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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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vor einem schicken Bungalow aus den sechziger Jahren geparkt hatte, brach Eva Brunner die gedankenvolle Stille.
    Â»Frau Steiner, hat die Zeugenvernehmung im Krankenhaus eigentlich was gebracht, was uns bei der Suche weiterhelfen könnte?«
    Â»Nein«, Paula lachte kurz und bitter auf, »gar nichts. Nichts, außer dass der Verdächtige männlichen Geschlechts ist und Träger eines Schnurrbarts. Aber selbst der muss nicht echt sein, den kann er sich ja als Tarnung angeklebt haben.«
    Â»Schade. Dann haben wir also in diesem Fall bisher gar nichts in der Hand.«
    Obwohl sie ihrer Mitarbeiterin insgeheim zustimmen musste, erwiderte sie betont zuversichtlich: »Gar nichts ist jetzt auch übertrieben. Wir kennen den Tatort, die Waffe, und wir wissen, dass Jakobsohns Schwester uns angelogen hat, was die Erbschaft angeht. Außerdem hasst sie ihn, sogar über seinen Tod hinaus. Was mir schon seltsam vorkommt. Beide mussten ja nicht am Hungertuch nagen. Von den zweien hat offenbar jeder bekommen, was er wollte. Sie das Haus, er das Geld. Warum dann dieser Hass bei ihr?«
    Â»Komisch ist auch«, ergänzte Eva Brunner, »dass die Harrer steif und fest behauptet, ihre Söhne hätten die letzten Jahre keinen Kontakt zu ihrem Onkel gehabt. Auch wenn Sie da anderer Meinung sind, das glaube ich einfach nicht. Ich bin überzeugt, die hat uns auch in diesem Punkt angelogen. Die müssen sich doch …«
    Paula teilte zwar die Anschauung ihrer Mitarbeiterin nach wie vor nicht, schwieg aber dazu. Als sie den Zündschlüssel abzog, ergoss sich von der Beifahrerseite ein Redeschwall, erst leise und kleinlaut, dann lautstark und erregt.
    Â»Es tut mir so leid, dass ich den Heinrich anfangs im Verdacht hatte, er könnte mit dieser Sache mehr zu tun haben als … na, Sie wissen schon. Richtig leid. Auch wenn er das ja nicht gehört hat. Er weiß ja nix von meinen Verdächtigungen. Bin ich froh, dass … Und Sie, Frau Steiner, bewundere ich dafür, dass Sie das von Anfang an konsequent ausgeklammert haben. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin. Aber es heißt ja immer, man muss auch das Undenkbare, das Unvorstellbare bei seiner Arbeit als Polizistin in Betracht ziehen. Das wird doch von einem erwartet, dass … Oder?«
    Paula verkniff sich bewusst und – wie sie fand – sehr selbstbeherrscht eine Antwort darauf. Sie wusste, dass diese im besten Fall verletzend und im schlimmsten unversöhnlich ausgefallen wäre. Diesen Taumel zwischen Schuldbeladenheit und Schuldabwehr musste Frau Brunner schon mit sich allein ausmachen.
    Und das tat sie auch. Nach einer kurzen Bedenkzeit beantwortete sich Eva Brunner nämlich ihre rhetorische Frage selbst, wieder mit dem für sie so typischen Wortreichtum.
    Â»Aber man muss auch wissen, wo man eine Ausnahme macht. Das muss ich, glaub ich, noch lernen. Nicht nur das, aber das eben auch. … Da hätte ich ja wirklich selber drauf kommen können, dass Heinrich als Täter nicht in Frage kommt, dass er da in eine Falle getappt ist, die man ihm gestellt hat. Eine so raffinierte Falle, dass sogar ich drauf reingefallen bin. Aber in keinster Weise ist er … Mit dem ganzen Nach-allen-Seiten-offen-Bleiben sieht man oft das Naheliegende nicht mehr, den Wald vor lauter Bäumen, sodass … Das haben Sie mir voraus, Frau Steiner, also nicht nur das, aber Sie wissen, wo man …«
    Irgendwann, nach einem kurzen prüfenden Seitenblick zur Fahrerseite, folgte endlich der Schluss dieser erschöpfenden Erläuterung mit Pro und Kontra, überraschend in der Konklusion und, für die Brunner’schen Verhältnisse, auch erstaunlich wortkarg.
    Â»Der wird mich noch kennenlernen. Der, der Heinrich das angetan hat.«
    Gemeinsam gingen sie auf den Bungalow zu, den eine brusthohe Mauer umgab. Erst auf ihr wiederholtes Klingeln öffnete sich die Haustür. Eine Frau in den Vierzigern, dürr, langbeinig, ein Kopftuch mit weiß-blauem Rautenmuster, oben auf dem Kopf verknotet, sah sie misstrauisch an.
    Â»Was wollen Sie? Wir kaufen nix. Und wir geben auch nichts.«
    Paula Steiner stellte sich vor, hielt ihr den Ausweis über das Gartentor entgegengestreckt. »Wir möchten Herrn Eigner sprechen. Ist er da?«
    Â»Nein, ist er nicht. Er ist in der Arbeit.« Dann schlug die Kopftuchträgerin ihnen die Haustür vor der Nase zu.
    Erneutes

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