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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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bedrückte?
    „Doktor Fleischmann wartet auf Sie, Herr Schneider.“
    Alex nickte und schließlich erreichten sie das Zimmer des Psychologen. Krümel klopfte und öffnete daraufhin die Tür. Alex trat ein und Krümel schloss die Tür hinter ihm.
    Der erste Eindruck des Raums war gemütlich. Ganz anders als die üblichen Krankenhauszimmer. Es gab einen grauen Teppichboden, braune, edel aussehende Holzmöbel und eine schwarze Ledercouch.
    Doktor Fleischmann saß in einem passenden Ledersessel hinter dem Schreibtisch, auf dem sich chaotisch Patientenakten tummelten. Sein lichtes, hellbraunes Haar strahlte Alex entgegen, ehe er sein Haupt erhob und ihn mit seinen haselnussbraunen Augen musterte.
    Den Falten zufolge schätzte Alex sein Alter auf Anfang fünfzig. Er strömte eine freundliche und beruhigende Art aus. Genau passend für einen Psychologen. Er stand auf, um Alex willkommen zu heißen.
    „Herr Schneider, nehme ich an?“ Alex nickte. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“
    Er ging auf den Psychologen zu, sie schüttelten sich die Hände und Alex setzte sich.
    „Vielen Dank“, sagte er.
    Erst jetzt begann Fleischmann damit, Alex’ Akte aus dem Stapel zu fischen und den Inhalt zu überfliegen. Sein Nachname passte weder zu seiner Art noch zu seinem Beruf. Alex hatte sich, kaum dass er ihn zum ersten Mal gehört hatte, einen blutverschmierten Metzger vorgestellt und nicht einen in die Jahre gekommenen Psychologen. Trotzdem war ihm diese Ausgabe wesentlich lieber.
    Fleischmann sah auf. „Wie geht es Ihnen heute, Herr Schneider?“, war seine erste Frage.
    „Gut, denke ich. Was sagen denn meine Ergebnisse?“
    „Tut mir leid, aber für die Testergebnisse bin ich nicht zuständig. Soviel ich weiß, werden die Resultate gerade von unserem Neurologen durchgegangen, um anschließend einen Befund festzulegen. Ich bin heute nur Ihr Psychologe.“
    „Und was genau mache ich dann hier, Doktor Fleischmann?“
    „Nun“, begann Fleischmann, „für unseren Termin gibt es einen ganz einfachen Grund, Herr Schneider. Sie hatten einen schweren Autounfall. Ihr Körper mag nur leicht verletzt sein, einmal von einem möglichen Schädel-Hirn-Trauma abgesehen, aber Ihr Geist sicherlich nicht. Ich habe gehört, Sie können sich noch immer nicht an den Unfall selbst erinnern?“
    „Ja. Ist es denn so schlimm, dass ich mich nicht erinnern kann? Ist das der Grund für alles?“
    „Nein, nein“, versuchte Fleischmann ihn zu beruhigen. „So ist das nicht. Dieses ‚Vergessen’ ist nicht ungewöhnlich. Wir nennen das eine retrograde Amnesie. Das heißt nichts anderes, als dass Sie Gedächtnislücken für das Unfallereignis und einen kurzen Zeitraum danach aufweisen. Das kommt bei schweren Unfällen häufiger vor.“
    „Und wann kann ich mich wieder daran erinnern? Diese Ungewissheit macht mich geradezu wahnsinnig.“
    „Das kommt ganz darauf an. Dafür gibt es keinen festgelegten Zeitraum. Ihr Körper und Geist muss sich erst langsam von dem Trauma des Unfalls erholen. Erst wenn das geschafft ist, kann das Problem der verdrängten Erinnerungen aufgearbeitet werden. Doch wann genau das passiert …“
    „Ist ungewiss“, vollendete Alex den Satz. „ Das hab ich schon verstanden. Nur würde ich mich gerne jetzt daran erinnern.“
    „Auch das ist ganz natürlich“, fuhr Fleischmann fort. „Ihr Geist weiß, dass ihm etwas genommen wurde, und will es zurück, schafft es aber nicht. Zumindest im Moment nicht.
    Ich kann Sie verstehen, Herr Schneider, aber Sie müssen sich in Geduld üben.“
    „Kann man denn gar nichts machen, um den Vorgang zu beschleunigen?“
    „Natürlich gibt es Mittel und Wege, dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen und den Prozess der Erinnerung zu verkürzen. Doch …“
    „Wie Hypnose zum Beispiel?“ Alex unterbrach ihn abermals. Er konnte nicht anders.
    Fleischmann nahm es gelassen. „Unter anderem“, bestätigte er die Aussagen seines Patienten.
    „Ich bin bereit“, forderte Alex ihn regelrecht heraus.
    „Das denke ich mir, Herr Schneider, aber ich nicht“, erwiderte Fleischmann. „Eine Hypnose ist in Ihrem Fall nicht nötig und völlig übereilt. Wie ich schon sagte, diese Amnesie ist ganz normal und für Ihren Körper notwendig, um sich selbst zu heilen.
    Sie werden sich von ganz allein erinnern, Herr Schneider, doch nicht heute. Geben Sie sich und ihrem Körper etwas Zeit und gönnen Sie sich selbst ein wenig Ruhe.“
    Alex war nicht zufrieden. „Aber …“
    „Kein Aber . Ich werde

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