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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Auge raus?«, fragte Officer McBean.
    »Sieht aus wie eine Nadel. Zum Stricken«, sagte Wedmore. Sie hatte diesem Hobby nie gefrönt, doch ihre verstorbene Mutter hatte Stunden damit verbracht. Dann sah sie ein Wollknäuel auf dem Boden. »Was hab ich gesagt?«
    »Ich glaub, mir wird schlecht«, sagte McBean und lief hinaus.
    Officer Gibson schnitt eine Grimasse und sagte zu Wedmore: »Blut ist nicht so sein Ding.«
    »Geben Sie das durch. Die sollen alle anrücken«, sagte Wedmore. »Das ist ein frischer Tatort.«
    Gibson ging hinaus und funkte die Leitstelle an.
    Wedmore blieb im Wohnzimmer und hielt Ausschau nach allem, was nützlich sein konnte. Sie ging in die Küche und sah die Teekanne, die sich noch warm anfühlte, und den einzelnen Becher, der darauf gewartet hatte, gefüllt zu werden.
    »Bis eben hat alles noch ganz einfach ausgesehen«, sagte Wedmore zu sich selbst. Der Fall Ellie Garfield sah wie eine reine Familienangelegenheit aus. Tochter tötet Mutter, Vater vertuscht es. Alle – Opfer, Täter, Helfer nach der Tat – waren verwandt. Eine Familientragödie vom Anfang bis zum Ende.
    Aber das hier, tja, das hier konnte alles auf den Kopf stellen. Durch Garfields Tod wurde der Kreis der Verdächtigen größer. Melissa konnte es nicht gewesen sein, sie hatte die letzten beiden Stunden in Polizeigewahrsam verbracht. Wedmore brauchte keinen Gerichtsmediziner, um zu wissen, dass der Mord keine zwei Stunden her war. Und Garfield – oder zumindest jemand, der behauptet hatte, Garfield zu sein – hatte vor etwas über einer Stunde auf dem Revier angerufen, um sich zu erkundigen, was die Suche nach seiner Frau ergeben hatte. Ein raffinierter Schachzug, dachte Wedmore. Gute Taktik, den Verdacht von sich abzulenken. Leider nützte ihm seine Gerissenheit jetzt nicht mehr viel.
    Sie ging ins Wohnzimmer und stellte sich wieder neben Garfields Leiche. Auf dem Sofa lag ein Damenmorgenmantel, doch der dazugehörige Bindegürtel lag auf dem Teppich, direkt neben der Blutlache.
    Interessant.
    Dann, als sie wieder die Leiche betrachtete, erregte etwas an Garfields blutdurchtränktem Hemd Wedmores Aufmerksamkeit.
    »Hallo?«, sagte sie leise. »Was haben wir denn da?«

[home]
    Neunzehn
    K irk Nicholson saß auf der Couch, die Füße auf dem Tischchen davor, und nahm sein Frühstück zu sich. Oder ein frühes Mittagessen. Einen Brunch vielleicht. Was es auch war, es bestand aus einer Flasche Budweiser und einer Biskuitrolle mit Cremefüllung. Er hatte den Fernseher laufen und sah sich eine Folge von
Familien-Duell
an, in der eine Familie, lauter Inzuchtler in Kirks Augen, zu erraten versuchte, was einhundert Personen geantwortet hatten, als man sie fragte: »Welche Stelle des Körpers vergessen Sie manchmal zu waschen, wenn Sie ein Bad nehmen?«
    »Hinter den Ohren!«, rief Kirk.
    Er war ziemlich gut bei diesen Fragen.
Familien-Duell
war seine Lieblings-Gameshow, weil man hier, anders als bei
Jeopardy!
und
Wer wird Millionär?,
nichts wissen musste. Man musste nur erraten können, welche Antwort andere für die richtige
hielten
. Und so geschah es öfter, dass Kirk die richtige Antwort herausbrüllte und sich unheimlich gut dabei fühlte.
    Und das brauchte er zurzeit.
    Oft wanderte sein Blick vom Fernseher zu dem Regal, das er daneben für seine Magnesiumreifen aufgestellt hatte. Es waren 20-Zoll-Mamba-Reifen, Modell M3, mit acht Felgenspeichen, Farbe
Machine Black
. Normalerweise kostete ein Viererset zweitausend Dollar, aber er hatte sie für dreihundert weniger ergattert.
    Wenn der Schnee weg war, würde er sie aufziehen. Das würde vielleicht geil aussehen. Aber schon hier im Wohnzimmer waren sie eine Augenweide. Zum Glück gehörte zu Keishas Minifutzihaus keine Garage, sonst hätte er nicht jeden Tag die Gelegenheit, diese Prachtdinger zu bewundern. Außerdem musste er sich so keine Sorgen machen, dass jemand sie aus der Garage stahl. Was ihm Sorgen machte, war die kleine Sackratte, wie er Matthew jetzt nur mehr nannte. Der fasste womöglich die Reifen wieder an und hinterließ schmierige kleine Fingerabdrücke darauf. Vielleicht riss der Bankert sie sogar vom Regal und brach sich ein Bein dabei.
    Das erinnerte ihn an seinen eigenen Fuß, dem es schon viel besserging, danke der Nachfrage. Nicht, dass ihn das davon abhielt zu humpeln, wenn Keisha dabei war. Er musste das Mitgefühl ausnutzen, solange es noch währte.
    Aber zurück zu dem kleinen Bankert. Das war der richtige Ausdruck. Keisha war nicht verheiratet

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