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Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Titel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Jacobs
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egal, wie kurz die Strecke ist. Stumm ist diese Dunkelheit und undurchdringlich.

    Durch die Zeitumstellung erwache ich um fünf am nächsten Morgen. Ich liege noch eine Stunde wach im Bett und beschließe dann, aufzustehen, ziehe mich an und gehe in die Küche. Meine Uhr lasse ich bewusst auf dem Nachttisch liegen. Von nun an steht die Zeit.
    Ich mache Kaffee, höre Musik, schreibe, lese etwas und lasse den Morgen an mich herankommen.
    Bald stehen die Bäume entflammt in der Morgensonne. Ich beschließe, schwimmen zu gehen. Der Weiher ist gefüllt mit Wasser, das einen, je kälter es ist, wie Seide umfängt. Ich gehe langsam bis zu den Knien hinein, schöpfe das Wasser über Brust und Schultern und lasse mich dann mit einem tiefen Atemzug hineingleiten. Ich höre nur meinen Atem und die kleinen Wellen, die um mich herum brechen. Auf dem Rücken, die Ohren unter Wasser, schaue ich in den Himmel. Drei, vier Runden schwimme ich, dann wickle ich mich in den Bademantel und gehe barfuß übers nasse Gras unter die heiße Dusche.
    Nach einem Kaffee nehme ich meinen Resistol-Cowboyhut, den ich mir einmal in Wyoming gekauft habe, ziehe die Gummistiefel über und gehe zum Studio rüber. Das Studio ist ein kleines Holzhaus aus rot lackierten Brettern und einem spitzen Dach, aus dem ein kurzer Schornstein emporragt. Es liegt im Windschatten von vier bauchigen Tannen mitten in einer Weidefläche. Die Wiese jenseits des riesigen Ahornbaumes, der vor dem alten Stall steht, erstreckt sich über eine Hügelkuppe und stößt am Ende der dahinterliegenden, eingezäunten Schafweiden an den Waldrand. Das Studio ist umringt von großen Feldsteinen. An den Seiten sind jeweils Fenster eingebaut, die Front ist ebenfalls verglast und mit Fliegentüren versehen. Man hat einen herrlichen Blick über die Schafweiden ins Tal und auf die bläulichen Hügel am Horizont. Als ich herantrete, verkriecht sich blitzartig ein großes schwarzes, plüschiges Etwas im Hohlraum hinter den Steinen. Erstaunt bleibe ich stehen, höre ein Rascheln und Scharren, kann aber nichts erkennen. Das muss ein Groundhog sein, denke ich, ein Murmeltier. Jim sagt, sie seien zu nichts nütze. Man kann Ragout aus ihnen kochen, sonst würden sie nur Löcher graben. Er schießt sie tot und stapelt sie, wie er sagt.
    Im Studio steht ein Tisch, ein Stuhl, es gibt Strom, eine Toilette und einen roten Kaminofen. Ich lege meinen Computer, den Block und die Bücher ab, suche die Steckdose und höre ein merkwürdiges Trommeln unter meinen Füßen. Das wird der Untermieter sein, denke ich mir. Ich mache die Türen weit auf und schaue in den blauen Himmel auf die pittoresken Wölkchen, die sich zu einer Herde gesammelt haben. Die »Falling Leaf Season« naht – wie die Indianer den Herbst nennen. Die Luft ist so klar, als würde ich durch ein magisches Glas schauen. Es weht ein kühler Wind, er streift wie ein glücklicher Vagabund über die Lande, ohne Last und Sorge. Die Schafe weiden auf den saftig grünen Wiesen, ich höre den Bach, der den Sleeper Hill runterfließt. Typisch Vermont. Ich bin ausgewechselt, der Großstadt entflohen, endlich zu Hause.
    Auch mittags wirken die Anhöhen am Horizont blau und dunstig. Nach etwas getaner Arbeit setze ich meinen Hut wieder auf und trete aus der Fliegentür. Der große Hunger treibt mich ins Haupthaus an den Kühlschrank. Ein erstes Sandwich mit Pickles, darauf freue ich mich. Da aber fällt mir ein, dass ich ja erst einkaufen muss.
    Auf dem Weg zum Haupthaus kicke ich die abgeschnittenen Grashalme mit der Fußspitze vor mir her und rieche die aufsteigende Wärme in der Wiese. Aus der Richtung des kleinen Obst- und Gemüsegartens, wo man die Zaunlatten der kleineren Auslaufplätze für die Schafe sehen kann, kommt mir eine Gestalt entgegen. Ich erkenne sie sofort an dem Gang, an der Schirmmütze, der Art, wie die Arme baumeln: Jim.
    Ich halte die Hand gegen die Sonne.
    »Hallo, Jim!«, rufe ich ihm zu. Einige Schritte später stehen wir uns gegenüber. Jim kümmert sich um den Wald, der zur Farm gehört, hält die Reitwege frei, das Wild im Auge, die Maschinen in Schuss. Er schneidet das Heu, und im Frühling kocht er den Saft aus den Ahornbäumen zu Maple-Sirup. Er trägt Carhartt-Hosen wie immer, feste Schnürschuhe, ein Flanellhemd und seine langen, lockigen Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Er ist groß und stark. Sein Alter ist schwer zu benennen, er ist wie eine Schildkröte. Seit Jahrhunderten scheint er hier zu leben, ohne dabei

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