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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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überhaupt nicht verrückt. Man hatte die Psychiater bestochen und höchstwahrscheinlich auch den Richter. Und hinter allem steckte kein anderer als Minister Vandermasten.
    Verflucht sollte er sein!
    Sam spuckte verächtlich auf den Boden. Darauf kam er sich wie ein Ferkel vor und stellte verschämt seinen Fuß auf die Spucke.
    Der Minister also. Und warum hatte er das getan? Weil er, Sam, ein armer Teufel war…
    Angestrengt versuchte Sam sich zu konzentrieren. Aber wann genau hatte der Minister durchgedreht. Und vor allen Dingen: Warum?
    Und dann machte es Klick.
    Weil er, Sam, etwas über diesen Framstag wußte. Er wußte zwar nicht viel, aber immerhin ein bißchen. Ha, das paßte ja alles wunderhübsch zusammen! Er hatte sich mit Julie für Framstag verabredet und hatte sie verpaßt.
    Der feine Herr im Autobahnrestaurant hatte zweifellos über den Framstag Bescheid gewußt. Ebenso der Bankdirektor – und auch der Premierminister damals am Laternenpfahl. Der Taxifahrer aber nicht. Ebensowenig der Untersuchungsrichter. Nicht einmal Lode. Ha! Herrgott, wie einfach doch die Lösung war! Es gab tatsächlich einen achten Wochentag, nur war dieser einzig und allein für die Geldsäcke reserviert!
    Sams linkes Ohr zuckte hektisch vor Begeisterung. »Hinaus mit euch!« brüllte er die fünf Marsmännlein an, die sich auf dem Tisch um seinen Aschenbecher stritten. Er zündete sich eine Zigarette an. Der achte Wochentag!
    Jetzt, wo er das Rätsel gelöst hatte, kam ihm die Sache gar nicht mehr so unerklärlich vor. Hatte er sich nicht schon immer darüber gewundert, wenn die Deutschen ›acht Tage‹ sagten, wenn sie eine Woche meinten? Auch die Franzosen sagten ›huit jours‹, wenn sie sich snobistisch fühlten… Die berühmtesten Philologen hatten sich die Zähne an diesem Problem ausgerissen, hatten darüber den Verstand verloren und waren in Gummizellen gelandet. Sam hatte in seiner Zeit sogar einen dieser Unglücklichen interviewt, und der Mann hatte ihm die düstere Vergangenheit am Hofe Ludwigs XIV., des Sonnenkönigs, geschildert, an dem die Höflinge über acht Wochentage verfügt haben sollen. Wahnsinn? Aber ganz und gar nicht. Es war die reine Wahrheit!
    Übrigens gehen die Franzosen noch weiter. Wenn sie zwei Wochen meinen, sagen sie… na ja, auf alle Fälle etwas anderes. Und durch die Jahrhunderte hindurch hatte die herrschende Klasse sich dieses achten Wochentags bedient und seine Existenz eifersüchtig geheimgehalten…
    Natürlich hatte man ihn nur so lange akzeptiert, wie man angenommen hatte, er sei steinreich. Erst als dem Minister bewußt geworden war, daß der arme Hungerleider etwas über den achten Wochentag erfahren hatte, waren ihm die Nerven durchgegangen. Klarer Fall, die Geldsäcke hatten kein Interesse daran, daß jemand etwas von ihrem Privileg erfuhr.
    Zufrieden über seine Entdeckung schlief Sam ein.
    Zwei Tage später bekam er Besuch von Julie.
    Sie erwischte gerade den richtigen Augenblick, da der Direktor, umgeben von mehreren Generälen, gerade dabei war, die Schlacht von Wagram zu planen, und sie durchließ, ohne auch nur von seiner Landkarte aufzublicken.
    Talleyrand führte sie zu Sam, murmelte etwas von zehn Minuten Besuchszeit und zog sich taktvoll zurück. »Wenn er gefährlich werden sollte, rufen Sie nur, Fräulein«, erklärte er noch durch die Futterluke.
    Sam kläffte etwas hinter ihm her.
    Julie fiel ihm um den Hals und begann zu schluchzen. Nun hatte Sam noch nie ein sonderlich großes Widerstandsvermögen gegenüber schluchzenden jungen Damen gehabt. Er nahm sein Taschentuch und heulte eine Runde mit.
    Auf der Stelle kehrte Talleyrand zurück. »Stimmt irgend etwas nicht?«
    »Wir lieben uns doch so«, weinte Julie. »Und nun sitzt er hier.«
    »Das Leben ist hart«, fügte Sam hinzu.
    Talleyrand, der ja schließlich auch kein Unmensch war, fühlte sich von einer Mitleidswelle überspült. Er setzte sich zu ihnen und klopfte den beiden mit einem Kloß in der Kehle auf die Schultern.
    »Es wird schon alles wieder werden, Kinder«, schniefte er. Er zog ein überdimensionales Taschentuch hervor und putzte sich geräuschvoll die Nase. »Wenn ich irgend etwas für euch tun kann?«
    »Laß mich hier raus«, schniefte Sam.
    »Aber das darf ich doch nicht«, schniefte Talleyrand. Er konnte es nicht mehr länger ertragen und ging hinaus. Sam und Julie hörten, wie seine sorgenvollen Schritte sich langsam entfernten.
    (Das habe ich aber schön gesagt. Der Satz ist viel zu

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