Fragmente des Wahns
dich leben. Du bist ein Teil meiner Seele.“
„Und du ein Teil meiner Seele.“
Schweigen.
Zurück blieben intensive Blicke und ein langer, leidenschaftlicher Kuss. Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Raum existierte nicht mehr. Körper verschwanden. Zurück blieben Seelen, die unzertrennlich waren.
Ein paar Steine waren die Ursache dafür, dass Alex durchgerüttelt wurde, wodurch er aus dem Nickerchen erwachte.
„Morgen, Prinzesschen.“ Ralfie begrüßte seinen Freund mit einem breiten Grinsen. „Na, gut geschlafen?“
„Wann bin ich denn eingenickt?“
„Gleich, nachdem wir losgefahren sind. Scheint so, als wenn du den Schlaf gebraucht hättest. Wenigstens schön geträumt?“
„Ja. Ich denke schon. Mein Gefühl sagt es mir zumindest.“
„So soll es sein.“
„Hey, Ralfie“, fing Alex an und wartete so lange, bis er die volle Aufmerksamkeit seines Freundes hatte. „Du musst mich nicht zu dir nach Hause fahren. Bring mich einfach in ein Hotel, das ist schon in Ordnung.“
„Nichts da“, erwiderte Ralfie. „Glaubst du wirklich, ich lasse dich diese Sache alleine durchstehen? Du magst deine Familie nicht weiter belasten, aber mich wirst du so schnell nicht los. Verstanden?“
Alex nickte.
Es war aussichtslos. Wenn sich Ralfie etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war es einfach unmöglich, ihm diese Sache wieder auszureden. Sein Dickkopf war grenzenlos.
Die restliche Fahrt über schwiegen sie. Erst als Ralfie in seine Hofeinfahrt einbog und den Wagen abstellte, durchbrach er das Schweigen: „Also dann, willkommen in deinem neuen Zuhause.“
„Danke.“
Beide stiegen aus. Ralfie öffnete den Kofferraum, Alex nahm seine gut gepackte Reisetasche und gemeinsam betraten sie Ralfies Haus. Es war ein typisch gemütliches Einfamilienhaus, vielleicht ein wenig zu groß für einen Junggesellen.
Obwohl sie sich bereits seit einigen Jahren kannten, war Alex noch nie bei Ralfie zuhause gewesen. Er hatte zwar nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, aber irgendwie war es auch nie dazu gekommen, dass er Alex einmal eingeladen hätte.
„Es reicht zum Leben“, war Ralfies flapsige Antwort. „Was Kühles?“
„Gerne.“
Ralfie ging in die Küche, während sich Alex von der Reisetasche verabschiedete und ins Wohnzimmer ging. Kaum hatte er sich gesetzt, tauchte auch schon Ralfie mit zwei Flaschen Bier auf. Er nahm es dankend entgegen und sie stießen an.
Ralfie blieb stehen und sah zu seinem Kumpel hinab.
„Und? Was hast du nun vor?“
„Wie meinst du?“
„Na ja, jetzt bist du hier, oder? Deine Frau und deine Tochter hast du hinter dir gelassen, so wie du es wolltest. Und was jetzt?“
„Keine Ahnung.“ Alex wirkte bedrückt.
„Klingt nicht gerade nach einem Plan.“
„Nicht wirklich.“
„Fühlst du dich wenigstens besser?“
„Warte.“ Alex nahm einen großzügigen Schluck des kühlen Bieres. „Ja. Jetzt fühle ich mich wirklich besser.“
„Na dann.“
Ralfie grinste nach ebenfalls einem Schluck und setzte sich daraufhin neben Alex auf das Sofa. Er schaltete den Fernseher ein und ließ ein Fußballspiel laufen, was beide kaum beachteten.
Sie unterhielten sich nach anfänglichen Schwierigkeiten über vieles, doch niemals über den Autounfall oder die merkwürdigen Ereignisse danach. Alex genoss die ruhige Zweisamkeit ungemein und es hätte ewig so weitergehen können.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Würde man Alex und Ralfie jetzt erzählen, was sie bald erleben würden, käme wohl nur ein riesiger Lachanfall zustande.
Dennoch, die Fäden waren gesponnen.
Alles würde beginnen … und enden.
Die Sonne lag tief. Sie blendete Alex trotz der schwarzen Sonnenbrille und erschwerte ihm dadurch die Fahrt nach Hause. Es war ein wunderschöner Tag. Lange Zeit war es her, dass sie einen angenehmen Familienausflug unternommen hatten. Alex war richtig glücklich.
Neben ihm saß seine bildhübsche Freundin. Ihr schwarzes Haar wehte durch den Wind, der durch das offene Fenster eintrat. Er spendete ihnen dafür ein wenig Abkühlung bei dieser hohen Temperatur. Sie sah ihn verführerisch mit ihren grünen Augen an. Sandra wusste genau, wie sie ihn umgarnen konnte.
Alex sah kurz nach hinten. Auf dem Rücksitz saß seine Tochter. Sein ein und alles. Er hatte nie wirklich gewusst, ob er eines Tages Kinder haben wollte, doch mit Sandra war es gar keine Frage gewesen. Er wollte von Anfang an ein Kind mit ihr und Leonie war die Erfüllung.
Sie spielte gerade mit
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