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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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verschwinden.
    Takala saß wie das Sinnbild innerer Ruhe auf einem Stuhl und trank Wein. Wania stand mit ernster Miene neben ihr. »Sie lässt mich nicht mit, Meeresherrscherin«, wandte er sich mit leicht weinerlicher Stimme an mich. »Sag ihr, dass ich ein Mann bin und dass ich Dagon auf diese Weise dienen kann.«
    Wie alt er wohl war? Fünfzehn? Vierzehn? Nicht einmal im amerikanischen Bürgerkrieg waren die Soldaten so jung gewesen, wenigstens nicht zu Kriegsbeginn. »Sie braucht deine Kraft an ihrer Seite«, antwortete ich. Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er sich von mir betrogen fühlte, darum winkte ich ihn heran und flüsterte ihm zu: »Ich weiß, dass das schwer für dich ist, doch falls, was Dagon verhindern möge,
    Yamir etwas zustößt, dann bist du der Kronprinz von Ashqe-lon. Dein Leben ist zu wertvoll, um es aufs Spiel zu setzen.«
    Er sah mich missbilligend an, doch er hatte offenbar begriffen, dass ich die Wahrheit sagte. »Ich werde beten, dass Dagon über meinen Bruder wacht«, sagte er. »Dann kann er in der nächsten Schlacht hier oben sitzen, und ich kann unten im Tal kämpfen.«
    Würde es überhaupt ein Morgen geben?, fragte ich mich. Brauchten die Juden nicht ausgesprochen lange, sogar mehrere Jahrhunderte, um die Philister zu unterwerfen? Andererseits hatte ich keine Ahnung, wo auf dieser langen Strecke wir uns befanden. David. König David. Ach du liebe Scheiße.
    Takala blickte weiter angestrengt ins Tal, doch ich war sicher, dass sie jedes einzelne Wort mitbekommen hatte. Zögernd trat ich an den Rand des Abhanges. Etwa dreißig Meter unter uns marschierten die Pelesti in Schlachtordnung vorbei, wobei jeder Zug einen von zwei Pferden gezogenen Streitwagen umschloss. Die Sonne brach sich in ihren Speergriffen und Schilden. Sie sahen unbesiegbar aus. Es war schwer, diese Philister mit jenem Begriff in Übereinstimmung zu bringen, der später gleichbedeutend mit »barbarisch« geworden war. Sie hatten Mosaikböden, verflixt noch mal!
    Die Sonne prügelte auf uns herab, allerdings linderte eine leichte Brise die Hitze. Im Tal war es bestimmt wesentlich wärmer.
    »Zum Zenit weht eine Brise von haYam durch das Refa’im«, sagte Takala. »Ein guter Zeitpunkt für einen Angriff.«
    Ich sah die Hochländer von Norden her vorrücken. Sie trugen Rundhelme und hatten Metallpanzer. »Sie haben keine starken Waffen«, sagte Takala. »Wir allein kennen das Geheimnis der Erzschmelze. Ihre Waffen verbiegen und brechen leicht.« Im Unterschied zu den Pelesti, die nur einen Brustpanzer angelegt hatten, steckten die Hochländer fast in einer Rüstung.
    Doch wenn die Pelesti nur gegen Bronzewaffen antraten -die Bronzezeit kam vor der Eisenzeit, wieder ein wertvolles Informationshäppchen, das ich meiner archäologisch bewanderten Mutter verdankte -, brauchten sie keine schweren Panzer. Die Hochländer hingegen bekamen es mit Eisenwaffen zu tun.
    Andererseits waren die Hochländer Juden. Das Endergebnis wollte mir nicht aus dem Kopf. Es würden keine Philister übrig bleiben. Ich hätte zu gern ein paar Valium gehabt.
    Die Kampftracht der Hochländer machte einen zusammengestöpselten Eindruck. Nichts passte zueinander, die Waffen blinkten nicht, und die Männer schlurften kraftlos daher. War dies dieselbe Gruppe wie in der vergangenen Nacht?
    »Vielleicht haben sie sich bei dem Tani’n gestern Nacht verausgabt«, meinte Takala fröhlich. »Wir werden sie zerschmettern und noch in der Abenddämmerung in Lakshish sein.«

Ich ließ mich nicht so leicht überzeugen. Sie waren gerissen, das hatten sie letzte Nacht bewiesen. Wer wollte schon sagen, was sie jetzt vorhatten? Sie rückten aus dem Wald vor, marschierten dabei aber langsamer als die Pelesti.
    »Was tun sie da, Meeresherrin?«, fragte Wadia verwirrt.
    Ich wusste nicht, was sie da taten. Vielleicht wollten sie ja picknicken? Ich starrte auf die Hochländer. Sie hatten sich hingesetzt.
    Und das waren die Kinder Israels? Was ging hier vor?
    Sie wussten doch bestimmt, dass wir sie beobachteten. Und dennoch ließen sie sich vor unseren Augen nieder, als könnten sie keinen Schritt weitermarschieren.
    Wollten sie ein Mittagsschläfchen halten?
    Die Pelesti waren beinahe bis zu ihnen vorgerückt. Es würde ein Gemetzel geben. Und ich hatte mir Sorgen gemacht, dass die armen Pelesti von diesen Wahnsinnigen abgeschlachtet werden könnten? Ich konnte gar nicht hinsehen; es würde grauenvoll werden. Konnten wir uns nicht auf ein Unentschieden

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