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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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unzählige Pinnnadeln, zwischen denen Fäden gespannt waren, hier und dort waren auch verbogene Flaggen aus Metall zu erkennen. Kira wurde schwindelig, wenn sie die Wand nur betrachtete, und unter ihren Füßen raschelte und knisterte überall das Papier – die vielen Blätter, die Afas Leben definierten und begrenzten.
    Kira stellte ihre Dose Fruchtcocktail weg und bedrängte ihn weiter. »Was tust du hier?«
    »Ich bin der letzte Mensch auf der Erde.«
    »Auf Long Island leben noch andere Menschen«, widersprach sie. »Was ist mit denen?«
    »Partials«, entgegnete er rasch und wedelte geringschätzig mit einer Hand. »Sie sind alle Partials. Es steht alles hier, hier in den Akten.« Er machte eine ausholende Geste, als würden die unordentlichen Papierstapel die letzte Wahrheit enthalten. Kira nickte und war auf unerklärliche Weise dankbar für diesen Anflug von Wahnsinn. Zuerst hatte sie verstört und ängstlich reagiert, weil er sie als Partial bezeichnet hatte. Er war der erste Mensch gewesen, der sie offen so genannt hatte, und diese Anklage, die Tatsache, dass jemand es wusste und aussprach, hatte sie bis ins Mark erschüttert. Es war leichter zu ertragen, seit sie wusste, dass Afa sich täuschte und auch alle anderen auf der Welt für Partials hielt.
    Kira bohrte weiter und hoffte, ihm mit konkreten Fragen eindeutige Antworten zu entlocken. »Du hast für ParaGen gearbeitet.«
    Er hielt inne, suchte ihren Blick, verkrampfte sich und machte sich mit gespieltem Gleichmut wieder über sein Essen her. Eine Antwort gab er ihr nicht.
    »Dein Name stand im Büro von ParaGen an der Tür«, sagte sie. »Dort hast du einen Teil dieser Geräte abgeholt.« Sie deutete auf die Reihen von Computern und Monitoren. »Wozu brauchst du sie?«
    Wieder schenkte Afa sich die Antwort. Kira musterte ihn genau. Keine Frage, er war nicht ganz richtig im Kopf. Es war die Art, wie er sich bewegte und redete, sogar die Haltung beim Sitzen. Er dachte nicht sonderlich schnell, zumindest nicht in den Bahnen, die Kira vertraut waren. Wie hatte er allein so lange überleben können? Gewiss, er war vorsichtig, doch seine Vorsicht erstreckte sich nur auf bestimmte Bereiche. Sein Heim war unglaublich gut verteidigt, er hatte raffinierte Fallen gelegt und Maßnahmen ergriffen, um sicher und versteckt leben zu können und seine Schätze zu hüten, doch andererseits war er unbewaffnet draußen herumgelaufen. Die beste Erklärung ist wohl die, dass noch jemand anders bei ihm ist, dachte Kira. Nach allem, was ich gesehen habe, ist er nicht fähig, sich gut zu verteidigen, und er konnte bestimmt nicht alles selbst einrichten. Er ist wie ein Kind. Vielleicht hat derjenige, dem das sichere Haus gehört, ihn als Assistenten eingesetzt. Doch sosehr Kira sich auch bemühte, sie hatte in dem Gebäude niemanden sonst gesehen oder gehört. Wer es auch war, er wusste sich zu verstecken.
    Wenn ich über ParaGen rede, verschließt er sich, dachte sie. Also muss ich es mit einer anderen Taktik versuchen. Als er ihre halb geleerte Dose mit Früchten beäugte, hielt sie ihm den Rest hin. »Willst du das aufessen?«
    Er griff sofort zu. »Da sind Kirschen drin.«
    »Ja, richtig. Magst du Kirschen?«
    »Natürlich mag ich Kirschen. Ich bin ein Mensch.«
    Beinahe hätte Kira gelacht, sie konnte sich gerade noch beherrschen. Sie kannte einige Menschen, die Kirschen überhaupt nicht mochten. Ihr kleines Geschenk nahm ihm anscheinend einen Teil der Nervosität, die er bei der Erwähnung von ParaGen gezeigt hatte. Sie wechselte das Thema. »Du bist sehr mutig, dass du dich nachts hinauswagst«, sagte sie. »Vor einigen Nächten hat mich etwas Großes angegriffen. Ich bin ihm nur knapp entkommen.«
    »Das war mal ein Bär«, sagte Afa mit einem Mund voller Fruchtcocktail. »Du musst warten, bis er etwas gefangen hat.«
    »Was geschieht, wenn er etwas fängt?«
    »Er frisst es.«
    Kira schüttelte den Kopf. »Ja, schon, aber ich meine, warum musst du warten, bis er das tut? Was hat das zu bedeuten?«
    »Wenn er etwas frisst, hat er keinen Hunger.« Er heftete den Blick auf den Boden und starrte ins Leere. »Warten, bis er frisst, dann hinausgehen und Wasser holen, solange er beschäftigt ist. So tötet er dich nicht. Aber immer daran denken, den Rucksack mitzunehmen.« Er deutete mit dem Löffel darauf. »Den Rucksack darf man nicht zurücklassen.«
    Kira staunte über die Einfachheit dieses Plans. Trotzdem warf seine Antwort ein Dutzend neue Fragen auf: Woher wusste

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