Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
klar: Der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland heißt Sigmar Fitzgerhard Gabriel. Und um Kanzler zu werden, musste er vorher Kanzlerkandidat der SPD sein, diese Logik sollte selbst dem verblödetsten Ortsvereinszausel bei der Mitgliederwahl einleuchten.
Eigentlich lief die Sache perfekt: Steinbrück hatte sich selbst aus dem Rennen geworfen, als er sich als Schweinchen Schlau neben Methusalix ablichten ließ, und Frank-Waltraut Steinmeier hatte er eh hinter sich. Was ihm mehr Sorge bereitete, war, dass die beiden Zählkandidaten zu früh das Handtuch werfen könnten und plötzlich ein ganz anderes Urviech aus dem Gebüsch hervorlugte: Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin aus der Lindenstraße. Big Mega-Siggi sah sie schon spiegeleierbratend in den Fußgängerzonen stehen, wie sie anderen Muttis Einmachtipps gab – einfach nur ekelerregend. Schon der Name «Hannelore» roch nach sozialer Gerechtigkeit und dieser ganzen sozialdemokratischen Bratwurstigkeit, die immer wieder als Seele der Partei beschworen wurde. Dem hatte der Gigant aus Goslar nichts entgegenzusetzen, er war keine Frau, kein Migrantenbengel und hieß nicht Hannelore – das einzig Positive war, dass er nicht promoviert hatte, dort also keine Leichenfunde zu vermuten waren.
«Das Poster mit Florian Silbereisen war aus – den hier lass ich Ihnen für die Hälfte, Chefin.»
Sein größtes Handicap war seine Herkunft: Siggi, The Artist Formerly Known As Popbeauftragter, kam aus Niedersachsen, dem politischen Sumpfland nördlich der Mittelgebirge. Hier, im unbesetzten Teil Germaniens, hatte sich das römische Recht nie komplett durchsetzen können, von ethischen Modeerscheinungen wie dem Christentum ganz zu schweigen. Im Gegenteil: Bischöfinnen preschten nachts hackebreit durch Innenstädte, und wer auf dem Beifahrersitz an ihnen rumhuldigte, wird wohl nie herauskommen. Und dann auch noch Wulff, katholischer Telefonpöbler aus Osnabrück, die Gegend gehörte blöderweise seit dem Dreißigjährigen Krieg auch zu Hannover. Irgendwie musste Sigmar The Brain den Niedersachsen-Geruch aus seiner Vita rausschütteln, sonst würde es nichts mit dem Kanzleramt.
Da erinnerte sich Siggi an seine Zeit bei der Sozialistischen Jugend, den Falken, und er griff nach der alten Wandergitarre, die seit Jahren in seinem Hauptstadtbüro hinterm Schreibtisch hing. Routiniert, als schmölzen Jahrzehnte zu einem Tag, fanden die flinken Finger des Vorsitzenden die richtigen Akkorde auf den Bündchen, und noch etliche Büros weiter erkannten alte Hitparaden-Hasen «Bamboleo» von den Gipsy Kings. Django Gabriel hatte einen Entschluss gefasst: Er wollte eine eigene Scheibe unter dem Titel «Die Musik der Siggi und Roma» herausbringen, dann würde ihn niemand mehr für einen korrupten und verlogenen Niedersachsen halten.
Sigmar Gabriel – Im Großhirn brennt noch Licht
Auf dem Rücksitz einer Ingolstädter Oberklasse-Limousine hockt ein Parteivorsitzender und schnarcht. Bei der Limousine handelt es sich um einen Audi A8 mit 250 PS, bei dem Parteivorsitzenden um einen SPD-Mann mit einem Arsch voller Probleme. Er kann sich das Nickerchen eigentlich gar nicht leisten.
Der Seeheimer Kreis hat auf seiner letzten Spargelfahrt ein Gegenpapier zu seinem Papier «Umverteilung für alle» verteilt. In Wahrheit ging es denen in ihrem Papier allerdings um die Durchsetzung ihres Kandidaten bei der Besetzung der Kommission. Das Papier «Gemeinsam für ein gemeinsames Europa» war auch so eine Schweinerei. Gut, daraufhin hat er sein Strategiepapier «Angriffsziel Soziale Gerechtigkeit» zwei Wochen früher an die Presse lanciert, bevor die anderen überhaupt gemerkt haben, dass er daran arbeitete. Die Fraktion hat getobt und ihrerseits mit einem Papier gedroht, aber solange das Willy-Brandt-Haus hinter ihm steht, können ihm die Pissetrinker mal den Hobel durchpusten.
Es geht darum, Themen zu besetzen, bevor sie ein Thema sind, um nichts anderes geht es in diesem Geschäft. Niemand weiß das so gut wie er, aber man muss die Partei auf den Weg dorthin mitnehmen, notfalls gegen ihren Willen.
In der Programmfindungskommission für das Grundwertepapier «Miteinander, Füreinander», aufgrund der feuchtfröhlichen Kommissionssitzungen auch «Übereinander, Ineinander» genannt, hat er bereits knallhart darauf hingewiesen, dass es ein Füreinander nur geben kann, wenn das Miteinander vorher geklärt ist. Frenetischer Beifall von allen Rängen, sogar die von der Gegenseite
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