Fragmente des Wahns
dann auch schon.“
Schweigen.
Immer wieder das Gleiche!
Das Thema wurde angeschnitten, Alex erzählte seine übliche Floskel und dann kam die Stille, wo niemand mehr wusste, was er noch sagen sollte. Wenn sie doch einfach nur aufhören und ihn damit in Ruhe lassen würden.
„Wann gibt es was zu essen?“, fragte Ralfie.
„Die Würstchen liegen bereit. Es kann also losgehen.“
„Na dann.“
Er lächelte. Irgendwie schien Ralfie der Erste zu sein, der Alex verstand und ihn behandelte, als wäre es ein ganz normaler Sonntag. Es tat richtig gut.
Die Bratwürste landeten auf dem Grill, Lisa brachte zwei Flaschen Bier und die beiden Kumpels stießen auf einen ruhigen und angenehmen Grillmittag an. Lilli tauchte erst auf, als es die ersten fertigen Würstchen gab. Gemeinsam mit Lisa verputzten sie die erste Ladung. Für Ralfie blieben nur zwei Stück übrig.
Alex legte erneut auf und nahm einen großen Schluck von dem kalten Bier. Mit der rechten Hand kümmerte er sich um den Grill. Von der zweiten Ladung bekam Ralfie ausreichend und Lisa streckte bereits jetzt die Segel.
Alex wollte gerade damit anfangen, die ersten Fleischstücke auf den Grill zu packen, als er mit Entsetzen feststellen musste, dass sie noch immer im Kühlschrank lagen.
„Ich hol uns schnell das Fleisch“, sprach er in die Runde.
„Tut mir leid, Schatz, ich hab es ganz vergessen“, entschuldigte sich Lisa für ihr Missgeschick.
„Schon gut.“
Wieder eine Floskel. Alex hatte bereits die ganze Zeit über so ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Er fühlte sich unwohl und das vor allem in Gegenwart seiner Frau. Das war alles andere als normal.“
Der Kühlschrank schwang auf, Alex nahm die Frischhaltedose mit dem eingelegten Fleisch in die Hand und schloss mit der anderen wieder die Tür. Dann machte er sich auf den Rückweg in den Garten und durchschritt dabei die Schwelle der weißen Glasschiebetür, die offen stand.
Alex bog nach rechts ab und wollte gerade das Fleisch auspacken, hielt jedoch inne, als er den passenden Grill dazu nicht fand. Er sah sich hektisch und verwirrt zugleich um und erspähte ihn nicht weit weg von seinem Standort. Um ehrlich zu sein genau in der gegenüberliegenden Ecke des kleinen, aber gemütlichen Gartens.
Merkwürdig. Ich bin mir so sicher gewesen.
Alex verwarf den Gedanken, wandte sich herum und ging daraufhin Richtung Grill. Dabei kam er am weißen Esstisch vorbei, auf dem es sich Lisa und Lilli gemütlich gemacht hatten. Sein bester Freund war auch dabei. Er fühlte sich merkwürdigerweise glücklich und irgendwie befreit.
Die Kohle war noch heiß. Das Fleisch brutzelte vor sich hin und Alex konnte die kurze Zeit nutzen, um sich mit an den Tisch zu setzen. Er griff nach seinem Weizenglas und stieß mit seinem besten Freund an.
„Prost, alter Sack“, sagte Alex.
„Selber“, gab dieser zurück.
Alex’ Blick wanderte zu seiner Frau. Er liebte ihre grünen Augen, die er Smaragde nannte. Er musste lächeln. Ihm war so warm ums Herz, dass er gar nicht mehr verstand, wie er überhaupt auf sie wütend sein konnte.
„Ich liebe dich, Schatz.“
Es kam aus seinem Mund, ohne das er es beabsichtigt hatte. Es kam direkt aus seinem Herzen.
„Ich dich auch“, gab sie grinsend zurück, ehe sie näher kam und ihn küsste.
„Hey, hey. Ihr seid nicht allein“, schimpfte Ra … llx scherzhaft mit ihnen und hielt dabei Lilli die Augen zu. „So was ist nichts für kleine Mädchen.“
„He! Schon groß bin!“, beschwerte sich Lilli und zog die fremden Hände von ihrem Gesicht.
Alle mussten lachen. Vor allem Alex. Er war glücklich und fühlte sich geborgen. Gefühle, die er lange vermisst hatte.
Alles war gut.
Wenn da nicht sein Körper gewesen wäre, der reglos im Gras lag. Die Frischhaltebox lag daneben. Der Deckel war abgefallen und ein Fleischstück hatte sich im Grün verirrt.
Alex Gesicht ruhte auf der Seite und seine Augen waren starr geradeausgerichtet. Doch sie sahen nichts, waren leer … als hätte er nie existiert.
Man sagt, ein Mann kann noch so stark, so kalt oder so emotionslos sein, sobald der Tag kommt, an dem er sein eigen Fleisch und Blut in Händen hält, ist alles vorbei. Das Leben endet und ein neues beginnt. Alles findet einen Neuanfang.
Und Tränen sind ihr Bote.
Er hatte es gerade noch geschafft.
Wie er seinen Job an diesem Tag verfluchte … genau wie sich selbst. Warum hatte er sich nur überreden lassen, heute Überstunden zu machen?! Heute … wo
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