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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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in den Flur.
    „Alex … du …“ Sie fing an zu weinen.
    Er konnte ihr nicht helfen und wandte das Gesicht ab. Alex schämte sich für seine Schwäche und seine innersten Gefühle, die so unglaublich kalt waren.
    „Lisa …“ Mehr brachte er nicht zustande.
    „Schon gut“, sagte Ralfie und ging auf Lisa zu. Er legte seine Arme um ihre Schultern und führte sie zurück ins Wohnzimmer, wo sie gemeinsam Platz nahmen.
    Alex ließ sich Zeit. Er konnte noch nicht zu ihr. Bald würde er den Mut und die Kraft haben, ihr gegenüberzustehen und mit ihr zu reden, wenn auch nicht über die Dinge, die ihn seit dem Unfall beschäftigten.
    Die Stufen der Treppe fühlten sich unbekannt an, obwohl er sie schon so oft benutzt hatte. Seine Beine waren schwer und sein Herz pochte. Alex wusste, was er zu tun hatte und es schmerzte ihn fast mehr, als hinunterzugehen, und mit Lisa zu reden. Hier ging es schließlich um sein eigen Fleisch und Blut!
    Als er die Zimmertür erreichte, die wie immer einen Spalt geöffnet war, sah er das Nachtlicht und konnte bereits seine Kleine leise atmen hören.
    Lilli lag friedlich in ihrem Bett und Alex setzte sich an den Bettrand. Er streichelte sanft ihr goldblondes Haar und bemerkte dabei die getrockneten Tränen auf ihren kleinen, unschuldigen Wangen. Der Schmerz brannte unermesslich.
    Und doch tat er gut. Es offenbarte Alex, dass er noch immer Gefühle für Lilli empfand. Mehr noch, sie war ein Teil seines Lebens. Es fühlte sich trotz all dem Schmerz unglaublich gut an.
    „Papa?“
    Lilli war aufgewacht. Sie wirkte verschlafen und verwirrt. Erst, nachdem sie sich die Augen gerieben hatte, war sie in der Lage, ihren Papa schemenhaft zu erkennen.
    „Hallo, Süße.“
    Seine Stimme war sanft, nicht mehr als ein Flüstern. Alex wollte sie nicht aus ihrer Schlafphase reißen. Sie sollte sich nur daran erinnern, dass er bei ihr war. Mehr nicht.
    „Papa wieder da?“
    „Kurz … ja. Liebes, ich wollte dir nur sagen, dass ich dich über alles auf der Welt liebe und dass sich das nie ändern wird, egal, was auch passieren mag. Hast du das verstanden?“
    Lilli nickte, obwohl sie noch immer müde war.
    „Ich muss kurz verreisen, aber ich komme ganz bestimmt zurück und dann wird alles wieder wie früher. Versprochen.“
    „Papa … okay?“
    Alex hatte keine passende Antwort.
    Er konnte sich nur zu seiner Tochter hinabbeugen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn drücken. Seine letzten Worte für sie waren „Ich liebe dich so sehr, mein kleines Leben“. Dann schlief Lilli ein und ließ Alex zurück.
     
    Lisa hatte sich bereits beruhigt, als Alex das Wohnzimmer betrat. Ralfie sagte nichts. Er blieb wohlwissend im Hintergrund. Ab jetzt gab es nur noch Lisa und Alex. Wortlos verschwand Ralfie in der Küche.
    Alex spielte kurz mit dem Gedanken sich neben seine Frau zu setzen, verwarf ihn aber. Unpassender hätte es gar nicht sein können. Es passte weder zu seinen Gefühlen noch zu der Situation.
    „Ich wollte nicht einfach so verschwinden. Mir tut die Sache auch leid, doch es ändert nichts daran, dass ich weg muss.“
    „Wie darf ich das verstehen? War es das also? Willst du die Scheidung?“ Lisa hatte keine Kraft mehr.
    „Nein!“, brüllte Alex entrüstet. „Um Gottes willen, nein. Lisa, das wollte ich damit wirklich nicht sagen. Ich liebe dich doch.“
    „Ist das so, Alex? Ich habe langsam Zweifel daran, dass das wirklich noch der Fall ist.“
    Alex durchforstete seine Gefühle und wollte eine Antwort auf diese Frage finden, die eigentlich so einfach sein sollte, dass er sich schämte, überhaupt darüber nachdenken zu müssen. Dennoch konnte er keine wahre Antwort darauf geben. Er empfand noch etwas für Lisa, aber es war nicht mehr die große Liebe, die er einst empfunden hatte.
    Etwas a nderes war dazugekommen, das er weder erklären noch verstehen konnte. Es war ein Gefühl, das er vorher nicht kannte und niemals verspürt hatte. Und genau dieses Gefühl war schuld, dass er so entschieden hatte.
    „Ja, Lisa, ich liebe dich. Daran hat sich nichts geändert. Es ist nur …“
    „Ja?“
    „ Ich habe mich verändert und weiß nicht warum. Etwas ist mit mir geschehen, als ich diesen Autounfall hatte und nun gerät alles aus den Fugen. Es hat nichts mit dir oder Lilli zu tun. Es liegt ganz allein an mir. Das habe ich jetzt begriffen.“
    „Doch warum willst du uns dann verlassen, Alex? Warum lässt du dir nicht von mir helfen? Ich liebe dich doch und kann nicht zusehen, wie du

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