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Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Titel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Jacobs
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musste den Raum verlassen. Auf meinem Zimmer hämmerte ich gegen den Kleiderschrank.
    »Scheißmedikamente!«
    Nach diesem Vorfall im Atelier erkannte ich Kurt nicht wieder. Er fing an zu rauchen – »verdammt, ist das lange her, dass ich so einen Scheiß gemacht habe!« –, fraß in sich hinein – »sieh mich an, nennt man das nicht ein fettes Schwein?« – und wirkte auch in seinem Gesicht durch die Medikamente aufgedunsen und bleich. Er hörte auf, sich zu rasieren, sein Haar wurde lang und fettig, am Tisch oder im Atelier fing er ohne Grund an, böse zu lachen, er hatte keine Lust mehr, nach draußen zu gehen – »ich muss da was auskotzen, du hast keine Vorstellung davon«. Ich begann mich vor der Begegnung mit ihm zu fürchten, weil er mir immer vorhielt, ich hätte keine Ahnung von seinen Problemen. Seine Unberechenbarkeit in der Unterhaltung, überhaupt in seinem Verhalten stieß mich ab. Ich wich ihm aus, weil Gespräche mit ihm meist in Hohn und Sarkasmus endeten. Wie lange dieser Zustand andauerte, weiß ich nicht mehr. Aber von nun an fühlte ich mich sehr alleine und irgendwie betrogen. Ich schwor mir, niemals solche Medikamente zu schlucken, sie hatten mir meinen besten Freund geraubt.
    Manchmal, wenn ich ihm in den Fluren begegnete, musste ich daran denken, wie er es geliebt hatte, mit den Fingern zu malen. Und ich beobachtete, wie er noch immer seinen Tee mit zwei Beuteln aufgoss. Wenn er sie am Faden nach drei Minuten aus der Tasse zog, ließ er sie wie ein Lot baumeln. Dann legte er beide Beutel aneinander, hielt die Fäden zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte die Papierschilder jeweils an die Seiten der Beutel. So presste er die letzten Tropfen Tee aus. Die ausgedrückten Beutel wurden auf dem Teelöffel abgelegt, mit den Schnüren umwickelt, bis die Papierschilder obenauf lagen. Erst dann legte er das Paket beiseite.
    Wenn ich Tee trank, machte ich ihm diese Zeremonie nach und verbrannte mir dabei immer die Finger. Wenn er mir dabei zusah, musste er darüber schmunzeln.
    Bis heute drücke ich meine Teebeutel auf diese Weise aus, und ich verbrenne mir dabei immer meine Fingerkuppen.

7
    De n ganzen Tag schon wird auf der Farm gemäht und Laub zu großen Haufen zusammengeblasen. Am Straßenrand hängt Dale Gerney vom Hartland State Department mit einer Kettensäge im Baum und schneidet Totholz heraus, das Geräusch macht mich aggressiv.
    Ich fahre einkaufen. An der Kasse lege ich Zucchini, Avocados, Salat, eine Aubergine und weitere Lebensmittel auf das Band. Bei der Aubergine guckt mich die Kassiererin ratlos an.
    »Was war das noch mal?«, fragt sie, das Gemüse in den Händen hin und her drehend.
    » Eggplant. Aubergine«, sage ich.
    Sie blättert in ihrem Chart und tippt dann den Code ein.
    Bei der Zucchini muss ich ihr ebenfalls auf die Sprünge helfen. Avocado kennt sie.
    Es ist ein Tag, an dem ich nichts mit mir anzufangen weiß. Was Francis wohl macht? Selbst Jim hatte ich den ganzen Tag nicht gesehen.
    Ich verwende viel Zeit darauf, mein Abendessen zu kochen. Ich höre Musik: If you see my milk cow please drive her on home, ’cause I ain’t had no milk and butter since my milk cow’s been gone …
    Ich frage mich, wie weit das, was wir »Zivilisation« nennen, fortgeschritten ist, wenn wir uns tiefgekühlte Pizzen in den Ofen schieben können, aber eine Aubergine in der Kategorie unbekanntes Objekt gelandet ist. Wie weit sind wir gekommen, wenn es uns anekelt, eine Lammschulter vom Knochen zu lösen und wir nicht mehr wissen, wie eine Zucchini aussieht.
    Manchmal will ich von dieser Zivilisation nichts mehr wissen, manchmal wünschte ich, ich wüsste nichts vom Fortschritt, sondern glaubte nur ans Pferd. Seltsam, wie sich Wissen über Jahrhunderte verändert hat. Schließlich weiß ich, wie ich durch Try and Error ein elektronisches Gerät bediene, aber ich könnte nicht sagen, wie man ein Haus baut. Ich lege das Kochmesser zur Seite und tippe ins Internet ein: »Wie baue ich ein Haus?« Da kommen erst Anzeigen mit dem Lockruf »niedrige Preise« und natürlich der »Finanz-Ratgeber zum Hausbau: Hypothek und Eigenheim – wie Sie von beidem profitieren«. Da ist die Rede von sorgfältiger Planung, von Bauamt und Genehmigungen, selbst das Wort Architektur begegnet mir. Aber von alldem will ich nichts wissen, ich will wissen, wie ich, wenn ich ein Stück Land besäße, eine Hütte darauf bauen könnte.
    Ich finde die Antwort schließlich nicht im Internet, sondern in

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