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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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lang.«
    »Nicht so lang wie ich.«
    Wedmore lächelte. »Da könnten Sie recht haben.«
    Auch Melissa rang sich ein Lächeln ab. »Sie sind sehr nett. Ich bin froh, dass Sie es waren, der ich das alles erzählt habe.«
    »Ich auch«, sagte die Polizistin.
    »Hoffentlich haben Sie recht, und Dad muss nicht lange ins Gefängnis. Das wäre unfair. So alt ist er nämlich noch nicht. Er hat noch eine Menge Zeit vor sich.«

[home]
    Siebzehn
    K eisha rief nicht die Polizei.
    Es spielte keine Rolle, dass sie in Notwehr gehandelt hatte. Dass es kein vorsätzlicher Mord war. Wendell Garfield hatte versucht, sie zu töten, und wenn sie ihm nicht diese Nadel ins Hirn gerammt hätte, wäre es ihm auch gelungen.
    Keisha war sich sogar ziemlich sicher, dass sie gut wegkommen würde, wenn sie zur Polizei ginge. Sie würde damit anfangen, dass Garfield seine Frau ermordet hatte. Er hatte ihre Leiche in ein Auto gesetzt, dieses auf einen zugefrorenen See gefahren und gewartet, bis es eingebrochen war. Als Keisha ihm auf die Schliche kam, hatte er versucht, auch sie umzubringen.
    Nun ja, so richtig auf die Schliche gekommen war sie ihm nicht. Sie müsste als Erste zugeben, dass es sich eher um eine glückliche Fügung gehandelt hatte, das Theater mit ihrer Vision. Obwohl
glücklich
in diesem Zusammenhang vielleicht keine ganz glückliche Wortwahl war.
    Keisha hatte zwar noch nicht in den Spiegel gesehen, aber sie hatte ihren Hals berührt und wusste, dass es da deutliche Spuren gab, wo Garfield sie gewürgt hatte. Wenn ihre Geschichte die Polizei nicht vollständig überzeugte, dann würden es die Würgemale auf ihrem Hals tun.
    Also vielleicht würden sie sie ihr abkaufen.
    Aber warum das Risiko eingehen?
    Wenn sie zur Polizei ginge, würde sie erklären müssen, was sie von Garfield gewollt hatte. Ihr Optimismus, bei der Polizei ein offenes Ohr zu finden, wenn sie behauptete, eine ihrer Visionen habe ihr offenbart, was Ellie Garfield zugestoßen war, hielt sich in Grenzen. Bestimmt würde man sie als Erstes fragen, warum sie nicht schnurstracks zur Polizei gegangen war, wenn sie etwas über eine vermisste Person wusste, egal woher dieses Wissen stammte. Worauf sie antworten würde, dass die Polizei im Allgemeinen Tipps von Hellseherinnen äußerst gering schätzte und sie sich deshalb lieber direkt an die Angehörigen wandte. Dann würde man sie allerdings fragen, was für eine Gegenleistung sie denn von Mr. Garfield für ihre Information erwartet hatte. Es wäre sinnlos gewesen zu sagen, keine. Sie hatten ihre Telefonnummer. Bei der Geschichte mit den Archers war die Polizei auf sie aufmerksam geworden, und ein, zwei ihrer Kunden, die mit der Deutung ihres Horoskops nicht zufrieden gewesen waren, waren zur Polizei gegangen, in der Hoffnung, Keisha wegen Betrugs belangen zu können. (Und mit dem Bescheid wieder herausgekommen, Keisha dafür auf die Anklagebank zu bringen hieße, dort auch Platz für sämtliche Zeitungen des Landes machen zu müssen.)
    Da die Polizei ihr gegenüber ohnehin schon voreingenommen war, hatte Keisha guten Grund zu der Annahme, dass die Hüter des Gesetzes sich einen ganz anderen Reim auf die Vorfälle im Hause Garfield machen würden. Vielleicht war sie ja wütend geworden, als ihre Versuche, Garfield Geld herauszulocken, nicht den gewünschten Erfolg brachten. Sie hatte ihn mit einer Stricknadel attackiert, woraufhin er sich zur Wehr gesetzt und sie dabei am Hals gepackt hatte.
    Nein, die Polizei zu rufen kam nicht in Frage. Am besten war, wenn niemand ihren Namen mit diesem Todesfall in Verbindung brachte.
    Außerdem würde nie jemand erfahren, dass sie hier gewesen war. Es gab keine Zeugen. Sie hatte niemandem gesagt, dass sie herkommen würde, außer Kirk, der ja bereit sein musste, falls sie ihn für die Geschichte über Nina brauchte. Das Haus lag in einer Straße, in der die Häuser weit auseinanderstanden, und hatte kein direktes Gegenüber. Die Chancen standen gut, dass niemand sie aus dem Auto steigen und ins Haus hatte gehen sehen. Wenn sie auch unbemerkt wieder ins Auto zurückkam, dann konnte ihr praktisch nichts mehr geschehen.
    Wendell Garfield jedenfalls würde nichts mehr sagen.
    Dann fiel ihr etwas ein:
Fingerabdrücke
.
    Sie überlegte, was sie alles berührt hatte. Den Morgenmantel, doch an dem würden keine Fingerabdrücke festzustellen sein. Und vom Stoff des Sessels, auf dem sie gesessen hatte, konnte die Polizei sicher auch keine abnehmen.
    Sie wischte den Couchtisch ab und auch

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