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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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bei
den hiesigen Sendern vorstellst.«
    Linnea lächelte. »Es gehört eine
gehörige Portion Mut dazu, die Einladung zu wiederholen, wenn man bedenkt, wie
ich dein Leben in den letzten Wochen durcheinandergebracht habe. Und — ich muß
sagen, es freut mich sehr, Shar.«
    »Nun ja«, bemerkte Greg, »eines kann
man Sharon jedenfalls nicht vorwerfen: daß sie nicht genügend Mut hätte. Was
den Verstand und die Vernunft angeht, bin ich mir nicht so sicher.«
    Ich funkelte ihn an. »Ich hab’ immerhin
deinen Mörder erwischt.«
    »Und hast dabei Linneas Leben riskiert.«
    »Aber sie ist nicht getötet worden,
oder?«
    »Du kannst von Glück sagen, daß du die
Lizenz behalten darfst.«
    »Und du kannst von Glück sagen, daß du
deine Dienstmarke behalten hast!«
    »Ich bin nur deshalb in Schwierigkeiten
geraten, weil ich auf dich gehört habe.«
    »Hört schon auf, euch zu streiten!«
fuhr Linnea dazwischen.
    Gregs Mundwinkel zuckten. »Sharon,
glaubst du, es wird uns jemals gelingen, in Harmonie miteinander auszukommen?«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Aber
ich wünschte, es wäre möglich. Jeder Streit mit dir ist eine neue Prüfung.«
    »Weil wir schon von Prüfungen
sprechen«, sagte Linnea, »ich möchte nun doch gern wissen, wie du darauf
gekommen bist, daß Sebastian der Mörder war. Du sagst, du hast gewußt, daß er
es war, als du die Polizei angerufen hast und um unauffällige Unterstützung
batest — aber woher hast du es gewußt?«
    »Es war nicht einfach, aber ich hatte
ein paar Hinweise. Clemente hatte mir versichert, Blinde könnten fast alles
tun, genau wie Sehende, vorausgesetzt, sie seien entsprechend ausgebildet.
Sebastian war lange genug ausgebildet worden. Der Mörder mußte gewußt haben,
daß Anya einen Revolver in der Tischschublade aufbewahrte, sonst hätte er ihn
nicht stehlen können. Sebastian hatte gehört, wie Anya von Gus deshalb
gehänselt wurde. Und Sebastian selbst hat mir einen entscheidenden Hinweis
gegeben.«
    »Nämlich?«
    »Er sagte, er könne sich an Orten, die
er kennt, mit Hilfe seines Stocks sicher bewegen. Das galt für das
Blindenzentrum ebenso wie für die Straßen in der näheren Umgebung und für das
Haus, in dem ich wohne.«
    »Aha.« Linnea nickte.
    »Ich wollte nur, ich hätte ihm genauer
zugehört — und früher«, fügte ich hinzu.
    »Du hast es schnell genug
herausbekommen.« Greg schaute auf seine Armbanduhr. »Sie müssen zu Ihrer
Maschine, Linnea.«
    Wir passierten die
Sicherheitskontrollen und begleiteten Linnea schweigend zum Flugsteig. Am
Eingang zum Tunnel umarmte sie uns beide und lief dann zur Maschine, als
fürchte sie, sie könnte sich noch einmal anders entscheiden. Greg und ich
lehnten an der Absperrung und sahen zu, wie die übrigen Passagiere an Bord
gingen.
    »Und, Indianermädchen?« fragte er. »Was
nun?«
    »Wie meinst du das?«
    »Was wird mit uns?«
    Ich schaute ihn an. Sein Ausdruck war
ernst, ohne die Spur des üblichen, scherzhaften Spotts.
    »Ich weiß es nicht. Wir werden sehen.«
    »Wenn zwei wie wir eine Beziehung
aufbauen wollen, geht das vermutlich nicht von heute auf morgen.«
    »Das stimmt.«
    »Ich bin bereit, zu warten, aber bis
dahin...« Er fischte in der Tasche seines Trenchcoats und warf mir etwas zu.
    Ich fing es auf. Na, was wohl? Eine
Tafel Schokolade.

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