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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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paar Klopapierrollen im Schrank unter dem Waschbecken.
    Kirk kam zurück.
    »Das ganze Zeug hier«, sagte sie und zeigte auf alles, was auf den Fliesen lag, »muss auch weg.«
    Kirk hob die Sachen auf und stopfte sie in den Müllsack. »Ich glaub, das ist alles.«
    »Ich habe meine Schlüssel an der Wohnungstür fallen lassen. Die musst du abspülen.«
    »Ja.« Er sah ihr in die Augen. »In was für eine Scheiße reitest du mich da eigentlich hinein, Süße? War das …? Vertusche ich gerade einen Mord?«
    »Er hätte mich umgebracht, wenn nicht ich ihn umgebracht hätte.«
    »Tja, wenn das so ist.« Er hatte bestimmt nicht vor, zur Polizei zu gehen. Wenn sie kamen und Keisha verhafteten, was wurde dann aus ihm? Würde er sich um ihr Kind kümmern müssen? Würde er ausziehen müssen, wenn sie das Haus verlöre? Wenn sie sie wegsperrten und sie nichts mehr verdiente, wovon sollte er dann leben? Mit welchem Geld sollte er in Zukunft seinen Pick-up tunen?
    Nein, sie anzuzeigen kam nicht in Frage.
    »Kirk, du schaffst das doch, oder?«, fragte sie. »Du sorgst doch dafür, dass der Sack verschwindet?«
    Er lächelte ihr zu, doch seine Augen lächelten nicht mit. »Hey, eine Hand wäscht die andere, oder?«
    Keisha gefiel diese Antwort nicht, doch im Moment war Kirk alles, was sie hatte. Sie war darauf angewiesen, dass er tat, worum sie ihn bat, und dass er es jetzt tat.
    Er ging aus dem Bad. Sie lauschte, bis sie hörte, dass er die Wohnungstür schloss. Sie wollte gerade unter die Brause, da packte es sie. Alles, was in der vergangenen Stunde passiert war. Mit zwei hastigen Schritten war sie bei der Toilette, riss den Deckel hoch, fiel auf die Knie und übergab sich. Drei kräftige Schwalle.
    Sie wickelte einen Meter Klopapier ab, wischte sich das Gesicht sauber, spülte und ließ sich gegen die kalte Fliesenwand sinken.
    Ich wäre fast gestorben
.
    Ich habe einen Menschen getötet.
    Sie atmete schnell und flach. Würde sie in Ohnmacht fallen? Reiß dich zusammen, dachte sie. Da musst du durch. Kirk würde die Beweise verschwinden lassen, den Wagen säubern.
    Sie hoffte inbrünstig, dass er es nicht vermasselte. Sein Auftrag lautete schließlich nicht, die Zutaten zur Herstellung von Raketentreibstoff zu besorgen. Einen Wagen zu säubern und einen Sack loszuwerden, sollte er doch schaffen.
    Langsam stemmte sie sich hoch und taumelte unter die Dusche. Es fühlte sich gut an, als das heiße Wasser auf ihre Haut prasselte. Sie drückte ein wenig Shampoo aus der Flasche, wusch sich das Haar, spülte aus, wiederholte den Vorgang. Und noch einmal. Als sie zur Seife griff, um alles andere zu waschen, war das Blut schon fortgespült, doch das hielt sie nicht davon ab, sich beinahe die Haut vom Leib zu schrubben.
    Sie blieb unter der Brause stehen, bis das Wasser langsam kalt wurde. Als das Heißwasser endgültig verbraucht war, drehte sie beide Hähne zu, griff am Vorhang vorbei nach dem Handtuch und trocknete sich ab.
    Sie stieg aus der Dusche und betrachtete ihren nackten Körper im Spiegel. Sah einen winzigen Blutfleck auf der rechten Schulter, rubbelte mit dem Handtuch darüber, erkannte, dass es ein Muttermal war.
    Sie war überzeugt, dass sie jede Spur von Wendell Garfield von sich entfernt hatte.
    Noch immer nackt, nahm sie das Handtuch und die Badematte, ging damit in den Keller, steckte beides in die Waschmaschine, füllte Waschpulver ein und drückte den Startknopf.
    Dann ging sie wieder nach oben, in ihr Schlafzimmer, und zog sich frische Sachen an. Sie entdeckte eine Bluse mit einem hohen Kragen, den sie bis oben hin zuknöpfte, um die Würgemale am Hals zu verstecken. Dann ging sie langsam die Strecke zwischen Eingangstür und Badezimmer ab, um nach eventuellen Blutspuren zu suchen. Wie es aussah, hatten die Zeitungen ihren Zweck erfüllt. Sie holte Küchenrolle und Glasreiniger aus dem Schrank unter der Küchenspüle und besprühte damit die Fliesen im Eingang. Sie putzte sie dreimal, um ganz sicherzugehen, und spülte die Papiertücher schließlich in der Toilette hinunter, eins nach dem anderen, damit sie ja nicht verstopfte.
    Und als sie vom Wagen zum Haus gerannt war? Die Strecke war so kurz, da hatte sie wahrscheinlich niemand gesehen. Wenn doch, hätte er bestimmt schon die Polizei gerufen. Aber es könnte Blut da draußen sein.
    Sie öffnete die Tür. In der Einfahrt und auf dem Weg zum Haus war das bisschen Schnee, das in der Nacht gefallen war, geschmolzen, doch alles war so nass, selbst wenn Blut von

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