Fränkisch Schafkopf
Wehr an der Ludwig-Erhard-Brücke geborgen.«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Harrers Sekretärin. Ich verstehe nicht, warum uns keiner informiert hat, Frau Steiner. Wir waren doch die ganze Zeit hier.«
»Ich verstehe das schon«, entgegnete sie grimmig. »Da kommt sich einer wieder einmal ganz, ganz schlau vor. Und zwar dieses Quadratarschloch«, zitierte sie Heinrichs Kraftausdruck für Trommen, »von der Kommission 1. Aber jetzt ist Schluss!«
Sie stand auf, marschierte entschlossen in den dritten Stock, blieb nicht vor der Bürotür von Sandra ReuÃinger stehen und verzichtete auch auf das Anklopfen, riss die Tür weit auf und rief der Sekretärin zu: »Ich muss zu Herrn Fleischmann. Sofort.«
Sandra ReuÃinger reagierte, wie sie auf solch ungebührliches Benehmen immer reagierte â sie zog die Augenbrauen hoch und schaute indigniert. Ein Mienenspiel, das bei ihrer Intimfeindin allerdings wirkungslos verpuffte.
»Und keine Widerrede!«, sagte Paula.
Dann betrat sie das Zimmer ihres Vorgesetzten. Fleischmann, der den Telefonhörer in der rechten Hand hielt, gab ihr mit der freien linken Hand zu verstehen, sie solle Platz nehmen. Sie aber blieb ostentativ stehen und wartete, bis er das Gespräch beendet hatte.
»Das muss aber sehr dringend sein, Frau Steiner, dass Sie dermaÃen ungestüm in mein Büro vordringen.«
»Das ist es auch. Eine Frage vorab: Wussten Sie, dass mein Hauptverdächtiger Sebastian Harrer, nachdem ich gestern eine Fahndung herausgegeben habe, übrigens auf Empfehlung vom Kollegen Trommen, heute früh tot aus der Pegnitz gefischt wurde? Und wenn ja, seit wann wissen Sie davon?«
Es war Fleischmann anzumerken, dass er sich jetzt, nach diesen Fragen, einen Reim auf das forsche Benehmen seiner Kommissarin machen konnte. Mit einem kleinen Seufzer antwortete er: »Er wird es vergessen haben, Sie zu informieren.«
»Vergessen? Sehr geehrter Herr Fleischmann, bei allem Respekt: Das glauben Sie nicht, und das glaube ich nicht. Stellen Sie sich doch bitte mal die umgekehrte Situation vor: Trommen leitet eine SOKO , und ich arbeite ihm zu. Und dann vergesse «, sie betonte das Verb mit dem Maximum an Ironie, das ihr in dem Moment zur Verfügung stand, »ich, Herrn Trommen über den Mord an seinem Hauptverdächtigen, nach dem die Fahndung läuft, zu informieren. Wie, meinen Sie, würde der Kollege da reagieren?«
Nun, nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, nahm sie sogar Platz, sah Fleischmann aber weiterhin aufgebracht an.
»Ich verstehe Sie ja, Frau Steiner«, gab dieser ihr schlieÃlich recht. »Von wem haben Sie es denn dann erfahren, wenn nicht von Trommen?«
»Von der Sekretärin der Steuerberatungskanzlei, in dem der Vater von Sebastian Harrer arbeitet. Ich hatte beide, Vater und Sohn, heute für elf Uhr hierher einbestellt. Und nachdem sie nicht erschienen sind und auch daheim niemand zu erreichen war, haben wir in der Kanzlei angerufen.«
»Was also schlagen Sie vor?«
»Dass Herr Trommen augenblicklich von diesem Fall abgezogen wird. Falls nicht, reiche ich heute noch eine Dienstaufsichtsbeschwerde ein. Und darin werden auch andere Sachen zur Sprache kommen, die ihn und seine Mitarbeiter betreffen.«
»Sollte ich von diesen anderen Sachen Kenntnis haben?«, fragte Fleischmann.
»Nein, das braucht es nicht. Noch nicht. Falls Herr Trommen sich aber sträubt oder es sonst wie Schwierigkeiten geben sollte, dann werden Sie diese Sachen in allen Einzelheiten erfahren. Sehr gerne mündlich, aber noch viel lieber schriftlich.«
Mit einem kleinen Lächeln sagte Fleischmann: »Es wird keine Schwierigkeiten geben. Das geht ja nicht, dass Ihnen als Leiterin dieser SOKO derart wichtige Informationen vorenthalten werden.«
Dann fügte er, jetzt wieder ernst, hinzu: »Auch wenn es mir lieber wäre, wenn sich meine Kommissare, vor allem Sie und Herr Trommen, untereinander so weit verstehen, dass sie gedeihlich miteinander auskommen und effizient miteinander arbeiten können.«
»Gut, danke. Dann werde ich Herrn Trommen sofort anrufen und ihn in Kenntnis setzen.«
»Das überlassen Sie doch bitte in diesem Fall mir. Ich denke, das ist für beide Seiten besser.« Er nickte ihr auffordernd zu. Zeit, zu gehen.
»Gerne.«
Eine halbe Stunde später hatten Eva Brunner und sie das Wehr am nördlichen
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