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Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
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getrieben werden«, sage ich ernst.
    »Wirste schon nicht«, nuschelt Pia abwesend. »Mein Gott, ist das lecker.« Sie stöhnt auf. Da sag noch mal jemand, ich sei melodramatisch.
    Widerwillig nehme ich ein Lachs-Nigiri. Mmh. Lecker. Ausgesprochen lecker. Ich probiere noch eins. Und noch eins. Pias Stöhnen war berechtigt, dieses Sushi ist mit Abstand das Beste, was ich je gegessen habe!
    »Wo hast du das gekauft, Pia?«
    »Henssler am Hafen«, nuschelt sie, während sie eine dicke Maki-Rolle im Mund hat.
    Bei Henssler am Hafen? Bei dem Steffen Henssler? Das ist doch dieser gut aussehende Fernsehkoch, dessen Show ich mir immer ... äh ... manchmal, also ganz selten ansehe.
    »Pia, warum bist du gerade dorthin gegangen?« (Ich klinge wie Maria Furtwängler in einem »Tatort«. Die hat auch immer so einen scharfen Ton an sich, wenn sie einen Zeugen befragt.)
    Pia erkennt den Ernst der Lage nicht. Sie sieht gar nicht erst auf, sondern nuschelt irgendwas von »lag auf’m Weg« und stopft sich wieder eine Rolle in den Mund.
    Das ist doch ein Zeichen! Normalerweise holen Pia und ich Sushi immer bei der dicken Chinesin am Hauptbahnhof. Das ist günstig und einigermaßen lecker. Warum ist sie heute ausgerechnet zu Steffen Henssler gegangen? »Lag auf dem Weg.« Papperlapapp. Ich sehe förmlich, wie ihr Unterbewusstsein sie dorthin geführt hat und Pia, wie auf Autopilot, schnurstracks zu Henssler gegangen ist. Und da sie es sich selbst auch nicht erklären kann, faselt sie jetzt etwas von »lag auf dem Weg«. So ein Blödsinn.
    Ich starre die immer noch mampfende Pia mit großen Augen an. Natürlich, das ist es! Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Manchmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht.
    Ich suche Steffen Henssler!
     

     
    Ich habe einen guten Männergeschmack, das muss man mir lassen. Es ist genau 14.15 Uhr und gerade hat Steffen Henssler mit der Moderation der »Küchenschlacht« im ZDF begonnen. Fünf Kandidaten kochen gegeneinander an, und am Ende entscheidet ein Profikoch, welches Essen am besten schmeckt. Die Aufgabe von Steffen Henssler: den Kandidaten beim Kochen helfen und gut aussehen (kann er beides!).
    Zugegeben, ich sehe die Sendung ziemlich oft. Wenn man es genau nimmt, sehe ich sie jeden Tag. Ich finde, dass Pausen während der Arbeit sein müssen. Gerade Freiberufler haben ja keinen Chef, der ihnen sagt, wann sie mal eine Pause machen dürfen. Und da bei uns permanent die Gefahr besteht, dass wir uns über arbeiten (vielleicht nicht bei mir, aber das kann ja noch kommen), muss man sich eben selbst Grenzen setzen. Es wäre ja geradezu fahrlässig, wenn ich permanent arbeiten würde. Ich will doch mit vierzig keinen Burn-out haben. Nein, nein, das hat schon alles seine Richtigkeit so. Um zwei Uhr sehe ich die »Küchenschlacht« und um sechs die »Verbotene Liebe«. So einfach ist das.
    Warum erkläre ich mich eigentlich? Ich muss mich auf die Sendung konzentrieren. Auf Steffen Henssler!
    Er hat schwarze Haare (leicht gelockt, sexy!), dunkle Augen (ausdrucksstark, wahnsinnig sexy!) und ein Lächeln, das meine Mutter als »spitzbübisch« (und ich als extrem sexy) bezeichnen würde. Nun, vielleicht trifft es den Kern am besten, wenn ich Steffen Henssler im Ganzen als ausgesprochen, nun, sagen wir, sexy beschreibe.
    Pia glaubt ja, dass ich ihn nicht so toll finden würde, wenn er einen anderen Beruf hätte. Nachdem ich ihr nach der letzten Sushi-Rolle gestern feierlich verkündet hatte, dass Steffen Henssler mein nächster (und sicher letzter) Traummann wird, sah sie mich lange an und sagte dann: »Deine Liebe ist nicht echt.«
    Doch, ist sie. Denn ich bin mir sicher, dass ich Steffen Henssler auch zum Anbeißen finden würde, wenn er bei der Müllabfuhr wäre. Aber zugegeben, die Tatsache, dass er Koch ist, wirkt sich vielleicht doch ein klitzekleines bisschen auf meinen Hormonhaushalt aus.
    1. Ein Koch ist einfach extrem männlich. Männlich und stark. Schließlich wiegt so eine Pfanne mal locker mehrere Kilo, und dann die Töpfe erst! (Deswegen haben Profiköche auch immer so wunderbar sehnige Unterarme!)
    2. Ein Koch trägt eine Kochjacke. Ich weiß, das klingt profan. Aber ich kann mir kein Kleidungsstück vorstellen, das ich erotischer finde. Ich liebe dieses unschuldige Weiß, gepaart mit der Strenge der zweireihigen Knöpfe. (Ich gestehe, dass ich mir manchmal vorstelle, wie ich einem Koch diese Jacke vom Leib reiße.)
    3. Ein Koch hat immer etwas Dominantes an sich. Nicht, dass ich

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