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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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erreichte er das Arbeitsamt. Als er die lange Schlange der Wartenden sah, blickte er sich seufzend nach einem Warteplatz um.
    Natürlich würde auch das wieder Stunden dauern…
    Aber dem war überhaupt nicht so. Es ging entsetzlich schnell. Als sechs oder sieben Minuten später die Reihe an ihm war, wußte er auch, warum.
    »Was ist Ihr Problem?« fragte das reizende Mädchen hinter dem großen Schreibtisch.
    »Ich komme aus dem zwanzigsten Jahrhundert«, sagte Sam.
    Sie schenkte ihm einen mißtrauischen Blick.
    »So alt sehen Sie aber gar nicht aus.«
    »Sie haben mich falsch verstanden. ich…«
    »Sie sind ein Zeitreisender?«
    »So könnte man es nennen.«
    Das Mädchen lächelte. »Verheiratet?«
    »Ja«, sagte Sam und machte eine dermaßen betretene Miene, daß sie ihn sofort verstand.
    »Von der Straße aufgelesen?«
    Sam nickte errötend.
    »Was haben Sie in Ihrer Zeit gemacht?«
    »Ich habe geschrieben. Ich bin der Verfasser der Bibel, müssen Sie wissen.«
    »Meinen Glückwunsch«, sagte sie. »Und jetzt wünschen Sie sich einen Beruf, der etwas einbringt?«
    »Ja. Meine Frau meinte, ich solle vielleicht Arzt werden…«
    »Das verstehe ich«, sagte das Mädchen. »Dazu braucht man ja auch nicht sonderlich viel Grundkenntnisse. Ein Kursus von ein paar Wochen müßte genügen, wenn Sie nicht einer von den Dümmsten sind.«
    »Ich krieg' das schon hin«, sagte Sam bescheiden.
    »Dann nehmen Sie«, sagte das Mädchen und schob eine Karte über den Tisch, »dieses Berufsbild der Ärzteschaft mit. Die Adresse steht drauf. Das macht fünf Dollar.«
    Zum Glück hatte Susan ihm ein paar Zwanzigdollarscheine mitgegeben. Sam bezahlte und stellte fest, daß die Ärzteschule auf dem gleichen Stockwerk lag.
    Aber zuerst hatte er noch ein paar andere Dinge zu erledigen. Aus einem Stadtplan erfuhr er, daß die Banken – einschließlich seiner eigenen – über die ganze Stadt verstreut waren – möglicherweise wegen ihres großen Gewichts. Das bedeutete natürlich eine lange und öde Fahrt mit dem Lift. Sam ließ sich jedoch von der Fahrt nicht abhalten. Er trank ein Glas Bier, kaufte eine Zeitung und las sie durch. Seine Bank – er erinnerte sich an die unscheinbare Filiale vergangener Zeiten – hatte sich zu einem palastartigen Großunternehmen entwickelt, dessen Wohlhabenheit unübersehbar war. Er ging hinein und nannte seinen Namen.
    Der Bankangestellte durchwühlte die Karteikarten, nahm eine davon an sich und stieß einen Schrei aus, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Dann warf er sich auf den Boden und küßte ehrerbietig Sams Schuhe. Schließlich kroch er auf allen vieren – und immer noch vor Rührung schluchzend – auf die Tür des Bankdirektors zu. Und der kam sofort aus seinem Büro gestürmt und schrie: »Sam, alter Junge! Endlich! Na, komm schon rein!«
    Ein bißchen verdutzt kam Sam dieser Aufforderung nach.
    »Schnäpschen? Zigarre?«
    Sam nahm beides.
    »Sam… Sie sind doch der Sam, nicht wahr? Der die Bibel geschrieben hat?«
    »Äh… ja«, sagte Sam. »Ist etwas mit meinem… äh… Geld?«
    »So sollten Sie es nicht aussprechen«, sagte der Bankdirektor. »Sie sollten sagen: mein GELD.«
    Er sprach die Großbuchstaben laut und deutlich aus.
    »Na gut, dann eben mein GELD«, sagte Sam. »Wieviel ist es denn?«
    »Aber mein guter Mann, was glauben Sie, was all die kleinen Sümmchen, die im Laufe der Zeit bei uns eingelaufen sind, im Endeffekt ausmachen? Und Ihr Buch ist immer noch ein Bestseller. Wir mußten sogar Ihre Karteikarte verlängern, wegen der vielen angefügten Nullen.« Er nannte einen Betrag, der ihn zehn Minuten ununterbrochen am Sprechen hielt, und das war ja nun wirklich nicht übel.
    »Geben Sie mir noch einen Schnaps«, sagte Sam. »Den kann ich jetzt gebrauchen.«
    »Was werden Sie nun damit anfangen?« fragte der Bankdirektor beiläufig.
    Sam dachte kurz nach. »Ein Paar Schuhe kaufen?« meinte er.
    Der Direktor stieß ein erheitertes Lachen aus. »Sie können alle Schuhe der Welt aufkaufen und würden es an Ihrem Kontoauszug nicht einmal spüren. Und was ist mit dem Rest? Warum kaufen Sie nicht gleich die ganze Stadt?«
    »Ich kann keine Stadt gebrauchen«, sagte Sam. »Außerdem könnte das die Bank sprengen.«
    Der Direktor klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Immer noch der gleiche Sinn für Humor, den man schon aus Ihrem Büchlein kennt, wie?«
    »Ich glaube«, sagte Sam, »daß ich die Moneten zunächst einmal in Ihren fachkundigen Händen

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