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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sauber war wie seit dem Tag nicht mehr, als der Wagen den Ausstellungsraum des Händlers verlassen hatte. Jetzt knotete Kirk den Sack mit dem roten Zugband zu und setzte sich auf den Fahrersitz, der noch feucht glänzte.
    Da kam ihm die Idee, den Wagen gleich noch in die Waschanlage zu fahren. Oben auf der Route 1 gab es eine mit Selbstbedienung. Er vergewisserte sich, dass er genügend Kleingeld hatte. Später würde er es sich von Keisha wiedergeben lassen.
    Er fuhr den Wagen in eine Waschbox. Er hatte freie Auswahl. Kaum jemand wusch seinen Wagen, wenn es nachts geschneit hatte und die Straßen nass und matschig waren. Er warf ein paar Münzen ein und richtete den Hochdruckschlauch auf die Fahrerseite, besonders auf die Tür, um ganz sicherzugehen.
    Danach fuhr er auf die Mautstraße und weiter Richtung Westen. Zuerst wollte er bis Westport oder vielleicht sogar Norwalk fahren, doch er war noch nicht einmal in Bridgeport, als ihm Zweifel kamen. Was für einen Sinn hatte es, mit dem verdammten Sack quer durch den halben Staat zu fahren? Wirklich eine blöde Idee von Keisha. Ein Müllsack war ein Müllsack, egal ob da jetzt blutige Klamotten drinsteckten oder etwas anderes. Hauptsache, er warf ihn irgendwo dazu, wo schon genügend andere Säcke waren.
    Also nahm er die Ausfahrt Seaview und hielt Ausschau nach einem kleinen Einkaufszentrum mit Müllcontainern auf der Rückseite. Dort würde er den Sack hineinwerfen und eine Stunde später wieder zurück sein, um mehr darüber zu erfahren, was Keisha ausgefressen hatte. Mann, manchmal stellte sie sich aber auch wirklich doof an.
    Mit ihr zusammenzuleben hieß, nie zu wissen, was einen erwartete. Ständig kam irgendein Spinner daher und wollte von Keisha wissen, ob er oder sie den Job hinschmeißen sollte oder heiraten oder sonst was. Oder sie sollte den Kontakt zu deren toter Katze herstellen, damit sie hallo sagen konnten. Und egal, was für einen Hokuspokus Keisha aufführte, sie nahmen alles für bare Münze. Und von Zeit zu Zeit, wenn ein Kind entführt worden oder ein Alzheimer-Patient aus dem Pflegeheim ausgebüxt war, dann kamen besorgte Angehörige, zumindest die, die an so einen Schwachsinn glaubten, und baten Keisha um Hilfe.
    Was für einen kranken Scheiß manche Leute sich einreden ließen.
    Er leistete seinen Beitrag. Spielte den Vater, dessen verschwundene Tochter Keisha aufgrund einer Vision gefunden hatte. Und er spielte gut, solange die Leute nicht zu viele Fragen stellten. Denn er hatte Schwierigkeiten, sich die Lügen zu merken, die er den Leuten schon aufgetischt hatte, und verhedderte sich leicht. Also fasste er sich kurz, tat so, als versage ihm die Stimme, und brachte gerade noch hervor: »Dieser Frau, Keisha, ihr haben wir’s zu verdanken, dass wir unseren kleinen Engel wiederhaben. Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn sie nicht für uns da gewesen wäre.«
    Oscarreif.
    Langweilig wurde es mit Keisha nie, aber, Junge!, diesmal hatte sie sich selbst übertroffen. Nach dem, was sie bei ihrem Striptease hatte verlauten lassen, hatte sie den Typ in Notwehr getötet. Mit einer Stricknadel, die sie ihm ins Auge gestoßen hatte.
    Ins Auge,
Mann. Ja, leck mich am Arsch.
    Woher hätte er wissen sollen, dass es einmal so weit kommen würde? Dass es nicht perfekt war, war ihm schon klar gewesen, als er bei ihr einzog. Da war zum Beispiel der Junge. Aber anfangs machte der noch keine Probleme. Und im Bett war Keisha eine Wucht. Kümmerte sich auch darum, dass er sie nicht schwängerte. Nicht so wie vor elf Jahren, als sie mit einem Afghanistan-Soldaten auf Heimaturlaub in die Kiste gestiegen war, der sich gerade lange genug in Milford herumgetrieben hatte, um seinen Samen in der Gegend zu verstreuen. Dann saß er schon wieder im Flieger, um noch mehr Taliban in die Ewigkeit zu befördern. Keisha wusste nicht, ob er sich immer wieder für neue Einsätze meldete, weil es ihm so Spaß machte, bei über fünfzig Grad in einem Panzer herumzudüsen, oder weil er sich vor der Verantwortung als Vater drücken wollte, die ihn zu Hause erwartete.
    Matthew hatte den Typ in neun Jahren nur zweimal gesehen. Immerhin einmal öfter, als dieser Geld geschickt hatte. Und selbst da waren es nur 123,43 Dollar gewesen.
    Dafür war Keisha umso verrückter nach der kleinen Sackratte. Ja gut, vielleicht war er ja gar nicht so schlimm, aber er war eben
da
. Wie sollte ein Mann auf seine Kosten kommen, wenn da ständig so ein Knirps im Weg war, mit dem man Wii

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