Fragmente: Partials 2 (German Edition)
hast uns schon früher angelogen«, fauchte sie. »Warum sollten wir dir jetzt Glauben schenken?«
»Ihr seid erwachsen geworden«, erwiderte Nandita. »Oder fast erwachsen. Kinder müssen vor der Wahrheit beschützt werden, aber heranwachsende Mädchen müssen sich ihr stellen.«
Fünf Frauen starrten sie an – Menschen, die in Ariels Leben eine Rolle gespielt hatten: ihre Schwestern Madison und Isolde, ihre Freundin Xochi Kessler und Xochis Mutter, die ehemalige Senatorin Kessler. Sogar das Wunderkind Arwen war anwesend. Die Armee der Partials hatte sie gefangen genommen und hergeschleppt, wo sie vor Angst fast vergingen und dem Tod ins Auge blickten. Sie hatten sich in Nanditas Haus versammelt, nachdem ihnen keine andere Zuflucht mehr geblieben war. Wenn herauskäme, wie nahe wir Kira standen, dann gäbe es noch viel größere Schwierigkeiten, dachte Ariel.
»Die Abwehr sucht Sie schon seit mehr als einem Jahr«, sagte Senatorin Kessler. »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt, und in welcher Verbindung stehen Sie zur Armee der Partials?«
»Ich habe sie erschaffen«, erklärte Nandita.
»Was?«, stammelte Kessler, die als Erste die Sprache wiederfand. Ariel war viel zu schockiert, um auch nur ein Wort herauszubringen. »Sie haben die Partials erschaffen?«
»Ich gehörte zu dem Team, das den genetischen Code entwickelte«, erklärte Nandita, während sie Mantel und Schal ablegte. Ihre Hände waren faltig, aber ohne die Schwielen, an die sich Ariel von früher erinnerte. Wo sie sich auch aufgehalten hatte, sie hatte dort weder im Garten gearbeitet noch eine andere manuelle Tätigkeit verrichtet.
Kessler kochte vor Wut. »Sie geben es also zu? Einfach so? Sie haben eine der mächtigsten bösartigen Kräfte erschaffen, die je auf diesem Planeten existierten und …«
»Ich habe Menschen erschaffen«, fiel Nandita ihr ins Wort. »Genau wie jede andere Mutter. Und Partials haben wie jedes Kind die Fähigkeit, Gutes von Bösem zu unterscheiden. Ich habe sie nicht erzogen, und ich habe sie nicht so massiv unterdrückt, dass sie zur Rebellion förmlich gezwungen wurden.«
»Gezwungen?«, fauchte Kessler.
»Sie selbst hätten genauso gehandelt«, wandte Nandita ein. »Außer Kira ist mir niemand bekannt, der so verbissen gegen alles kämpft, was nicht den eigenen Ansichten entspricht.«
»Lass sie doch reden, Erin!«, warf Xochi ein. Ariel hatte nie gehört, dass Xochi ihre Mutter anders als mit dem Vornamen anredete.
»Also hast du die Partials erschaffen«, warf Isolde ein. »Das erklärt aber nicht, warum du verschwunden bist.«
»Als wir sie erschufen, statteten wir sie auch mit der Seuche aus«, erklärte Nandita. »Es war allerdings nicht die Krankheit, die später als RM bekannt wurde. Die Seuche, die dann ausbrach, war viel heftiger als alles, was wir geplant hatten, und die Gründe dafür sind auch für uns nicht völlig nachvollziehbar. Wir erschufen aber auch ein Heilmittel, das alle Partials in sich trugen und das mithilfe eines zweiten chemischen Auslösers aktiviert wurde. Dann aber ging bekanntlich alles zum Teufel.«
»Du hast uns immer noch nicht verraten, wo du gewesen bist.« Ariel verschränkte die Arme vor der Brust. Der Hass auf Nandita war so tief in ihr verwurzelt, dass die jüngsten Eingeständnisse sie völlig aus der Fassung brachten. Einerseits bekam ihr Hass auf diese Frau neue Nahrung, denn ihr ganzes Misstrauen und alle ihre Vorwürfe erwiesen sich als begründet. Andererseits fragte sie sich, warum sie Nandita überhaupt irgendein Wort glauben sollte – selbst dann, wenn sie sich selbst belastete.
»Nur Geduld!«, entgegnete Nandita. »Darauf komme ich noch. Zuerst muss ich die Begleitumstände schildern.«
»Nein, musst du nicht«, widersprach Ariel. »Wir wollen Antworten hören.«
»Ich dachte, ich hätte dir gutes Benehmen beigebracht.«
»Von dir habe ich gelernt, dass ich allen deinen Worten misstrauen muss«, gab Ariel zurück. »Halt uns nicht zum Narren, sondern beantworte unsere Fragen! Sonst übergeben wir dich den Partials.«
Nandita starrte sie an, in ihren müden Augen glomm ein heller Funke. »Nun gut«, lenkte sie ein. »Ich bin fortgegangen, weil ich den chemischen Auslöser für das Heilmittel neu erzeugen wollte.«
Xochi runzelte die Stirn. »Das kann ich sogar noch nachvollziehen.«
»Und ich will es euch auch weiterhin genau erklären«, erwiderte Nandita. »Elf Jahre lang habe ich alle Mittel eingesetzt, über die ich verfügte. Ich habe Kräuter
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