Frag Nicht - Kuess Mich
zugezogen? Eine Sekunde später entdeckte er Lara, die vollständig bekleidet auf Zehenspitzen zur Tür schlich.
„Was soll das? Wo willst du hin?“, brummte er mürrisch.
Sie blieb stehen und wandte sich mit einem bedauernden Lächeln um. „Tut mir leid, Liebling, aber ich muss los. Wenn Vivi aufwacht, muss ich zu Hause sein. So ist das nun mal, wenn man ein Kind hat. Entschuldige mich bitte.“
Sie warf ihm eine Kusshand zu und schlüpfte hinaus.
17. KAPITEL
Am Sonnabend schien die Sonne, eine steife Brise wirbelte das Laub auf den Straßen in Newton auf. Erst beim Frühstück erzählte Lara ihrer Tochter, dass sie sich später mit Alessandro treffen würden.
Hoffentlich ging bei der ersten Begegnung alles gut. Vor lauter Nervosität gelang es Lara nicht, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.
Greta war mit dem Orchester auf eine Wochenendspritztour gegangen. Lara und Vivi hatten also das ganze Haus für sich allein.
Vivi hatte die Neuigkeit, sie würde ihrem Vater begegnen, zunächst fast gleichmütig aufgenommen. Nach einigem Nachdenken begann sie dann aber, Fragen zu stellen.
„Ist er dein Mann?“
„Nein, nein“, entgegnete Lara. „Er ist ein Freund. Ein sehr netter Freund. Du wirst schon sehen.“
Alessandro konzentrierte sich ganz auf seinen Morgenlauf am Strand. Es war sehr frisch, seine Atemluft wurde als weiße Wölkchen sichtbar. Der Ozean war aufgewühlt, kleine Schaumkronen bildeten sich auf den Wellen, in denen sich die Wintersonne spiegelte.
Er überlegte hin und her, worüber er sich mit seiner Tochter unterhalten sollte. Wahrscheinlich hätte er Lara um Rat fragen sollen.
Er hatte für Vivi ein herzförmiges, mit einem kleinen Rubin verziertes Medaillon an einer feinen Goldkette gekauft. Hoffentlich war das passend für ein kleines Mädchen.
In seiner Suite duschte Alessandro und rasierte sich besonders gründlich. Seine Tochter sollte nicht denken, er wäre ein großes, stoppelbärtiges Monster. Er musste lachen, als ihm einfiel, dass Vivis Mutter nichts gegen sein Aussehen einzuwenden hatte.
Er schlüpfte in Jeans, Poloshirt und Halbschuhe und setzte sich an den Tisch, um sich dem Frühstück zu widmen, das er sich auf die Suite bestellt hatte. Eigentlich war er gar nicht hungrig. Deshalb trank er nur eine Tasse Kaffee.
Das Treffen sollte um elf Uhr stattfinden. Rechtzeitig machte er sich auf den Weg und parkte den Leihwagen unter einem mächtigen Feigenbaum. Nervös stieg er aus und schlenderte eine Allee entlang, die zu einem Ententeich führte. Die Familien, die hier unterwegs waren, beachtete er nicht weiter. War es nicht absurd, dass ein kleines Mädchen ihn so nervenschwach machen konnte?
Als der Weg eine Biegung machte, blieb Alessandro abrupt stehen. Er hatte Lara entdeckt, die mit einem dunkelhaarigen Mädchen am Ententeich stand und auf das Wasser deutete. Neugierig blickte die Kleine auf den Teich, sagte etwas zu ihrer Mutter und zeigte dann selbst auf das Wasser.
Seine Tochter! Alessandros Herz pochte immer heftiger.
Als hätte sie seine Anwesenheit gespürt, blickte Lara sich um und entdeckte ihn. Sie beugte sich vor und sagte etwas zu dem Kind, das sich daraufhin ebenfalls umdrehte und nach der Hand seiner Mutter griff.
Nach kurzem Zögern setzten sie sich in Bewegung, und Alessandro ging ihnen entgegen. Je näher er kam, desto deutlicher wurde ihm, dass Vivi das gleiche zarte Gesicht hatte wie ihre Mutter. Augenfarbe und die Farbe ihrer Haut hatte sie allerdings von ihm. Sie trug Jeans und ein rosa Top, auf dem Schmetterlinge tanzten.
Lara spürte, wie Vivi ihre Hand fester umklammerte und zwang sich, den Weg fortzusetzen, so schwer es ihr vor lauter Aufregung auch fiel.
Äußerlich ruhig und selbstbewusst, kam Alessandro mit großen Schritten immer näher. Auch in Jeans und schwarzer Lederjacke machte er eine unbeschreiblich gute Figur.
Lara begrüßte ihn, während Vivi stumm neben ihr stand. Lara war emotional zwischen Verlangen nach ihrem Geliebten und der Nähe zu ihrem Kind hin- und hergerissen.
Sie beobachtete, wie Alessandro sich mit einem unsicheren Lächeln Vivi zuwandte und riss sich zusammen.
„Liebling“, sagte Lara lächelnd zu Vivi, „das ist Alessandro.“
Alessandro ging in die Hocke und sah die Kleine so liebevoll an, dass Lara fast die Tränen kamen. „Und wie heißt du?“
Schüchtern musterte sie ihn mit großen dunklen Augen, dann antwortete sie leise: „Vivienne Alessandra Meadows.“
Alessandro blinzelte und sah kurz
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