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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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großer Familien herum Yang-Orte lägen, und dann die Serpentinen durch die Berge Richtung Kreishauptstadt, auf der Seite, die zur Sonne und zum Yang zeige, stünden zig leere Grabmale, von weitem gesehen könnte man glauben, es handele sich um eine Villengegend.
    LIAO YIWU:
    Habt Ihr selbst denn keinen Ärger bekommen?
    HUANG TIANYUAN:
    Und ob! Als die Gräber seiner Ahnen fertiggestellt waren, hatte der Bürgermeister auf einmal den Teufel im Leib, er wechselte die Richtung und ist auf mich los! Ich wurde zu einem Übeltäter gemacht, der in großem Stil feudalistischem Aberglauben nachgeht. Ich habe mich in meiner Ruhestätte für das Jenseits versteckt, kein Mensch kennt diesen Schlupfwinkel, da haben sie sich in ihrem Ärger an meinen Schüler im Wasserlesen gehalten. Das Fernsehen zeigte das Wunderkind, wie es wahrsagte und die Leute betrog, das haben alle gesehen, und hinter unserem Rücken haben sie mit den Fingern auf meine Familie gezeigt. Natürlich hat das auch mit den Gerüchten zu tun, die der Bürgermeister überall verbreitet. Nur weil er mir geglaubt hätte, hätte er jetzt das Verfahren und den ganzen Schlamassel am Hals, noch seine Kinder und Kindeskinder würden da mit hineingezogen.
    LIAO YIWU:
    Dummes Gerede. Nach chinesischem Gesetz gibt es keine Sippenhaft.
    HUANG TIANYUAN:
    Wenn einer Beamter wird, kommen auch seine Hühner und Hunde in den Himmel, wenn er sein Amt verliert, wer pisst dann noch in seinen Krug?
    LIAO YIWU:
    Das stimmt allerdings.
    HUANG TIANYUAN:
    Deshalb hat er mich an seiner Familie kein Geld mehr verdienen lassen. Und im Dorf und bei der Bekannschaft kennt auch keiner mehr die Huangs, einer nach dem anderen haben sie mich angezeigt. Das Amt für Öffentliche Sicherheit hat niemand anderen finden können, also haben sie meine Leute zur Vernehmung geladen. Wenn man Rüben zieht, bleibt Dreck hängen, so ist das halt, auf diese Weise wurden über zwanzig Fengshui-Meister hervorgezerrt, eine Reihe von ihnen wurde verhaftet und auf Massenversammlungen gebracht, wo sie Seite an Seite mit Menschenhändlern kritisiert wurden. Leute, die zu Lager verurteilt waren, zu Umerziehung durch Arbeit, es war alles eins. Selbst der Wahrsagemarkt der Blinden neben dem Ahnentempel wurde verboten. Aber natürlich gilt ein Neunzigjähriger auch hier als nationales Heiligtum, was hätten sie also schon groß tun können, wenn sie mich verhaftet hätten? Selbst wenn ich Umerziehung durch Arbeit bekommen hätte, ich hätte doch nicht arbeiten können, und ich hätte auch den Leuten, die an Fengshui und an langem Leben interessiert sind, nicht aus dem Weg gehen können, ich habe eine feste Basis bei den Massen. Während der Kulturrevolution war der Kampf gegen feudalistischen Aberglauben viel heftiger als heute, und auch da bin ich wie immer meiner Arbeit nachgegangen.
    LIAO YIWU:
    Ich war zwei Tage in der Kreisstadt, die Marktlage ist sehr ruhig, es sieht so aus, als sei nach diesem Denkzettel das Geschäft mit Fengshui und Wahrsagerei sehr abgeflaut.
    HUANG TIANYUAN:
    Dann geh mal in die Provinzen Guizhou und Hunan, nur ein paar Meilen hinter die Grenze, Reisen ist ja heute sehr bequem. Wenn in Sichuan eine Kampagne ist, dann muss das nicht unbedingt in anderen Provinzen auch so sein. Und wenn du den Verdacht hegst, dass es kein Glück bringt, anderen die Reisschüssel zu stehlen, dann kannst du auch noch ein wenig weiter gehen. In den Provinzen Fujian und Zhejiang glaubt alles, die Fengshui-Meister in Sichuan hätten eine solide Basis und hier würden die Machenschaften schwarzer Schafe vertuscht, die Konkurrenz hier sei heftig und wer etwas könne, der komme schnell zu Geld, eine solide Sache, wenn man sie auf solide Kenntnisse gründet.
    LIAO YIWU:
    Soweit ich weiß, ist im ganzen Land der feudalistische Aberglaube verboten.
    HUANG TIANYUAN:
    Aber feudalistischer Aberglaube, das bezieht sich doch wohl eher auf Hexen- und Zaubertänze, nicht wahr? Wenn ich mit dem Fengshui und den Vorhersagen nur eine Mittagspause machte, dann hat das Geschäft der Schamanin Chen sofort gebrummt, die haben ihr die Tür eingerannt. Dabei konnte sie nur eins: Sie löste auf Papier geschriebene magische Zeichen in Wasser auf, das mussten die Leute trinken, dann hat sie ihr Dao-Gewand umgeworfen und ist stammelnd um sie herumgesprungen und hat etwas erzählt wie: die Königin Mutter des Westen, die Hauptgöttin der Daoisten, steige nun in die Welt hinab und ergreife Besitz von ihr. Der Himmel weiß, von welchen

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