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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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ja.«
    »Und was wird aus deiner Arztkarriere?«
    »Ich habe mich in der Ärzteschule angemeldet. Der Kursus fängt morgen an. Scheint ja nicht besonders schwierig zu werden.«
    »Warum sollte es das auch?«
    Gegen neunzehn Uhr speisten sie in einer Raststätte – zehn Kilometer vor der Stadt. Es war die einzige, vor der sie hatten einen Parkplatz finden können.
    Als sie um einundzwanzig Uhr zu Hause ankamen, war Sam dermaßen übermüdet, daß er nicht einmal mehr die Kraft aufbrachte, sich vor der Fernsehwand oder anderweitig zu vergnügen.
    Im Gegensatz zu ihm wirkte Susan an diesem Abend richtiggehend aufgedreht. Man hatte nämlich den neuen Wagen gebracht. Sam kam nicht umhin, ebenfalls einen Blick auf das metallene Ungeheuer zu werfen. Susan nahm hinter dem Steuer Platz und befingerte unverständlicherweise hingebungsvoll das glänzende Armaturenbrett.
    So etwas wie Mitleid breitete sich plötzlich in Sam aus. Einige Sekunden lang spielte er mit dem Gedanken, ihr seinen unglaublichen Reichtum zu beichten oder ihr sogar ein Paar Schuhe zu kaufen. Aber nein. Das konnte er später immer noch.
    Der alte Wagen brachte einen Erlös von nur wenigen Dollars.
    »Was geschieht denn jetzt damit?« fragte Sam.
    »Den schicken wir in die Dritte Welt«, sagte der Transporteur, setzte seine Mütze auf, kassierte das Rollgeld und rumpelte mit dem alten Gefährt auf die Autobahnauffahrt zu.
    Sam verkroch sich ins Bett, aber er war dermaßen übermüdet, daß er kein Auge zutun konnte. Draußen polierte Susan das neue Fahrzeug. Sie machte eine richtige Zeremonie daraus und war aufgrund von Sams zur Schau getragenem Desinteresse sichtlich verschnupft.
    Und da Sam nichts Besseres zu tun hatte, fing er an nachzudenken. Immerhin gab es genug Dinge, über die er sich Gedanken machen konnte.
    Er befand sich also nun im Jahr 2050, war steinreich und verheiratet.
    Die Nachforschungen nach Julie hatten die ersten Erfolge gebracht. Seine Ehe mit Susan stellte auch kein großes Hindernis dar. Aber er wußte noch immer nicht, was es mit diesem vertrackten Framstag auf sich hatte.
    Aber… einen Moment! Der Bankdirektor wußte es. Daß Sam nicht weiter in ihn gedrungen war, hatte lediglich an den Schnäpsen gelegen… Und außerdem besaß er noch die Visitenkarte, die der Direktor ihm in die Hand gedrückt hatte; die Geschäftskarte eines Menschen, der ihm aus dem ganzen Schlamassel würde heraushelfen können. Sam nahm sich auf der Stelle vor, mit dem fraglichen Herrn am nächsten Abend Kontakt aufzunehmen.
    Dann schlief er ein.
    Das Marsmännlein auf der Fensterbank gähnte gelangweilt und tauchte im Dunkel der Nacht unter.
    Am nächsten Tag wiederholte sich das ganze nervenaufreibende Spielchen der Fahrt in die Stadt. An sich hätte Sam ebensogut zu Fuß gehen können, da sein fettes Bankkonto ihn nun in die Riege der Mächtigen einreihte und er seine Schuhe abends zuvor auf Hochglanz gewienert hatte. Aber auch an diesem Morgen gefiel ihm der Gedanke, Susan allein zu lassen, überhaupt nicht.
    Allerdings ließ er sich nicht in der Ärzteschule sehen. Er hatte wichtigere Dinge zu erledigen.
    Die Adresse, mit der der Bankdirektor ihn versorgt hatte, gehörte einem öffentlich bestellten Zauberer, was Sam natürlich ziemlich verdutzte. Sabrinsky – so hieß der Mann – war ein Einwanderer aus Leningrad (was man schließlich schon von seinem Namen ableiten kann) und entpuppte sich als die Zuvorkommenheit in Person. Er bat Sam in sein kleines Büro, wo er sich bald darauf zwischen einer Unmenge von Kaninchen, Tauben, Halstüchern und Zylinderhüten wiederfand.
    »Der Bankdirektor hat mir dein Erscheinen bereits angekündigt«, sagte Sabrinsky. »Schnäpschen?«
    Sam sagte nicht nein. Die Exzesse des Vortags hatten seine Mundhöhle in einem Zustand hinterlassen, der dem Boden eines besonders schmutzigen Papageienkäfigs glich.
    Sabrinsky deutete auf eine volle Wodkaflasche, schnappte mit den Fingern und reichte Sam ein plötzlich volles Glas. Sam schwieg.
    »Prost!« sagte Sabrinsky.
    Sie tranken.
    Ein Marsmännlein, das aus einem herumliegenden Zylinderhut hervorlugte, äußerte eine respektlose Bemerkung über Sabrinskys Trinkfestigkeit. Sabrinsky stieß einen russischen Fluch hervor und betrachtete das Marsmännlein mit einem durchbohrenden Blick.
    Das Marsmännlein verwandelte sich in einen Frosch.
    Sabrinsky warf den Frosch ohne viel Federlesens in ein Terrarium, in dem bereits zwanzig andere dieser Tiere herumhüpften.
    »Sind das

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