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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Nichtkombattant. Du darfst mich nicht erschießen. Ich habe keine Waffen.«
    Kira kam mit kleinen Schritten auf ihn zu. »Also Proviant?«
    »Hast du Hunger?« Als er fragte, hob er ein wenig den Kopf.
    Kira überlegte, dann nickte sie. »Ja, ich habe Hunger.« Sie hielt inne und deutete auf den eigenen Rucksack. »Ich habe nur Bohnen und eine Dose Ananas aus einem Drugstore.«
    »Ich habe eine Menge Ananas.« Langsam richtete er sich auf, rieb sich die Hände sauber und wuchtete den Rucksack auf die Schultern. »Den Fruchtcocktail mag ich am liebsten. Da sind Ananas, Pfirsiche, Birnen und Kirschen drin. Komm mit in mein Haus, dann zeige ich es dir.«
    »Dein Haus.« Sie dachte an die Krater. Inzwischen war sie völlig sicher, dass dieser Mann kein Partial war. Wenn überhaupt, dann erinnerte er sie an ein übergroßes Kind. »Wer lebt sonst noch dort?«
    »Niemand«, entgegnete er. »Niemand. Ich bin ein Nichtkombattant, du darfst mich nicht erschießen. Wir essen Fruchtcocktail in meinem Haus.«
    Kira dachte darüber nach, dann nickte sie. Wenn es eine Falle war, dann die verrückteste Falle, in die sie je gelaufen war. Sie streckte eine Hand aus, in die er jedoch nicht einschlug. »Ich bin Kira Walker.«
    »Ich bin Afa Demoux.« Er hob den heruntergefallenen Wasserbehälter in den Einkaufswagen, holte die Pumpe und setzte sich in die Richtung seines Hauses in Bewegung. »Du bist eine Partial, und ich bin der letzte Mensch auf der Erde.«
    Sein sicheres Haus entpuppte sich als alter Fernsehsender. Genau genommen war er so alt, dass einige Teile der Ausrüstung noch aus der analogen Zeit vor der Digitalisierung stammten. Kira hatte mehrere Bergungseinsätze bei kleinen Sendern auf Long Island absolviert, deren Systeme fremdartig, aber handlich gewesen waren: Kameras, Kabel und kleine, mit Computern ausgestattete Geräte, die alles in die Cloud schickten. Solche Geräte gab es auch hier – vermutlich waren sie für einen Fernsehsender unverzichtbar, zumal die alte Welt ja vom Internet besessen gewesen war. Doch hier gab es zusätzlich noch ältere Geräte: breite Pulte mit manuell bedienten Reglern, einen Raum voller geheimnisvoller Sendeanlagen, die alles in den Himmel geschickt hatten. Die Zuschauer hatten Hausantennen benutzt, statt die Signale über eine Satellitenverbindung zu empfangen. Deshalb hatte das Gebäude über eine so große Antenne verfügt, und deshalb lebte Afa hier. Sie wusste es, weil er es ihr seit fast einer Stunde immer wieder erklärt hatte.
    »Die Cloud ging kaputt«, sagte er gerade, »aber ein Funkgerät braucht keine Cloud. Man kann einfach senden, und andere können es empfangen. Man braucht nur ein Funkgerät, eine Antenne und genug Strom, um die Anlage zu betreiben. Ich kann an alle senden, und sie können zu mir senden. Wir brauchen kein Netzwerk und keine Cloud. Mit einer so großen Antenne kann ich die ganze Welt erreichen.«
    »Das ist schön«, stimmte Kira zu. »Aber mit wem redest du? Wer ist da draußen?« Es musste außerhalb von Long Island noch mehr Überlebende geben – das hatte sie jedenfalls immer gehofft, aber nie zu glauben gewagt.
    Afa schüttelte den großen Kopf. Der dunkelhäutige Mann hatte einen grau gesprenkelten Rauschebart. Kira hielt ihn für einen Polynesier, kannte aber die einzelnen Inseln nicht gut genug, um ihn richtig einordnen zu können. »Da draußen ist niemand mehr«, sagte er. »Ich bin der letzte Mensch auf der Erde.«
    Er lebte allein, und bis zu diesem Punkt entsprach seine Behauptung der Wahrheit. Den Fernsehsender hatte er in einen verwinkelten Fuchsbau voller Lagerräume verwandelt: Generatoren, Funkgeräte, Stapel von Lebensmitteln und Sprengstoff, unzählige Papierstöße. Er hatte Schriftstücke und Akten gehortet, Zeitungsausschnitte mit Fäden gebündelt, vergilbte Ausdrucke in Kisten gesteckt, neben denen weitere Kisten mit Notizzetteln, Quittungen und beglaubigten Dokumenten standen. Dicke Hefter quollen über vor Fotos, von denen einige glänzten, während andere auf verwittertes Papier gedruckt waren. Wieder andere Fotos lugten aus Kisten hervor oder lagen lose herum. Ganze Büros waren vom Boden bis zur Decke mit Aufzeichnungen und Aktenschränken gefüllt, und überall gab es unzählige Abbildungen. An den wenigen Wänden, die nicht mit Schränken, Bücherregalen und hohen Kisten zugestellt waren, klebten Karten: der Staat New York, die Vereinigten Staaten, NADI , China, Brasilien und der Rest der Welt. In den Karten steckten

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