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Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Titel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Jacobs
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der Hunde betrachte, die ihre Schnauzen beglückt in den Fahrtwind halten. Ich erzähle Mike, wo ich herkomme, und empfinde gleichzeitig, wie fremdartig das Wort »Berlin« hier in meinen Ohren klingt. Auf einer Ranch zu arbeiten sei ein Kindheitstraum von mir, füge ich hinzu. »Ich kenne mich mit Pferden aus und kann gut und gerne kochen.«
    »Solltest du nach diesem Besuch tatsächlich wiederkommen, finden wir Arbeit für dich – keine Sorge«, lacht Mike. Mein Herz macht einen Sprung. Dann nennt mir Mike die Namen der Besitzer der drei Working Cattle Ranches, die wir passieren. Riesige Ländereien sind es, deren Zaungrenzen sich weit ins Tal hinein erstrecken. Die Gebäude sind aus Holz, und man erkennt, dass sie hier seit hundert Jahren Wind und Wetter standhalten. Die Kälber liegen zu Füßen ihrer Mütter, die Sonne scheint auf ihr glänzendes kohlschwarzes Fell. Pferde stehen im Gras und dösen, andere halten ihre Köpfe hoch oder kratzen sich gegenseitig den Mähnenkamm.
    Wir fahren vorbei an den kilometerlangen Bewässerungsanlagen, die die Felder kreisförmig mit Wasser besprühen. Sie laufen wie die Arme eines Zirkels auf Rädern und werden von einer zentralen Wasserpumpe versorgt. Die Straße zieht sich endlos dahin, der Truck schnurrt gemächlich nach Westen, Mike hört Countrymusik.
    Wir biegen von der Straße nach rechts ab, und dort sehe ich die Gebäude der Ranch am Fuße eines Hangs. Sie stehen beisammen wie Häuser eines kleinen Dorfs. Die gut präparierte Schotterstraße führt uns durch die Weiden.
    Und dann stehe ich da, irgendwo in Montana, und weiß, dass ich es gefunden habe. Auf den mit trockenem Gras bewachsenen Hügeln sehe ich das Weideland der Pferde. Der Zaun markiert eine Grenze, die vor hundertfünfzig Jahren gezogen und seither nicht angerührt wurde. Ich stehe vor den alten Scheunen, der Schmiede, dem windschiefen Wohnhaus mit einer erhöhten, umlaufenden Veranda, auf deren Geländer ein bunter Quilt zum Trocknen hängt und Blumen in Töpfen stehen. Der Holzzaun des Korrals, der nahe den verwitterten Unterständen für die Pferde aufgebaut ist, ist von Wind und Wetter grau und zersplittert, aber er steht da, so wie ihn der Urgroßvater damals in den Boden gerammt hat, als er mit Pferd und Karren und ein paar Rindern in dieses Tal einzogen ist.
    Das Sonnenlicht bricht durch die Wolken, die von Südosten her aufziehen und aussehen, als brächten sie Regen oder Hagel. Der Wind ist warm, die Luft ist wie Quellwasser, und kein Geräusch dringt an mein Ohr, da ist nichts, nur die Topographie der Welt vor meinen Augen.
    Mike will mir einen Teil des Farmlandes zeigen. Er meint, wir müssten die anderen Mitarbeiter auf den oberen Weiden antreffen, da dort die Rinder gerade vom Nachbarland wieder aufs eigene getrieben werden. Man einige sich hier mit seinen Nachbarn auf Weidemieten – mal grasen die Rinder oder Pferde auf dem eigenen, mal auf dem Land eines anderen. Wir fahren in den Wald und in die Hügel hinein, die sich bis auf 2000 Meter über dem Meeresspiegel erheben. Das ganze Land ist Teil der Ranch. Oben auf einem Plateau, wo wir aussteigen, kann ich kaum glauben, was ich sehe. Hier ist mein Platz. Hier fühle ich mich befreit. Ich sehe die schneebedeckten Gipfel der Saphire Mountains im Westen, dazwischen Land, Land, so weit das Auge reicht. Wir hören nichts, wir sehen niemanden, und es geht kaum ein Windhauch. Mit meinem Fernglas suche ich die Hänge nach Elchen ab – und siehe da! Gegenüber in einer Senke liegt eine Herde von mindestens siebzig Tieren im Gras beisammen. Sie versammeln sich gerne auf Anhöhen, von wo aus sie einen guten Überblick haben. Ich senke mein Fernglas. Mike meint, dass die Elche ihr Winterfell verlieren und man sehen kann, dass sie am ganzen Körper noch schwarze Haarbüschel haben. Er beschreibt mir die hustenden Geräusche, die sie machen, und spricht von dem strengen Geruch, den die Tiere verströmen. Dann meint er, der Wind stünde gut für uns, wenn wir Glück hätten, könnten wir näher an sie heran.
    Ich spähe hinaus in die Grenzenlosigkeit und spüre die Realität, das Wahre und Göttliche, das mir keine Religion, kein Mensch, keine Lehre vermitteln kann – was ich nur in der Natur finde. Und ich bin ein Teil dieses Ganzen.
    Neben dem Gefühl totaler Faszination und uneingeschränkten Glücks verspüre ich die Verzweiflung, die Trauer darüber, noch in einem Lebensentwurf festzustecken, der nur auf Gewohnheiten, auf dem

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