Fragmente: Partials 2 (German Edition)
sie schnell.« Er beugte sich vor und gestikulierte mit beiden Händen. »Aber wenn du den richtigen Strom hast, kannst du auf jede beliebige Festplatte zugreifen. Die meisten hier sind SSD -Speicher, aber die großen dort in der Ecke sind mechanische Festplatten. Die brauchen mehr Strom, speichern aber auch viel mehr Daten. Dort sind die meisten Sequenzen drauf.«
Er sprach schneller und viel lebhafter als vorher. Kira zog unter der plötzlichen Informationsflut den Kopf ein. Die meisten Wörter kannte sie, aber die Ideen dahinter begriff sie nicht immer. Offensichtlich redete er über die digitalen Aufzeichnungen und die verschiedenen Arten der Speicherung, der Stromversorgung und des Zugriffs, aber er sprach so rasch, und Kira verstand so wenig von dem Thema, dass ihr seine Ausführungen größtenteils unverständlich blieben.
Vor allem fiel ihr auf, dass er tatsächlich viel von diesem Gebiet verstand. Sie hatte ihn für dumm und kindisch gehalten und angenommen, er könne nicht viel mehr, als auf den Befehl eines anderen hin Wasser holen. Nun sah sie ein, dass ihr erster Eindruck völlig falsch gewesen war. Afa hatte natürlich seine Marotten, und sie zweifelte nicht daran, dass mit ihm etwas nicht stimmte, aber auf mindestens einem Gebiet war er brillant.
»Halt!« Sie hob beide Hände. »Wart mal, du bist zu schnell! Beginn bitte ganz von vorn! Was bedeutet IT ?«
»Informationstechnologie«, erwiderte Afa. »Ich war IT -Direktor. Ich habe dafür gesorgt, dass bei den Mitarbeitern die Computer liefen, ich habe die Server eingerichtet, die Sicherheit in der Cloud gewährleistet und das ganze Netzwerk überwacht.« Er beugte sich vor, starrte sie an und zielte mit dem Zeigefinger auf den Boden. » Alles habe ich gesehen. Ich habe verfolgt, wie es passiert ist.« Nun lehnte er sich zurück und breitete die Arme aus, als wollte er den ganzen Raum umfassen, vielleicht sogar das ganze Gebäude. »Ich habe alles hier, jedenfalls fast alles, und ich werde es jedem zeigen. Dann werden sie die ganze Geschichte erfahren. Sie sollen genau erfahren, wie es passiert ist.«
»Was denn eigentlich?«
»Das Ende der Welt«, erklärte Afa. Er schluckte, und sein Gesicht lief rot an, als er eilig weitersprach und sich kaum Zeit zum Atemholen nahm. »Die Partials, der Krieg, die Rebellion, das Virus. Alles.«
Kira nickte. Sie war so aufgeregt, dass ihre Finger kribbelten. »Wem willst du es eigentlich erzählen?«
Afa machte eine betroffene Miene und ließ die Arme hängen. »Niemandem«, sagte er. »Ich bin der letzte lebende Mensch.«
»Nein, bist du nicht«, widersprach Kira energisch. »Auf Long Island gibt es eine große Gemeinschaft, fast sechsunddreißigtausend Menschen leben dort. Und Gott weiß wie viele noch auf anderen Kontinenten. Es muss noch mehr geben. Was ist mit mir?«
»Du bist eine Partial.«
Wieder fühlte sie sich unwohl, als sie derart angeklagt wurde, zumal sie es nicht einmal guten Gewissens bestreiten konnte. Sie versuchte es mit einer Irreführung. »Woher willst du wissen, dass ich eine Partial bin?«
»Menschen kommen nicht nach Manhattan.«
»Du bist hier.«
»Ich war schon vorher hier, das ist etwas anderes.«
Kira knirschte mit den Zähnen. An Afas Zirkelschlüssen kam sie einfach nicht vorbei. »Warum hast du mich in dein Haus gelassen?«, fragte sie. »Warum vertraust du mir, wenn die Partials so böse sind?«
»Die Partials sind nicht böse.«
»Aber …« Kira runzelte die Stirn. Seine einfache, beiläufige und völlig unverständliche Antwort trieb sie in den Wahnsinn. »Du bist allein hier draußen«, sagte sie. »Du versteckst dich, du schützt dich wie ein Irrer, und wenn jemand dir zu nahe kommt, jagst du deine Sender in die Luft. Im Osten und im Norden gibt es große Gemeinschaften, denen du dich aber nicht anschließen willst. Wenn die Partials nicht böse sind, warum bleibst du ihnen dann fern?« Noch während sie die Worte aussprach, kam ihr der Gedanke, dass sie diese Frage ebenso gut sich selbst stellen konnte. Sie war seit Monaten allein unterwegs und ging Partials und Menschen gleichermaßen aus dem Weg.
Ich gehe ihnen nicht aus dem Weg, sagte sie sich selbst. Ich rette sie beide. Trotzdem, der Gedanke setzte ihr zu.
Afa kratzte das Obst aus der Dose. »Ich bleibe hier, weil ich die Stille mag.«
»Du magst die Stille.« Kira lachte, eher hilflos als belustigt, stand auf, streckte sich und rieb sich die Augen. »Ich verstehe dich nicht, Afa. Du sammelst
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