Fragen Sie Dr. Ozzy - Osbourne, O: Fragen Sie Dr. Ozzy - Trust Me, I'm Dr. Ozzy

aufbringen werden. Sie kriegen dafür Ihr Genom auf einem USB-Stick, der gerade mal so groß ist wie ein Zippo-Feuerzeug. Und dann werden die Ergebnisse mit Ihnen persönlich durchgesprochen, Satz für Satz.«
    Ich hatte es immer noch nicht kapiert. Warum wollte jemand sein Geld mit mir verplempern, wenn man auch Stephen Hawking analysieren konnte?
    »Hören Sie«, sagte der Redakteur, »Sie haben es doch selbst schon gesagt: Sie sind ein medizinisches Wunder . Vierzig Jahre lang waren Sie auf Alkohol und Drogen. Sie haben sich bei einem Quad-Unfall den Hals gebrochen. Sie sind zweimal gestorben, als Sie im künstlichen Koma lagen. Ihr Tourbus wurde von einem Flugzeug gestreift, und Sie kamen ohne einen Kratzer davon. Ihr Immunsystem geriet durch Ihren Lebensstil so durcheinander, dass man dachte, Sie hätten AIDS. Und trotz allem sind Sie hier, leben gesund und munter in Buckinghamshire.«
    »Und dieser Test könnte verraten, warum ich immer noch am Leben bin?«, fragte ich.

    »Der Test sagt nicht alles. Auf die Forscher wartet noch jede Menge Arbeit, bis sie wissen, wie unsere Gene funktionieren. Aber der Test könnte helfen, bestimmte Dinge zu verstehen. Außerdem könnten Sie erfahren, ob Sie irgendwie erblich belastet sind, mit Alzheimer beispielsweise. Allerdings sind Sie schon über sechzig, wenn etwas mit Ihren Genen wirklich nicht stimmen würde, wären Sie schon längst gestorben, zusammen mit der Linie Ameisen, die Sie sich mit Mötley Crüe reingezogen haben.«
    »Und wenn eine neue Genmutation gefunden wird? Wird die Krankheit dann nach mir benannt?«
    »Gut möglich.«
    Das gab den Ausschlag. »Okay«, sagte ich, »ich bin dabei.«
    Ein paar Wochen später kam ein Mediziner in unser Haus in Chalfont St. Peter und nahm mir Blut ab. Ich war damals gerade auf Welttournee, hatte einen meiner wenigen freien Tage und war total erschöpft, daher fragte ich mich ernsthaft, worauf zum Teufel ich mich da eigentlich eingelassen hatte. So toll ist es nun auch wieder nicht, als menschliche Petrischale herzuhalten. Andererseits war ich auch neugierig. In Anbetracht der Wagenladungen voller Schnaps, die ich im Laufe der Jahre getankt hatte – ganz zu schweigen von Kokain, Morphium, den Schlaftabletten, dem Hustensaft, dem LSD, Rohypnol und was auch immer –, gab es wirklich keinen plausiblen medizinischen Grund dafür, dass ich immer noch am Leben war. Vielleicht würde ja meine DNA die Antwort liefern.
    Nachdem mir der Typ im weißen Kittel Blut abgezapft hatte, steckte er die Blutprobe in einen Umschlag und sagte, dass er sie an ein Labor in New Jersey schicken würde. »Dort wird zunächst die DNA ermittelt und dann wird sie bei Cofactor Genomics in St. Louis, Missouri, analysiert. Die verwenden dort ein Gerät, das fast eine halbe Million kostet
und Ihre DNA liest und ›sequenziert‹, dann wird alles auf Festplatte gespeichert und zurück zu Knome geschickt. Dort gehen Wissenschaftler alles ganz genau durch, um herauszufinden, was Ihre Gene über Sie aussagen. Insgesamt dauert der ganze Vorgang ungefähr dreizehn Wochen. Nicht schlecht — die erste DNA-Sequenzierung dauerte noch dreizehn Jahre.« 6
    »Nächstes Jahr dauert sie dann wahrscheinlich nur noch verdammte dreizehn Minuten«, sagte ich.
    Der Typ lächelte nur nervös und brach ziemlich eilig auf. Am nächsten Tag ging die Tour weiter, und ich dachte nicht mehr an die Sache.
    Drei Monate später erhielt ich dann einen Anruf, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ein anderer Typ – Dr. Nathan – die Ergebnisse mit mir durchsprechen würde. Sharon konnte bei dem Gespräch leider nicht dabei sein, weil sie einen wichtigen Termin in Los Angeles hatte, aber sie rief Dr. Nathan vorher an und vergewisserte sich, dass mein Kopf nicht im Jahr 2013 explodieren oder sonst etwas Schreckliches mit mir passieren würde. Seltsamerweise war ich gar nicht nervös. Wahrscheinlich, weil ich dachte, ich würde sowieso kein Wort von dem verstehen, was er mir sagt.
    Inzwischen weiß ich, dass Dr. Nathan – der viel zu jung für einen Nachnamen ist – ein Experte für »Primaten-DNA« ist. Und ich muss sagen, ich kam mir bei seinem Vortrag tatsächlich wie ein primitiver Affe vor: Er redete, als ob er Google zum Frühstück verspeist und sich zum Mittagessen noch ein paar Lexika einverleibt hätte. Aber zuerst
überreichte er mir eine silberne Schachtel mit einer lateinischen Gravur auf dem Deckel. »Das heißt ›Erkenne dich selbst‹«, erklärte er. »Stammt aus dem