Fragmente des Wahns
die Fidelste. Außerdem hab ich dadurch ein richtig schönes und ruhiges Leben.“
Er lächelte und Lisa schien die Offenheit zu gefallen, während es Alex egal war.
Wenigstens war er keiner dieser spießigen Vermieter, wie man sie sonst so kennt. Dann lieber einen jung gebliebenen Mann mit Sinn für Humor.
„Wollen wir uns dann das Haus von innen ansehen?“, fragte Ralfie und kehrte so zum Hauptthema zurück.
„Sehr gerne“, antwortete Lisa. Ich bin schon ganz gespannt darauf.“
„Das darfst du auch sein, Lisa.“ Ralfie führte sie zur Haustür. „Das schönste Einfamilienhaus in Königswiesen, wenn ich das mal so sagen darf. Na ja, es gehört schließlich mir.“
Ralfie schloss die Haustür auf und ließ Alex und Lisa eintreten. Die Führung begann im Treppenhaus. Dann kamen im Erdgeschoss das Wohnzimmer, die Küche und das Gästebad. Im Obergeschoss durften die beiden das große Schlafzimmer, das großzügige Badezimmer und die beiden Kinderzimmer betrachten. Sie waren hellauf begeistert.
Alex, Lisa und Ralfie standen gerade in einem der beiden Kinderzimmer und stellten sich die Zukunft vor. „Kinderwunsch?“, fragte Ralfie ungeniert.
„Ich schon“, antwortete Lisa. „Wie steht es mit dir, Schatz?“
„Kinder? Ich? Lisa, du weißt doch …“
„Darüber macht man keine Witze, Alex“, schimpfte Lisa.
„Natürlich will ich Kinder mit dir“, beruhigte er sie. „Mindestens zwei oder drei … oder …“
„Ich glaube, zwei reichen fürs Erste“, stoppte Lisa die blitzartige Begeisterung ihres Freundes.
„Na, dann ist dieses Haus ja genau das richtige für euch“, mischte sich Ralfie ins Gespräch ein. „Ein schöneres Haus für eine junge Familie finden Sie hier nirgends. Und wenn ihr immer noch unentschlossen seid, dann wartet mal ab, wenn ihr den Garten gesehen habt.“
Und so war es dann auch.
Es war ein liebevoll gepflegter, kleiner Garten, mit ein paar Bäumen und Pflanzen, einer gemütlichen Terrasse samt Tisch und Stühlen sowie einer Kinderschaukel mit Rutsche in der Ecke. Es war einfach perfekt.
„Vor euch hat hier ebenfalls eine junge Familie gelebt. Zwei Töchter. Sie waren sehr glücklich mit dem Haus gewesen. Sie wollten eigentlich nicht ausziehen, aber der Mann hat eine neue Arbeit in Hamburg bekommen und wollte einfach nicht Nein sagen.“
„Es ist wirklich traumhaft“, sagte Lisa.
Alex konnte ihr nur zustimmen. Er sah sie schon beide in Liegestühlen in der Sonne schmoren. Er hörte bereits ihre Kinder im Garten spielen. Er sah ihre gesamte, gemeinsame Zukunft.
Ja, das war ihr Haus, kein Zweifel.
„Wir nehmen es.“
Donnerstag, 15. Juli 2011
11.25 Uhr, Zuhause
Andreas hatte es sich auf der Kinderbank „bequem“ gemacht, während Lilli ihm gegenüber auf einem der beiden Stühle saß. Sie spielten gerade mit der neuen Knetmasse, die Lilli erst vor Kurzem bekommen hatte.
Gerade formte Andreas eine grüne Schlange und verpasste ihr zwei Glupschaugen. Lilli stach dafür verschiedene Formen aus der roten Knete aus.
„Schau mal, Lilli, eine Schlange“, sagte Andreas und präsentierte dabei stolz sein „Meisterwerk“.
„Zunge?“, fragte Lilli und deutete dabei auf den fehlenden Mund der Schlange.
„Stimmt. Die brauchen wir noch.“
Andreas stibitzte ein wenig von der roten Knetmasse von Lilli und formte daraus eine gespaltene Zunge.
„Besser?“, fragte er erwartungsvoll.
„Super … Onkel Andleas“, antwortete Lilli und lächelte ihn dabei an.
Mit dem R hatte sie immer noch Probleme, aber das war bei Kindern ihres Alters nichts Ungewöhnliches. Außerdem mochte er seine L-Variante. Sie machte ihn glücklich.
„Ich haben will“, bettelte Lilli.
Andreas gab nach und überreichte ihr die Knetschlange. Lilli lachte überglücklich und spielte mit der Figur auf dem Kindertisch, als würde diese wahrhaftig leben. Andreas schnappte sich stattdessen die rote Knetmasse und machte daraus mithilfe der Förmchen ein paar Sterne.
„Spielt ihr auch schön?“, fragte Lisa, die plötzlich hinter ihnen stand.
Andreas wandte sich herum und sah Lisa auf der Türschwelle zum Wohnzimmer mit vollgepackten Tragetaschen stehen.
„Mama!“, rief Lilli, als sie ihre Mutter erblickte, blieb aber sitzen, um weiterzuspielen.
„Wie ich sehe, kommst du perfekt ohne mich zurecht. Soll ich wieder fahren?“
„Lieber nicht“, antwortete Andreas. „Wer weiß, wie lange das noch gut geht. Irgendwann wird Lilli bestimmt herausfinden, dass ich keine Ahnung
Weitere Kostenlose Bücher