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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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heraus, die ich dort aufbewahrte.
    Linnea starrte die Pistole an. »He, ich
dachte, du willst dich umziehen.«
    »Nee — jetzt habe ich schon zu viel
Zeit verloren. Ich muß hinüber zu Mr. Moe.«
    »Ich komme mit und besorge ein paar
Flaschen Wein. Ich habe alle deine Vorräte getrunken.«
    »Nein.«
    Linnea schaute mich vorwurfsvoll an.
»Sharon, ich will doch nichts weiter als ein Glas Wein. Ich werde es ganz
langsam trinken und nicht mehr hinunterkippen, glaube mir.«
    »Ich meine, es könnte unangenehm
werden, drüben in Mr. Moes Laden.« Ich legte eine Pause ein, und dabei fiel mir
der Wein ein, den ich neulich abends bei Stanley deponiert hatte. »Aber ich
weiß, wo du Wein bekommen kannst. Geh in Ellens Kneipe und frag Stanley danach.
Es ist eine Flasche Grey Riesling. Sie gehört mir, ich habe sie dort
abgegeben.«
    »Du gibst deine Sachen an den
unmöglichsten Orten ab. Also schön, gehen wir.«
    Auf halbem Weg zur Haustür sagte ich:
»Ach übrigens, ich habe die Absicht, gegen die Art und Weise vorzugehen, wie
dich Greg Marcus gestern belästigt hat, aber zuerst muß ich persönlich mit ihm
abrechnen. Kannst du mir ein paar Sätze nennen, die gegen ihn zu verwenden
wären?«
    Linnea blieb draußen auf der obersten
Treppe stehen.
    »Greg Marcus? Der dir immer Schokolade
schickt? Der Polizist, der gestern abend hiergewesen ist?«
    »Ja.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er kam hierher und hat dich
durcheinandergebracht. Erinnerst du dich, wie er dich gefragt hat, was Molly
dir in Verwahrung gegeben hat? Als du ihm die Pralinen an den Kopf geworfen
hast, die er brachte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sharon, das
war nicht Greg Marcus. Ich nehme an, er hat nur die Schachtel mit den Pralinen
draußen an die Tür gelehnt. Ich habe ihn gestern abend zum erstenmal gesehen.«
    »Wer war es dann? Wer hat dich so
durcheinandergebracht?«
    »Sebastian, der Mann, der die Bürsten
austrägt. Er sagte, du hättest bei ihm eine Toilettenbürste bestellt, daraufhin
habe ich ihn hereingelassen.«
    Jetzt fiel es mir wieder ein; die
Bürste hatte neben den Pralinen auf dem Boden gelegen.
    »Sebastian wollte wissen, was Molly dir
zum Aufbewahren gegeben hat?«
    Sie nickte verwirrt. »Aber es ist schon
wieder gut. Er ist heute vorbeigekommen und hat sich entschuldigt. Meinte, er
mache sich Sorgen wegen des Erbes von Gus, deshalb sei er so unhöflich
    gewesen.«
    »Wegen des Erbes von Gus? Linnea, bist
du ganz sicher, daß Gus in meinem Zimmer gewesen ist, an dem Abend, als Molly
ermordet wurde?«
    »Ja, Sharon, was — «
    »Hör zu: Du gehst jetzt wieder hinauf,
sperrst die Tür zu und bleibst hier.«
    »Was? Kann ich nicht einmal den Wein
holen?«
    Ich zögerte, »Also gut, hol ihn dir
meinetwegen. Aber dann komm sofort hierher zurück und laß niemanden in die
Wohnung!«
    »Und was ist mit Herb?«
    »Den schon gleich gar nicht. Sag ihm,
du kommst später zum Blindenzentrum. Halte ihn ruhig eine Weile hin. Aber ich
will nicht, daß irgend jemand meine Wohnung betritt, bis ich von Mr. Moe zurück
bin. Hast du verstanden?«
    »Okay, reg dich doch nicht so auf. Ich
halte die Festung.«
    »Gut.« Ich lief rasch bis zur Ecke. Als
ich an der Fußgängerampel auf Grün wartete, sah ich Linnea, die in der Mitte
des Blocks die Straße überquerte und auf Ellens Kneipe zuging. Sie hatte die
Hände in die Jackentaschen gesteckt und den Kopf gesenkt. Im Nebel, der dem
Nieselregen gefolgt war, sah sie verloren und einsam aus.
    Ich warf einen Blick auf die Straße,
berührte dann die beruhigende Ausbuchtung der Pistole in meiner Handtasche. Mit
ihrer Hilfe würde ich von Mr. Moe die Antworten erhalten, die ich brauchte.
     
     
     

Kapitel
22
     
    Mr. Moe stapelte Orangen zu einer
Pyramide auf, als ich den Laden betrat. Er richtete den Blick auf den Spiegel
über dem Gemüseregal, erkannte mich und zuckte zusammen. Unter seinen
zitternden Händen kamen die oberen Orangen ins Rollen und brachten die ganze
Pyramide zum Einsturz.
    Der Lebensmittelhändler stieß einen
ärgerlichen Laut aus und bückte sich, um die Orangen wieder einzusammeln. Ich
rührte mich nicht, dachte auch nicht daran, ihm zu helfen.
    »Ziemlich nervös in letzter Zeit, was,
Mr. Moe?«
    Er lehnte sich zurück und blickte zu
mir hoch, beide Arme voller Orangen. »Was wollen Sie denn jetzt schon wieder
von mir?«
    »Ich bin ein Kunde, Mr. Moe. Sie
möchten doch nicht, daß ich mein Geld im Supermarkt lasse, oder?«
    Er seufzte und ließ die Arme sinken,
woraufhin die Orangen

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