Fraeulein Jensen und die Liebe
Buchstaben, die sich »Name« nennt. Und trotzdem entscheidet genau dieser Name, ob der Besitzer bei mir landen kann.
Ein furchtbar gut aussehender Typ brüllte mir in der Disco auf die harmlose Frage »Und wie heißt du?« »Sascha Falko« entgegen. Sascha Falko? Ich wurde etwas unruhig. Nun ja, Falko kann man ja zur Not weglassen, dachte ich und schrie hoffnungsvoll »Sascha?« zurück. Ich tat einfach so, als ob ich den Namen unter dem Geräuschpegel nicht richtig verstanden hätte. »Nein«, schrie er zurück. »Sascha Falko.« Okay, Falko konnte man also wohl doch nicht weglassen. Dann sollte er es nun mal nicht sein.
Ich weiß, dass das furchtbar oberflächlich ist. Und wahrscheinlich gehen mir mit dieser Einstellung Tausende von fantastischen Traummännern durch die Lappen. Aber ganz ehrlich: Ein getöpfertes Türschild, auf dem in geschwungener Schrift »Hier wohnen Hannah und Sascha Falko und ihre Kinder« draufsteht, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Aber Joscha? Joscha kann ich mir auf diesem Schild gut vorstellen. Sehr gut sogar. Joscha und Hannah – das klingt nach jungen, schönen Eltern, die ihre glücklichen Kinder vom Kindergarten abholen.
Der nächste Tag. Es ist 18 Uhr, ich knie neben meinem Fernseher, halte meine linke Wange an den Bildschirm und sehe in Pias Richtung.
»Nun sag schon, ist er im Bild?«, frage ich ungeduldig, schließlich sind meine Kniescheiben nicht mehr die jüngsten, und mein Holzfußboden ist nicht dafür gemacht, dass man sich eine ganze VerboteneLiebe-Folge über auf ihn kniet.
»Halt mal still. Schließlich muss ich euch beide zusammen sehen. Und lächle mal ein wenig.«
Ich lächle gequält und drücke mein Gesicht näher an den Fernseher. Plötzlich höre ich seine Stimme zwei Zentimeter neben mir.
»Und?«, rufe ich. »Was meinst du?«
Pia nickt zufrieden. »Ich muss sagen: Ihr würdet wirklich ein schönes Paar abgeben. Du kannst wieder aufstehen.«
»Na endlich«, stöhne ich und rapple mich wieder auf. Meine Knie fühlen sich an, als wäre ich gerade den Ski-Weltcup mitgefahren.
»Das wäre ja abgefahren, wenn ihr wirklich zusammenkommt.« Pia gluckst. »Das Set von der ›Verbotenen Liebe‹ wird dann unser neues Zuhause.«
»Unser?« Ich glaube, ich habe mich verhört.
»Na, hör mal. Wenn das wirklich mit euch klappt, würde ich natürlich auch nach Köln ziehen. Das ist ja wohl klar. Und vielleicht finden wir dann ja auch ein kleines Affärchen für mich.« Sie kichert. »Dieser Matthias Brandner ist doch ganz heiß in der Rolle.«
Zum ersten Mal kann ich Pia von einem Mann begeistern. Dieser Segen von ganz oben entspannt ungemein.
Wir stoßen darauf an, dass wir bald »unsere Männer« am Set besuchen und dem Regisseur über die Schulter sehen werden.
»Hallo Rüdiger« (wir duzen uns natürlich), werden wir sagen. »Wir sind ein wenig zu früh. Wir wollen gleich Joscha und wie-heißt-Matthias-Brandner-bloß-in-echt abholen. Dürfen wir kurz zusehen?«
»Klar«, wird Rüdiger sagen. »Wir drehen nur kurz die Szene ab und dann könnt ihr eure Jungs mitnehmen.« Rüdiger, Pia und ich schlagen ein und werden vom Aufnahmeleiter mal wieder ermahnt, nicht so laut zu sein. Die eingeschworene Gemeinschaft kichert leise.
Zwei Wochen später fahre ich tatsächlich nach Köln. Denn: Joschas Manager hat mir einen Interviewtermin besorgt. Wo wir uns treffen, würde mir Joscha (persönlich!) noch einmal sagen, er habe ihm meine Nummer gegeben.
Um Gottes willen. Sebastian Graf von Lahnstein, ich meine, Joscha Kiefer, hat meine Handynummer. Ob er sich vorher schon mal meldet? Er könnte ja »Hi Hannah, weiß noch nicht, wo wir uns treffen können, wollte nur sagen, dass ich mich auf dich freue« schreiben oder in der Art.
Ich ertappe mich dabei, wie ich ständig auf mein Handy sehe. Nichts. Aber das kann ja noch kommen. Ich packe weiter meinen Koffer. Morgen geht es los. Nach Köln. Für drei Tage. Pia findet das »total übertrieben und mal wieder typisch Hannah«, dass ich gleich einen Kurzurlaub daraus mache. Aber ich finde, wenn man schon zum ersten Mal in seine neue Heimat fährt, kann man ruhig etwas länger bleiben. Schließlich muss ich mir auch alles in Ruhe ansehen. Außerdem soll man am Rudolfplatz drei neue Freunde finden, wenn man eine Stunde lang dort steht (habe ich in einem Reiseführer gelesen – na, das will ich sehen!). Und: Man muss sich auch mal was gönnen im Leben. Gott, wie das klingt. Man könnte
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