Frag Nicht - Kuess Mich
mit schimmernden Augen zu Lara hoch.
„Aha“, sagte er dann lächelnd zu Vivi. „Das ist aber ein sehr schöner Name.“ Obwohl es seiner tiefen, sanften Stimme nicht anzumerken war, spürte Lara, wie aufgewühlt und gerührt Alessandro war. Sie selbst konnte die Tränen kaum zurückhalten.
„Sieh mal, ich habe dir etwas mitgebracht.“ Er zog ein kleines, mit rosa Samt bezogenes Kästchen aus der Tasche.
Vivi musterte es verwundert und sah fragend zu ihrer Mutter hoch.
„Nimm es ruhig, Liebling. Es ist ein Geschenk für dich“, sagte sie aufmunternd.
Ernst nahm Vivi es mit ihren kleinen Händen entgegen und öffnete es zusammen mit Lara. Sprachlos betrachtete das kleine Mädchen das glänzende Schmuckstück.
„Danke“, flüsterte Lara ihr helfend zu und stupste sie an. Vivis Lippen bewegten sich, doch es kam kein Ton heraus.
„Möchtest du es umbinden?“, fragte Lara.
Vivi schüttelte den Kopf, doch als Lara vorschlug, es für sie einzustecken, wurde dieser Vorschlag energisch abgelehnt. Alessandro erhob sich wieder, wandte sich schweigend ab und setzte seine Sonnenbrille auf.
Lara versuchte, die angespannte Stimmung aufzulockern. „Ganz schön kühl, oder? Wenigstens scheint die Sonne.“
Lächelnd drehte Alessandro sich wieder um und bemerkte heiser: „Scheint in Australien nicht immer die Sonne?“ Er sah Vivi an. „Hat es hier schon mal geregnet, Vivi?“
Sie senkte stumm den Blick und umklammerte fest Laras Hand. Allgemeines Schweigen machte sich breit.
„Ich würde gern einen Spaziergang machen“, sagte Lara schließlich fröhlich. „Kommst du mit, Alessandro? Ich möchte sehen, was die Enten machen. In dem Teich sind vermutlich auch Aale.“
„Wirklich? Die muss ich mir unbedingt ansehen“, sagte Alessandro. „Und anschließend würde ich gern herausfinden, ob es hier eine Schaukel gibt.“
Nun taute Vivi auf. „Es gibt Schaukeln“, erklärte sie. „Und eine Rutsche.“
Nach ausführlicher Betrachtung der Enten und Sichtung eines Aals gingen sie zu der Rutsche. Geduldig fing Lara die Kleine unzählige Male auf. Alessandro durfte nur zuschauen.
Schließlich schlug Lara vor, zum Mittagessen nach Hause zu gehen. Nur zu gerne nahm Alessandro die Einladung an und behauptete, er wäre so hungrig, dass er glatt einen Elefanten verspeisen könnte. Vivi bedachte das mit einem schockierten Blick auf ihre Mutter, hüpfte dann aber auf dem Weg zum Wagen aufgeregt neben ihr her. Auf dem Heimweg hielten sie vor einem Delikatessengeschäft in der King Street, das der hungrige Alessandro halb leer kaufte. Seine Auswahl stieß bei Vivi jedoch auf wenig Gegenliebe.
„Ich mag keine Anchovis“, erklärte sie mit kindlicher Verachtung in der Stimme. „Und Artischocken esse ich auch nicht.“
„Aber Oliven?“
Vivi schüttelte den Kopf.
Auch die anderen Delikatessen beäugte sie misstrauisch. Trotzdem war das gemeinsame Mittagessen ein Erfolg. Alessandro war tatsächlich so hungrig, dass er Olivenöl auf eine Brotscheibe träufelte und damit die Reste aufpickte, die Lara und Vivi übrig gelassen hatten. Dieses Verhalten schockierte Vivi erneut.
Schließlich fasste sie aber Vertrauen zu ihm und fragte, ob er Kylie Minogue kennenlernen würde.
„Kylie Minogue?“, fragte er erstaunt.
Lara nickte ihm aufmunternd zu und gab ihm zu verstehen, dass dies eine große Ehre war. Also stimmte er gut gelaunt zu.
Als Vivi kurz darauf mit ihrer geliebten Puppe zurückkehrte, musste Lara sich das Lachen verkneifen. Alessandros ratlose Miene war aber auch zu komisch!
Doch er fing sich schnell und begrüßte die Puppe höflich. „Hallo, Kylie. Du bist aber hübsch.“
Obwohl Kylie schon viele Haare ausgefallen waren und sie auch sonst recht abgenutzt wirkte, durfte sie auf Alessandros Knie sitzen, als Tee eingeschenkt wurde. Vivi schien neidisch auf Kylies Platz zu sein. Auch Lara hätte nur zu gern mit Kylie getauscht.
Nachdem der Tisch abgeräumt war, zeigte Vivi Alessandro ihre anderen Schätze, darunter ein Foto, auf dem sie mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter abgebildet war.
Lachend machte Lara dem Spiel schließlich ein Ende. „Der arme Alessandro sieht müde aus. Er muss sich jetzt ein wenig ausruhen.“
Alessandro lächelte amüsiert. „Ich bin müde. Vielleicht sollte ich mich in dein Bett legen, Mummy. Was meinst du?“
„Ich finde, wir sollten einen Spaziergang machen.“
„Das ist eine wunderbare Idee. Wir fahren nach Bondi Beach und gehen dort spazieren.
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