Fragmente: Partials 2 (German Edition)
konstruiert, klüger zu sein als alle anderen.« Sie verneigte sich leicht und verzog die Lippen zu einem unbescheidenen Lächeln. »Aber ich bin ein Spionagemodell, und wir sind ausersehen, allen anderen auf allen Gebieten überlegen zu sein. Wir sind unabhängige Agenten und arbeiten außerhalb der üblichen Kommandostruktur. Wir bekommen es mit ganz unterschiedlichen Problemen zu tun und müssen sie ohne Hilfe von außen lösen. Wie könnte ich mich nicht überlegen fühlen, wenn ich es doch offensichtlich bin?« Sie hielt inne, und ihre Miene wurde wieder ernst. »Meine Andeutung, auch du könntest ein Spionagemodell sein, war so ziemlich das größte Kompliment, das ich überhaupt machen kann.«
»Du verstehst es nicht«, erwiderte Kira. »Du, Samm oder irgendein anderer Partial …« Wieder blieb sie stehen und hob entmutigt beide Hände. »Was glaubst du, wie das enden wird? Ihr tötet uns, und wir töten euch, bis niemand mehr übrig ist?«
»Ich bin ziemlich sicher, dass wir siegen werden«, entgegnete Heron.
»Und was dann?«, fragte Kira. »In zwei Jahren seid ihr alle über zwanzig Jahre alt und tot. Falls einer von uns den Krieg überlebt, stirbt er mit euch, weil wir euer Pheromon brauchen, um zu überleben. Was ist, wenn wir den Krieg vermeiden? Wenn wir im Rechenzentrum etwas finden? Wenn wir RM und das Verfallsdatum heilen können und einfach weiterleben? Wir, Menschen und Partials, würden beide leben und einander hassen, und früher oder später gibt es den nächsten Krieg. Dem können wir nicht entkommen, solange wir unsere Denkweisen nicht ändern. Nein, Heron, mir gefallen weder deine Tatsachen noch deine Einstellung oder deine selbstgerechte Erklärung, warum es in Ordnung sei, ein rassistisches und faschistisches Arschloch zu sein. Verdammt, wo ist hier der nächste Baumarkt?« Sie bogen um eine Ecke, hinter der Kira etwas Vielversprechendes entdeckte. In ihren nassen Stiefeln stürmte sie los. Es kümmerte sie nicht, ob Heron ihr folgen konnte.
Der Laden war alt, eine Kombination aus Zoohandlung und Reparaturwerkstatt, aber es gab tatsächlich Verdünner. Kira hob mit jeder Hand zwei Fünfliterbehälter hoch. Als sie sich umwandte, war Heron schon hinter ihr und ergriff ebenfalls vier Kanister. Dann trampelten sie durch das Wasser zu den Generatoren und achteten darauf, nicht in die Löcher zu stürzen, die sie auf dem Hinweg umgangen hatten.
Als sie im Rechenzentrum eintrafen, hatten Samm und Afa bereits den Deckel des Treibstofftanks geöffnet. Afa stocherte mit einer langen Stahlstange im Tank herum.
»Der Treibstoff ist beinahe fest geworden«, erklärte er. »Das kann eine Weile dauern.«
»Im Laden sind noch mehr Behälter, falls wir Nachschub brauchen.« Kira setzte die Kanister schwungvoll auf das Metallgitter neben dem Tank. »Ich habe auch einen Trichter mitgebracht.«
»Zuallererst müssen wir uns vergewissern, dass dies auch der richtige Tank ist«, erklärte Afa. »Samm hat sich umgesehen. Es gibt auf dieser Etage mehrere weitere Tanks, und die Leitungen lassen vermuten, dass auch oben noch einige stehen.«
»Das heißt, dass wir uns entscheiden müssen«, ergänzte Samm. »Wir müssen herausfinden, auf welchem Server die Daten von ParaGen liegen.«
Afa nickte. »Die Aufstellung, welche Server ParaGen gehört haben, kann man in der Verwaltung einsehen, die sich vermutlich oben befindet.«
Sie stiegen durch das Treppenhaus hinauf. Kira war froh, endlich das Wasser hinter sich gelassen zu haben. Im ersten und zweiten Stock gab es nichts als Server, im dritten eine Reihe kleiner Büros mit ebenso vielen geborstenen Fenstern. Afa stellte den Rucksack ab und öffnete den Reißverschluss, um einen Tokamin herauszuholen – eine wie ein Telefon geformte Batterie, die fast unendlich lange Strom in einer allerdings nur kleinen Menge lieferte. Die Vorteile des Geräts wurden leider durch die Tatsache überschattet, dass es ständig ein wenig Strahlung abgab. In der alten Welt war die Entwicklung nur bis zu den ersten Prototypen gediehen. Die Überlebenden auf Long Island hatten mit dem Gedanken gespielt, die Entwicklung weiter voranzutreiben, letzten Endes die Geräte aber für zu gefährlich gehalten, um sie tatsächlich einzusetzen. Wenn nur noch eine Handvoll Menschen lebte, war es nicht sinnvoll, auch nur einen einzigen durch Krebs zu verlieren. Afa hatte sich anscheinend selbst ein solches Gerät gebaut. Kira wich zurück und bemerkte, dass Samm und Heron ihrem Beispiel
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