Fragmente des Wahns
mir auch nichts passieren. Ich habe schließlich eine Familie, um die ich mich kümmern muss.“
Alex konnte aus dem Augenwinkel heraus beobachten, dass der letzte Satz Andreas traurig stimmte. Doch er ignorierte diese Tatsache. Im Moment war seine Tochter wichtiger.
„Da hast du verdammt recht“, sagte Emilia, die gerade von hinten herangetrabt kam und ihren Arm auf Alex’ Schulter legte. „Das gehört sich schließlich für einen guten Vater.“
Emilia hatte sich von Kathrin als Aufsichtsperson ablösen lassen, um die anderen besuchen zu können. Alex verstand gut, warum sie diesen Satz ausgesprochen hat. Sybille, ihre Tochter, war jetzt dreieinhalb und Emilias Exfreund Philip hatte drei Monate, nachdem er erfahren hatte, dass seine Freundin schwanger war, diese verlassen.
Seitdem zog Emilia ihre Tochter alleine groß und das richtig gut. Soviel Alex wusste, hatte Emilia lediglich drei Freunde während dieser Zeit gehabt, aber leider nie besonders lange. Alex glaubte sich zu erinnern, dass die längste Beziehung etwa fünf Monate gehalten hatte.
Für eine alleinerziehende Mutter war es eben nicht einfach, den passenden Mann zu finden. Deswegen war Alex umso glücklicher, Lisa zu haben. Er konnte sich ein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen.
„Du weißt doch, dass ich ein guter Papa bin“, antwortete Alex und Emilia stimmte nickend zu. Sie nahm ihren Arm von Alex Schulter und schnappte sich daraufhin eines der unbenutzten Weingläser.
„Darf ich denn auch einen Schluck haben?“
„Aber sicher doch, Schätzchen“, antwortete Sabine und schenkte ihr etwas von dem hervorragenden Rotwein ein.
Sie stießen erneut an und Emilia konnte es sich nicht verkneifen, einen Tost auszubringen: „Auf Lillis dritten Geburtstag.“
„Auf Lillis Geburtstag“, stimmte der Rest ein.
Alex wandte sich daraufhin an seine Frau: „Wo ist eigentlich die Geburtstagstorte? Wir sollten Lilli nicht mehr länger warten lassen.“
„Sie ist im Kühlschrank, Schatz. Soll ich sie holen?“
„Nein, nein“, winkte Alex ab, „das schaff ich schon allein.“
Er ging zum Kühlschrank und fand besagte, nicht gerade klein geratene Geburtstagstorte. Er nahm sie in beide Hände und platzierte sie auf einem leeren Platz des Küchentresens.
Doch Alex wollte noch einmal zurück, um sich ein kühles Bier zu genehmigen.
„ Das hat mir echt gefehlt“, sagte Alex und prostete seinem kleinen Bruder zu, der dankend annahm.
Danach widmete er sich wieder der Geburtstagstorte. Lisa hatte auch hier großartige Arbeit geleistet. Die Torte hatte die Form eines Steins und die Ränder sowie Außenseiten waren mit braunen Schokoraspeln verziert. Die Mitte war mit blau gefärbten Kokosraspeln versehen, während sich im Zentrum eine Meerjungfrau aus Marzipan befand. Um sie herum waren die drei dunkelblauen Kerzen in Form eines Dreiecks angeordnet.
„Du bist eine wahre Künstlerin“, nahm ihm Sabine die Worte aus dem Mund.
Alle im Raum stimmten zu und Lisa stieg sogar die Schamesröte ins Gesicht, was sonst gar nicht ihre Art war.
„Lilli wird gewaltig Augen machen, wenn sie diese Torte sieht.“
„So wie die anderen Kinder auch“, sagte Emilia.
„Andreas, reichst du mir bitte mal die Streichhölzer in der Schublade hinter dir?“, fragte Alex.
Alex zündete die Kerzen an, ehe er die Geburtstagstorte erneut in die Hände nahm.
„Dann lasst sie uns mal überraschen!“
Lisa ging voran. Sie hatte eine selbst gebastelte meeresblaue Pappkrone mit aufgeklebten Muscheln in der Hand und ging damit auf ihre Tochter zu.
„Lasset uns die Königin krönen.“
„Wer ist denn die Königin?“, wollte Katie wissen.
„Ich denke“, setzte Lisa an und schlich dabei immer näher auf Lilli zu. „Ich denke, die Königin der Meere muss Lady Lilli sein!“
Lisa setzte ihr feierlich die Krone auf und die anderen Kinder jubelten und freuten sich für sie. Es wurde gelacht und gehüpft, genauso wie es sein sollte.
„Und was ist Lillis Preis?“, fragte sie und berührte dabei glücklich ihre Krone.
„Na, was glaubt ihr denn, Kinder“, fragte Lisa in die Runde. Sie waren sich sehr schnell einig … zumindest fast.
„Geschenke!“, brüllte die eine Fraktion. „Kuchen!“, die andere.
„Na, wenn das so ist, dann müssen wir unserer Königin wohl beides schenken.“
Die Kinder schrien vor Vorfreude und im selben Moment tauchte Alex mit der Torte auf. Lilli sah sie und konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen. Sie war so
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