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Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Titel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Jacobs
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Hieroglyphenschrift. Markerstifte gab es zuhauf, doch meist schrieb nur ein einziger. Es roch hier penetrant nach dem Lösungsmittel dieser wiederwegwischbaren Stifte und nach dem Lavendel-Wäscheduft, den Mrs. Newton in ihren Kleiderschrank zu legen pflegte.
    Ebenfalls in Fuller Hall befanden sich der Postschalter, der Computer-Raum, in dem ich immer Judd Markowski traf, das Dean’s Office, das Büro des Headmaster, die Aula und der Raum für Amerikanische Geschichte. Mr. Hibbler hatte sich in diesem Zimmer über die Jahrzehnte ein Reich eingerichtet, das allerlei Schätze und unersetzliche Dokumente barg. Eine Flagge der konföderierten Staaten von Amerika hing über seiner Tür. Er hatte sich über Jahrzehnte den Bitten des Schuldirektors widersetzt, die Flagge abzuhängen. Er hatte Ausgaben vom LIFE Magazin e aus den Sechzigern, mit großen Porträtaufnahmen von JFK und seiner letzten Fahrt durch Dallas. Er besaß alte Dokumente über die Unabhängigkeitserklärung und Schallplatten von Frank Sinatra. Hier roch es nach vergilbten Papieren und spröden Ledereinbänden. Der Raum lag im Erdgeschoss und war eines der größten Zimmer im Gebäude. Wir Schüler saßen zu dritt oder viert an großen Tischen, die sich, in U-Form aufgestellt, zum Markerboard öffneten. Mr. Hibbler trug immer Hemd und Fliege oder Hemd und Krawatte. Er war recht beleibt und redete viel bis sehr viel. Er liebte Werkzeuge und Maschinen aller Art und erzählte uns von der Bohrmaschine, der Kettensäge, ja von seiner »Tool-Crazynes«.
    Englisch- und Französischunterricht hatte ich im Sprachcenter. Die Stunden bei Mr. André, meinem Französischlehrer, waren eine Qual. Nicht wegen des Lernstoffes, o nein, sondern wegen des Gestanks, der diesen Raum im Kellergeschoss erfüllte. Eine Mischung aus vergorenem Schweiß, fettigem Haar, Hosen, die nach einem dreitägigen Prozess der Selbstreinigung immer wieder aus dem Kleiderschrank geholt wurden, schlug mir entgegen. Es stank nach einem einzigen Paar Schuhen und den dazugehörigen Füßen und Socken. Diese Luft musste ich einatmen, wenn ich durch die Eisentür trat, es ging nicht anders, auch wenn ich mir immer vornahm, fünfundvierzig Minuten lang die Luft anzuhalten. Die einzige Frischluftzufuhr wurde durch vergitterte Luftscharten ermöglicht, die sich nicht öffnen, sondern höchstens einen Spaltbreit kippen ließen.
    Ich musste im Kleinen Prinzen lesen, geplagt von fürchterlichen Kopfschmerzen, und verließ die Stunde mit Sauerstoffmangel. Einer der Gründe, warum ich keine Fortschritte in diesem Kurs machte, war dieser Gestank.
    Anders im Englischunterricht. Hier waren die Mitschüler schlimmer als der Geruch. Ich hasste diesen Kurs, und jedes Mal bangte mir vor dieser Stunde. Die Jungs waren ruppig und gemein. Sie lachten über meinen Akzent und gaben immer blöde Kommentare ab, wenn ich mich meldete oder etwas vorlesen musste. Die Mädchen hielten mich für eine Streberin und verachteten mich.
    Ms. Gilbert, die Englischlehrerin, war zugleich mein Hockey-Coach, und eigentlich mochte ich sie ganz gerne. Sie war kugelrund und hatte kleine Hände, die unaufhörlich durch die Luft flogen, während sie auf uns einredete. Ihr braunes Haar war lang, glatt und glänzend und reichte ihr fast bis zu den Hüften. Sie war einmal per Anhalter von Massachusetts nach New Orleans getrampt und erzählte viel von den Begegnungen auf dieser Reise, dabei lachte sie am Ende immer so sehr, dass ihr die Tränen kamen.
    »Da steige ich also mit meiner Tasche in diesen Truck ein. Der Fahrer ist so ein Shit-Kicker, liebt seine Zigaretten, mit Tattoos vom Hals bis an die Fingerspitzen, beidseitig, aber unglaublich nett: Hey, honey, bis wohin kann ich dich mitnehmen? Ich sage: egal. Er erzählt stundenlang, fragt mich komische Sachen, und nach etwa drei Stunden kommt aus der Kabine hinter uns seine Frau mit einer Waffe in der Hand. Sie sagt zu mir: ›Gib mir dein Geld.‹
    Ich sage: ›Ich habe kein Geld.‹
    Er dreht sich zu seinem chick um und sagt: ›Hey Cat, are you crazy, what are you doing?!‹
    ›Ich will ihr Geld‹, sagt sie.
    Er: ›Du kannst ihr nicht einfach das Geld abknüpfen, Süße, sieh sie dir doch an, die ist kaum dreiundzwanzig.‹
    ›Guck du auf die Straße‹, faucht sie.
    Er: ›Ich hab dir doch gesagt, du sollst aufhören mit dem Quatsch! Leg die Waffe weg, du bist doch verrückt!‹
    › Du bist verrückt‹, schreit sie. ›Du hast gesagt, dem Nächsten knüpfen wir das Geld

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