Fraeulein Jensen und die Liebe
von Herrn Hoëcker.
»Viel Spaß in der Show«, ruft er mir lachend nach.
Vor genau zwei Stunden habe ich vollkommen erfolglos »sei ernst, sei ernst« vor mich hin gemurmelt. Jetzt bin ich es. Ernst. Und könnte heulen.
So überzeuge ich doch nie und nimmer einen witzigen Mann von mir. Mein Schicksal wird es also sein, mein Leben mit einem Mann zu verbringen, der sich als Seelenverwandter von Al Bundy sieht, der »tschüssikowski« sagt und der T-Shirts mit dem Aufdruck »Sumsen ist Buper« trägt. Wahrscheinlich werde ich mich irgendwann von meinen Humor-Idealen so weit entfernt haben, dass ich auch über »Lieber arm dran als Arm ab« herzhaft lache.
Ob ich mit dieser düsteren Aussicht jetzt in der Show überhaupt noch Spaß haben kann?
Ich kann. Bernhard Hoëcker ist charmant, witzig, selbstironisch, kreativ und frech. Männer haben vor Lachen Tränen in den Augen, Frauen schlagen sich auf die Schenkel. Die Welt steht kopf. Ritterhude bebt. Und ich mit. Was für eine Show.
Während Bernhard Hoëcker auf der Bühne alles gibt, überlege ich, ob es Liebeskummer nicht nur nach einer Enttäuschung geben kann, sondern auch schon davor. Kann ich jetzt schon Liebeskummer wegen der witzigen Männer da draußen haben, die ich nie haben werde?
Ich befürchte schon.
Und was macht man dagegen?
Nach der Show passe ich Bernhard Hoëcker an seiner Garderobe ab.
»Herr Hoëcker, ich habe doch noch eine Frage.«
»Ja?«
»Haben Sie ein Rezept gegen Liebeskummer?«
»Am besten, man wartet einfach ab, bis es vorbei ist. Und was ich ganz schlimm finde: Selbsterhöhung durch Fremderniedrigung. Man kann doch dazu stehen, dass der andere toll ist. Warum muss man ihn schlechtmachen, nur damit man sich selbst besser fühlt?«
Ich bedanke mich brav und gehe noch betrübter als zuvor zum Auto. Natürlich muss man den anderen nach einer Trennung oder einer Enttäuschung schlechtmachen. Nachdem Stefan mich verlassen hatte, attestierten mir alle Freundinnen, dass sie ihn sowieso schon all die Jahre während unserer Beziehung verlogen, schwierig und absolut unerträglich fanden. Und als Pia mal wieder von einer Affäre (Model, lief sogar mal für Joop in Hamburg) sitzengelassen wurde, waren wir uns alle einig: »So gut sah der nun wirklich nicht aus.«
Selbsterhöhung durch Fremderniedrigung muss sein! Zum Glück habe ich mir diesen Satz gerade bei Bernhard Hoëcker verkniffen. Sonst hätte er es spätestens dann bemerkt, dass ich zu 100 Prozent seinem Anti-Typ von Frau entspreche.
Wenn ihm das nicht schon längst klar war.
Vollkommen ernst geht es zurück nach Hamburg.
6. Tim Lobinger und nackte Tatsachen
Ich bin ratlos. Fünf Traummänner liegen hinter mir. Ich habe sozusagen Bergfest. Haha, sehr witzig. Gestern, auf dem Weg nach Ritterhude, hätte ich noch herzlich darüber lachen können. Aber heute? Ich kann noch nicht einmal schmunzeln. Wahrscheinlich kann ich nie wieder lachen. Welcher Mann kann mich bloß über Kevin, Rocko, Joscha, Martin und Bernhard hinwegtrösten?
Manchmal hilft es, etwas zu essen, wenn man in wichtigen Lebensfragen nicht weiterkommt. (Ich befürchte, ich habe in den letzten Wochen ziemlich viel gegessen.)
Ich mache den Kühlschrank auf und sehe grün: Ich finde eine Gurke, einen Kopfsalat, einen Apfel und einen Wackelpudding. All diese Dinge habe ich bewusst gekauft, nachdem ich in einer Frauenzeitschrift gelesen hatte, dass Cameron Diaz vor der Oscar-Verleihung nur grüne Dinge isst, weil man dadurch einen flachen Bauch bekommt. Manchmal stehen in Zeitschriften aber auch Sachen, mit denen man wirklich nichts anfangen kann, habe ich im ersten Moment gedacht und mich zu »So schminken Sie Smokey Eyes« durchgeblättert (endlich mal ein konkreter Tipp!). Doch dann wurde mir schlagartig klar, dass diese kleine Meldung über drei Zeilen eine echte Offenbarung war. Ich blätterte hektisch zurück. Natürlich! Ich würde nicht nur vor der Oscar-Verleihung grüne Dinge essen, sondern mein Leben lang! Genial! Leider fand ich im Supermarkt nur die Gurke, den Kopfsalat, den Apfel und den Wackelpudding, was ich eindeutig als »grün« bezeichnen konnte.
Als ich an der Kasse in der Schlange stand und meine fünf grünen Sachen lässig aufs Laufband legte, wartete ich jeden Moment darauf, angesprochen zu werden.
»Sie haben ja interessante Dinge eingekauft.«
»Ach danke, ja, ich achte eben auf meine Ernährung. Nennen Sie mich doch einfach Cameron.«
Meine Zukunft in Form eines flachen
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