Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Neuankömmlinge, nicht wahr?« Er ging neben ihr her. »Wart ihr im Turm?«
»Wir wollten uns nur ein wenig die Füße vertreten.« Kira blickte starr geradeaus, wo sich eine weitere Lichtung ausbreitete. Dort stand ein Gebäude, und dahinter erstreckte sich der Zaun, der den Stadtrand begrenzte. Wenn wir das Ödland erreichen, können wir uns verstecken … aber ich muss diesen Kerl loswerden. »Kennst du Calix?«, fragte sie.
»Natürlich.«
»Bitte, such sie!«, bat Kira. »Sag ihr, dass wir ein wichtiges Medikament in ihrem Zimmer vergessen haben. Es ist eine keilförmige rote Flasche mit einem grünen Ring um den Verschluss.« Dabei handelte es sich um ein Antibiotikum, aber das musste der Mann nicht wissen. Es kam nur darauf an, ihn wegzuschicken. Er nickte und eilte davon. Kira schleppte sich weiter, erreichte das nächste Haus und bemerkte, dass dort mehr Menschen unterwegs waren, Erwachsene wie Kinder. Nur noch ein paar Dutzend Schritte, dachte sie. Wir haben es fast geschafft. Einige Leute erkundigten sich besorgt nach Samms Befinden. Kira wehrte sie ab und bemühte sich, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen, doch die Menge schwoll rasch an.
»Was ist denn los?«
»Wohin wollt ihr?«
»Was ist passiert?«
Dann war in einiger Entfernung hinter ihnen eine andere Stimme zu hören. »Haltet sie auf!« Die Menschen sahen sich erstaunt um. Kira drängte sich durch. »Haltet sie auf!«, rief Vale noch einmal. Sie ging weiter und brauchte ihre ganze Kraft, damit Samm nicht zu Boden stürzte. Eine Frau trat aus der Menge vor und packte sie am Arm.
»Doktor Vale verlangt, dass ihr stehen bleibt«, sagte sie.
Kira zog die Pistole, worauf die Frau sofort zurückwich. »Doktor Vale will uns töten. Lasst uns einfach gehen!« Nur noch fünfzig Schritte.
Die Frau zog sich mit erhobenen Armen zurück, und Kira schleppte sich weiter. Sie ging gebeugt, um Samm zu stützen. Eine Hand hielt ihn fest, die andere bedrohte die Gaffer mit der Waffe. Rasch sah sie sich über die Schulter um. Vale schloss mit einer Gruppe bewaffneter Wächter zu ihnen auf.
Samm stöhnte. Er war benommen, aber immerhin wach. »Wo sind wir?«
»Wir haben Schwierigkeiten«, berichtete Kira. »Kannst du gehen?«
»Was ist los?«
»Vertrau mir einfach und komm zu dir!«
»Haltet sie auf!«, rief Vale noch einmal. »Sie sind Spione und wollen das Reservat zerstören!«
»Wir verschwinden«, ergänzte Kira mit zusammengebissenen Zähnen. Schritt für Schritt schleppte sie sich zum offenen Tor. Samm stützte sich immer noch schwer auf ihre Schultern. Seine Versuche, aus eigener Kraft zu gehen, waren nicht sonderlich erfolgreich. Die Bewohner des Reservats hatten bisher nicht eingegriffen und fragten sich offenbar immer noch, wie sie sich verhalten sollten. »Lasst uns einfach nur gehen!«
»Wenn ihr sie laufen lasst, kehren sie mit tausend anderen Leuten zurück!«, rief Vale. »Sie sind Partials!«
Samm konnte noch nicht klar sprechen. »Dann war die Erkundung … nicht erfolgreich?«
»Du bist mir keine Hilfe«, antwortete Kira. »Kannst du denn immer noch nicht allein gehen?«
Samm wollte sich aufrichten, taumelte jedoch und stützte sich wieder auf Kiras Schulter. »Es … fällt mir schwer.«
»Ist das wahr?«, fragte jemand. Kira wandte den Kopf herum. Es war Phan, und sein enttäuschtes Gesicht schmerzte Kira.
»Ich bin eine Person«, erwiderte sie. »Die Partials …«
»Die Partials haben die Welt zerstört.« Vale hatte sie eingeholt. »Sie sind hergekommen, um ihr Werk zu vollenden.«
»Sie lügen!«, fauchte Kira. »Sie selbst haben die Welt zerstört, und nun leben Sie in einer Traumwelt und leugnen die Vergangenheit.«
»Hört nicht auf ihre Lügen!«, rief Vale.
Die Bewohner kamen auf Kira zu und schnitten ihr den Weg zum offenen Tor ab. Kira fuchtelte wild mit der Pistole herum und versuchte, Samm mit dem anderen Arm aufrecht zu halten. »Bitte, Samm, wach endlich auf!«
»Ich bin wach«, behauptete er. Die Menge befand sich nur noch wenige Meter von ihnen entfernt. »Ich kann gehen.«
Kira ließ ihn los, und tatsächlich blieb er aus eigener Kraft auf den Beinen. »Wir müssen …«
Vale schoss.
47
»Ich entschuldige mich für meine Abwesenheit«, erklärte Nandita. »Ich habe versucht, die Welt zu retten.« Sie stand im Wohnzimmer ihres alten Hauses, aus dem Ariel vor so vielen Jahren weggelaufen war und in das sie nie mehr hatte zurückkehren wollen.
Ariel ballte die Hände zu Fäusten. »Du
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