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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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mir,
aber niemand kam mir zu Hilfe.
    Jetzt zielte ich und schaute Linnea
noch einmal an.
    Sie nickte kaum merklich.
    Ich bin bereit...
    Ich holte tief Atem. Wartete zwei
Sekunden. Nickte.
    Linnea sackte zusammen.
    Sebastians Revolvermündung zeigte einen
Augenblick lang nach oben.
    Ich feuerte.
    Der Schuß zerriß die Stille, Sebastian
stürzte und riß Linnea mit sich.
    Ich stand erstarrt da, steckte meine
Pistole in die Tasche und lief nach vorn, um meiner Freundin zu helfen. Sie
rollte vom Podest und lag in meinen Armen. Die Kirche war plötzlich voll von
uniformierten Polizeibeamten.
    Ich brachte es nicht fertig, Sebastian
anzuschauen, fühlte aber, daß er tot war. Ich hatte kein Risiko eingehen können
und einen Todesschuß abgegeben.
    Linnea in meinen Armen, ging ich durch
den Mittelgang auf das Vestibül zu. Dort wartete Greg, und seine Miene zeigte
eine seltsame Mischung aus Stolz und Sorge. Linnea stolperte und schluchzte,
aber ich hielt sie fest. Als wir Greg erreicht hatten, breitete er beide Arme
aus und schloß sie um uns beide. Ich drückte mich an ihn und an Linnea und
wußte, daß ich meinen Kampf gegen den Tod einer Freundschaft gewonnen hatte — zum
zweitenmal.
     
     
     

Kapitel
25
     
    Ich warf einen Blick auf meine
Armbanduhr und dann auf die Tür der Flughafenbar.
    Greg sagte: »Mein Gott, Sharon! Linnea
ist gerade vier Minuten weg. Wahrscheinlich dauert es so lange, um die
Damentoilette auch nur zu finden.«
    Ich zog die Stirn in Falten. »Wenn du
dir keine Sorgen machst um sie — woher weißt du dann, daß es genau vier Minuten
sind?«
    Er lächelte und legte seine Hand auf
die meine. »Bleib ruhig.«
    »Ich will nur, daß sie dieses Flugzeug
nimmt.«
    Seine Hände schlossen sich um die
meinen.
    Ich trank einen Schluck Wein und
blickte dann hinaus durch das Fenster auf eine 747, die heranrollte. Wir hatten
zwei harte Tage hinter uns, mit viel Aufsehen und noch mehr Formalitäten.
Obwohl ein halbes Dutzend Polizeibeamte Zeugen meines durch die Sachlage
durchaus gerechtfertigten Schusses gewesen waren, hatte es eine Menge Verhöre
gegeben.
    »Greg«, sagte ich nach einer Weile,
»ich finde, es ist an der Zeit, daß ich mir eine andere Wohnung suche.«
    »Schon möglich.«
    »Das Haus ist mir unheimlich geworden.
Und auch die Umgebung. Sebastian ist tot. Mr. Moe hat sich erhängt.« Ich
schauderte, als ich mich an den Bericht in den Zeitungen erinnerte, an die
Schilderung, wie der Lebensmittelhändler tot in seinem Lagerraum gehangen
hatte. »Clemente wurde angeschossen, weil er bei seiner Festnahme am Flughafen
Widerstand leistete, und man weiß nicht, ob er für immer gelähmt bleibt.«
    »Und Neverman hat so und so verloren«,
fügte Greg hinzu. »Er wird noch einmal auf Bewährung entlassen werden, wieder
etwas ausfressen und zum drittenmal hinter Gitter kommen, auf Lebenszeit.«
    »Das Ergebnis von ein paar Tagen
Arbeit«, sagte ich bitter.
    Greg drückte meine Hand. »Das liegt nun
mal in der Natur unseres Berufs.«
    »Was noch lange nicht heißt, daß es mir
gefällt.«
    »Mir auch nicht.« Er ließ eine Pause
entstehen. »Wenigstens kannst du dir jetzt den Umzug leisten. Der Scheck der
Circle-Werft war sehr großzügig.«
    John Hood hatte ihn mir gestern
persönlich überreicht. »Ja, aber ich gebe das Geld nicht gern für den Umzug
aus.«
    »Denk darüber nach.«
    »Ich würde ihn viel lieber für eine
Ferienreise ausgeben...«
    Linnea kam zurück in die Bar, hatte
sich frisiert und das Makeup aufgefrischt. Sie setzte sich an den Tisch und
trank einen Schluck von ihrem Mineralwasser.
    Offenbar bemerkte sie den beifälligen
Blick, den ich auf ihr Glas warf, denn sie sagte: »Ja. Ich will nüchtern sein,
wenn ich meine Kinder wiedersehe.«
    »Sie freuen sich bestimmt, daß du nach
Hause kommst.«
    »Ja, das glaube ich auch. Sie brauchen
ihre Mutter und ein Heim, das ihnen gehört. Obwohl letzteres ein wenig dauern
kann.«
    »Was haben Sie vor?« fragte Greg.
    »Darüber habe ich bereits nachgedacht.
Ich war einmal eine ganz passable Nachrichtensprecherin. Vielleicht gibt mir
die Fernsehstation, bei der ich früher gearbeitet habe, einen neuen Job.«
    »Glaubst du, daß du eine Chance hast?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß
es nicht, bei der derzeitigen Lage auf dem Arbeitsmarkt.«
    »Weißt du«, sagte ich, »San Francisco
ist eine gute Stadt für Frauen in solchen Berufen. Wenn es in San Diego nicht
klappt, kannst du immer hierherkommen und bei mir wohnen, während du dich

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