Fragmente des Wahns
vom Babysitten habe und mir auf der Nase herumtanzen.“
„Das macht sie bei uns nicht anders“, witzelte Lisa. „Ich bringe kurz die Sachen in die Küche.“
„Lass mich das machen“, erwiderte Andreas. „Begrüß du lieber deine Tochter. Sie hat dich vermisst.“
„Ich sie auch.“
Andreas stand auf und nahm ihr die Taschen ab.
Sie legte die Jacke ab und warf sie achtlos auf das Sofa, ehe sie auf Lilli zuging. Lisa tätschelte ihr auf den Kopf und drückte ihr daraufhin einen großen Schmatzer auf die Wange.
„Du hast mich also vermisst, Lilli?“
„Mama vermisst“, antwortete sie und schenkte ihrer Mutter eine herzliche Umarmung. „Spielen.“
„Später, Lilli, jetzt mache ich uns erst mal Mittagessen. Okay?“
„Okay. Dann Onkel Andleas spielen.“
„Ich werde ihn fragen.“
„Gut“, sagte Lilli und beschäftigte sich sogleich wieder mit ihrer Knetschlange. Die rote Zunge wedelte dabei wie ein Hundeschwanz hin und her.
Lisa ging nun ebenfalls in der Küche, wo Andreas dabei war, die Einkäufe auszupacken und auf dem Küchentisch zu verteilen.
„Hast aber ganz schön eingekauft“, stellte er fest.
„Ich hatte schließlich Zeit. Dank dir.“
„Und schon verbringst du die gewonnene Zeit mit Einkaufen? Typisch Frau.“
„Was soll das nun wieder heißen?“, fragte Lisa gespielt erbost. „Ich habe nur lebenswichtige Sachen gekauft.“
„Ah … ja.“ Damit schloss Andreas das Thema ab. „Wie geht es meinem großen Bruder?“
„Besser. Lässt sich natürlich nichts anmerken, aber ich spüre trotzdem, dass er noch Schmerzen hat.“
„So ist er nun mal. Aber keine Sorge, der ist zäh wie Leder. Den bringt so schnell nichts um.“
„Da hast du wohl recht.“ Lisa wirkte dennoch beunruhigt.
„Hey, Kopf hoch“, versuchte Andreas sie aufzuheitern. „Alex schafft das schon. Heute sind doch seine Untersuchungen, oder?“
Lisa antwortete mit einem Nicken.
„Die Ärzte stellen bestimmt fest, dass alles perfekt ist und Alex deswegen nach Hause darf. Alles wird gut. Vertrau mir.“
„Und woher willst du das wissen?“, fragte Lisa skeptisch.
„Weil ich sein kleiner Bruder bin, liebe Schwägerin. So was hab ich im Blut.“
Andreas’ Aufheiterungsversuch schien Früchte zu tragen, zumindest kehrte Lisas neckische Art zurück.
„Lilli vermisst dich schon, ich scheine wohl abgehakt zu sein.“
„So schnell kann es gehen, nicht wahr?“
„Du willst wohl kein Mittagessen mehr.“
„Hey, natürlich will ich noch was zum Essen. Was gibt es denn?“
„Meine weltberühmte Lasagne.“
„Lecker. Soll ich dir zur Hand gehen oder lieber Lilli beaufsichtigen?“
„Geh ruhig. Ihr verbringt schließlich selten so viel Zeit miteinander“, antwortete Lisa und machte sich daran, die Einkäufe zu verstauen.
„Okay, aber später helfe ich dir bei der Geburtstagsdekoration, dass das klar ist.“
Lisa nickte und entließ Andreas von seinen Küchenpflichten. Lilli wartete schließlich auf ihren Onkel Andleas.
Diesmal war es Bohnenstange, die ihn weckte. Die große, dürre Krankenschwester war gerade ins Zimmer gekommen und servierte ihm das Mittagessen.
Alex war mit dem Buch in den Händen eingeschlafen und noch immer nicht ganz wach. Bohnenstange legte das Tablett mit dem Essen auf das bewegliche Nachtkästchen und verabschiedete sich mit den Worten „Guten Appetit“.
Alex richtete sich auf, hob den grauen Plastikdeckel und betrachtete sein spärliches Mittagessen. Alex vermutete, dass es sich um Hackbraten mit Kartoffelbrei und eine kleine Schale Schokopudding handeln sollte.
Er nahm den ersten Bissen und schmeckte nicht viel. Der Hackbraten schmeckte abgelaufen, der Kartoffelbrei leer und der Schokopudding - nun, der war eigentlich lecker.
Bohnenstange kam kurze Zeit später zurück und nahm das halb volle Tablett wieder mit. Freundlich hatte sie Alex gefragt, ob es geschmeckt habe und selbstverständlich hatte er geantwortet, dass es gut war – hier war eine Notlüge angebracht.
Den restlichen Nachmittag verbrachte Alex abwechselnd mit fernsehen und lesen. Im Fernseher lief jeder nur erdenkliche Schwachsinn und wäre er zuhause, dann hätte er sich diesen Mist niemals angesehen, aber hier vertrieb es ihm wenigstens die Zeit.
Der Thriller war gut und eindeutig kein Fehlkauf. Ein Erstlingswerk eines deutschen Autors. Alex war gespannt, wie es weiterging.
Gegen drei Uhr trat Krümel auf den Plan. Sie wirkte verwirrt und abwesend.
Ob sie etwas
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