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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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und mich.“
    Schweigen.
    Fleischmann will den Moment der vollkommenen Stille ausnutzen. Er hört Alex’ regelmäßige Atmung. Er scheint entspannt und wie gewünscht in Trance. Es konnte weitergehen.
    „Sehr schön, Herr Schneider. Sie haben die Dunkelheit erreicht. Nun möchte ich, dass Sie geradeaus blicken, wo eine Treppe auf Sie wartet. Können Sie die braunen Stufen sehen?“
    „Ja.“
    „Gehen Sie darauf zu, Herr Schneider. Und nun steigen Sie eine Stufe nach der anderen hinab. Langsam, behutsam, mit Bedacht. Verstanden?“
    „Ja.“
    „Stellen Sie sich vor, dass jede Stufe ein Teil Ihres Lebens ist. Mit jeder Stufe, die Sie meistern, gehen Sie einen Schritt in Ihrem Leben zurück. Bitte sagen Sie mir, wo Sie gerade stehen?“
    „Auf der ersten Stufe.“
    „Okay und welche Zeit sehen Sie vor sich?“
    „Ich sehe den Wartebereich. Ich bin mit Ralfie dort und warte auf Doktor Fleischmann.“
    „Ja, sehr gut. Und nun gehen Sie ein paar Stufen hinab, immer schön langsam. Schaffen Sie das? Können Sie mir sagen, wo Sie jetzt sind?“
    Alex geht eine Stufe tiefer. Noch eine. Noch eine. Dann … stoppt er. Er hat Angst. Er sieht …
    „Ich sehe mich in unserem Wohnzimmer. Ich sage Lisa gerade, dass ich eine Auszeit brauche. Dass ich einfach nicht mehr kann.“
    „Weiter, Alex. Gehen Sie weiter. Sie dürfen ruhig tiefer gehen.“
    „Er gehorchte. Sieben Stufen, dann musste er erneut stehenbleiben.
    „Ich habe telefoniert.“
    „Wo haben Sie telefoniert, Herr Schneider. Wann haben Sie telefoniert und mit wem ?“
    „In unserer Küche. Es war nach der Geburtstagsfeier, glaube ich. Es ist Barbara, die angerufen hat.“
    „Wer ist Barbara?“
    „Meine Schwiegermutter. Doch sie ist nicht meine Schwiegermutter.“
    „Wie meinen Sie das, Herr Schneider? Ich kann Ihnen leider nicht folgen.“
    „Lisa sagte, dass es meine Schwiegermutter war, doch es war nicht Barbara. Es war nicht ihre Stimme, es war nicht ihre Art. Doch niemand glaubt mir. Alle halten mich für verrückt. Doch das war nicht Barbara gewesen! Nicht Barbara!“
    „Schon gut, schon gut, Herr Schneider. Ich glaube Ihnen. Lassen Sie uns weiter gehen.“
    Alex gehorchte und ging weitere Stufen der imaginären Holztreppe hinab. Er sah eine weitere Erinnerung vor sich.
    „Ich sitze im Auto meines kleinen Bruders. Andreas fährt mich gerade nach Hause und löchert mich mit Fragen, die ich nicht beantworten will.“
    „Über was?“
    „Über den bevorstehenden Termin mit Doktor Fleischmann und was genau mit mir nicht stimmt. Ich bin es leid, das gefragt zu werden und möchte einfach nur nach Hause. Ich will nicht mehr gefragt werden, wie es mir geht! Mir geht es nämlich nicht gut , auch wenn ich das immer wieder sage, um alle um mich herum zu beruhigen!“
    „Das kann ich verstehen, Herr Schneider und es ist in Ordnung. Finden Sie sich damit ab und gehen Sie noch ein paar weitere Stufen hinab. Was sehen Sie nun?“
    „Ich liege im Krankenhaus. Ich werde untersucht und immer wieder habe ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Ich will nicht hier sein und ich will nicht untersucht werden. Warum darf ich nicht nach Hause zu meiner Familie?!“
    „Wie heißt denn Ihre Familie, Alex?“
    „Meine Frau heißt Lisa. Meine Tochter Lilli.“
    „Schön. Ein wirklich schöner Name.“
    Es war ein Test von Fleischmann, um festzustellen, ob er auch in Trance seine Familie kannte. Er hatte bestanden und das war gut. Wirklich gut.
    „Okay, Herr Schneider. Es fehlen nicht mehr viele Stufen. Gehen Sie nun so weit nach unten, bis Sie den Autounfall vor sich sehen. Machen Sie das für mich?“
    „Ja.“
    Alex gehorchte. Er stieg die Holztreppen abwärts, immer weiter, Schritt für Schritt. Dann stoppte er und sagte: „Ich kann nicht mehr weiter.“
    „Wie meinen Sie das, Herr Schneider. Wo sind Sie denn gerade? Was für eine Erinnerung sehen Sie vor sich?“
    „Nein, keine Erinnerung. Ich stehe vor einem langen, schmalen Flur. Es gibt keine Treppe mehr, keine Stufen. Ich kann nicht weiter zurück. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen … ich kann nicht.“
    „Schon gut, Herr Schneider. Ganz ruhig.“
    Fleischmann durfte Alex nicht weiter aufregen. Es war jetzt schon gefährlich und die Situation nicht wirklich normal.
    „Was ist in diesem Flur?“
    „Nichts. Nur Türen.“
    „Türen?“
    „Ja, Türen. Links und rechts nur Türen.“
    „Okay, Herr Schneider, dann sagen Sie mir einmal, was sich hinter diesen Türen verbirgt.“
    „Sie sind

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