinst. War nur ein kleiner Scherz.
    »Nein, es läuft wie folgt … wir warten noch auf die Versorgungsfahrt, die laden den Rest auf. Dann sollte das klappen. Bis später.«
    Schröder, erleichtert: »Das hört sich ja mal nach einem Plan an. Kommen.«
    »Ja, denkst du, hier sitzen Amateure, oder was?«
    Schröder und die wartenden Soldaten grölen.
    Schröder in sein Funkgerät: »Darauf antworte ich jetzt lieber nicht.«
    Endlich. Nun aber ab ins Feldlager. Ein echtes Bett, saubere Toiletten, warme Duschen und die Kantine. Auch ich kann mir jetzt keinen schöneren Ort vorstellen als das Feldlager. So weit bin ich schon.

Ehrenhain und Staubwolken
    Unsere Fahrt ins PRT Kunduz verläuft ohne Vorkommnisse. Die Vorfreude auf den Luxus im Feldlager schickt das Bedrohungsgefühl ins Unterbewusstsein.
    Die Schranke des Feldlagers öffnet sich, die Kolonne passiert Wachposten und MG-Nester, dann fahren wir auf dem Ehrenhain des Feldlagers auf. Zivilisation. Sicherheit. Unser »Zuhause«, während wir in Afghanistan sind.
    Der Ehrenhain dient auch als Gedenkstätte für die in Kunduz gefallenen Bundeswehr-Soldaten.
    Nachdem wir unsere Schutzwesten abgelegt haben, stehe ich mit Schröder vor dem mit Blumen und einem Eisernen Kreuz geschmückten Rondell. Eine Tafel mit der Aufschrift: »In ewiger Treue vereint.« Über die Backsteinmauer verteilt kleine Messingschilder mit Namen und Todestag der Soldaten, die hier in Kunduz ihr Leben gelassen haben. Ich frage Juwe Schröder nach der Verantwortung, die er für seine Jungs trägt:
    »Die ist sehr groß. Man malt sich im Kopf Sachen aus, wo vielleicht dem ein oder anderen etwas zustoßen könnte. Was ich versuche: so viel wie möglich an Disziplin und Sicherheit hochzuhalten …«, sagt Schröder und hält den Blick fest auf die Namensschilder der Getöteten gerichtet, »… so dass ich mir keine Vorwürfe machen muss, dass durch irgendeinen Fehler von uns einem meiner Soldaten oder einem aus dem Zug etwas passieren könnte.«
    Bevor wir auf unsere Stuben im Wohnblock »Leipzig« gehen, wollen die Jungs von Foxtrott 4 sich beim Spieß noch die anstehenden Termine und Zeiten für die nächsten Besprechungen abholen. Schröder will außerdem wissen, wann die anderen Einheiten der Kompanie ins Feldlager kommen.
    Als wir im Kompanie-Gefechtsstand eintreffen, ist die Stimmung dort angespannt. Irgendetwas muss passiert sein. Wir sollen den Gefechtsstand verlassen. Zwischen den Zelten stehen Soldaten anderer Züge herum. Überall besorgte Gesichter, erregtes Gemurmel. Was ist los? Es gab wohl einen IED-Anschlag auf den Golf-Zug. Offensichtlich war Hauptmann Schellenberger auch mit dem Zug unterwegs. Ob es Schäden, Verletzte oder gar Tote gab, darüber wissen die Soldaten noch nichts.
    Der erste IED-Anschlag auf die 3. Kompanie. Die Soldaten wussten, dass der Moment kommen würde. Sie hatten schon mehrmals Glück gehabt. Mal wurde die IED vorher gefunden, mal ist der Sprengsatz nicht explodiert. Dennoch wirken die jungen Männer geschockt. Die Angst um die Kameraden und den Kompanie-Chef kann man auf ihren Gesichtern lesen.
    Dann tritt ein Offizier aus dem Befehlstand: »Eine IED hat zwischen dem 3. und 4. Fahrzeug des Golf-Zuges umgesetzt. Möglicherweise zwei Leichtverletzte. Aber nichts Schlimmes. Der Zug kann mit allen Fahrzeugen ins Feldlager kommen.«
    Die Erleichterung, die Freude der

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