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Frankenstein

Frankenstein

Titel: Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Wollstonecraft Shelley
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Monster ist das Opfer, das Unglück seines Schöpfers ist die selbstverschuldete Konsequenz seines wie auch immer motivierten unmenschlichen Verhaltens gegenüber dem Geschöpf, für das er die volle Verantwortung trägt.
    Auf der Suche nach einem Schlüssel für das Verständnis des tödlichen Konflikts zwischen Frankenstein und seinem Geschöpf werden wir also an die aufklärerische Moralphilosophie des 18. Jahrhunderts verwiesen, in deren Zentrum ein Gebot steht, das den berühmten Ausgleich zwischen Selbstliebe und Nächsten- bzw. Menschenliebe in der bürgerlichen Moralität zum Ausdruck bringt und das die Engländer sehr kurz in der Formel Do as you would be done by fassen könnten. Kein anderer als Percy Bysshe Shelley war es, der den eigentlichen moralisch-didaktischen Kern des Buches bloßgelegt hat. »Die Verbrechen und die Bösartigkeit des einsamen Wesens«, so schrieb er in seiner erst 1832 veröffentlichten Rezension, »obgleich in der Tat mörderisch und furchtbar, sind nicht die Furcht einer unerklärlichen Neigung zum Bösen, sondern entspringen unvermeidlich aus gewissen Ursachen, die völlig ausreichen, um diese Wirkungen hervorzubringen. Sie sind sozusagen Kinder der Notwendigkeit und der menschlichen Natur. Darin besteht die direkte Moral des Buches, und es ist vielleicht der wichtigste und am universellsten anwendbare Moralgrundsatz, der durch das Beispiel zur Geltung gebracht werden kann. Behandle einen Menschen schlecht, und er wird böse werden. Vergelte Zuneigung mit Verachtung; mache, aus welchem Grunde auch immer, ein Individuum zum Auswurf seiner Gattung; trenne es, ein soziales Wesen, von der Gesellschaft – und du erlegst ihm den unwiderstehlichen Zwang zur Bösartigkeit und zur Selbstsucht auf. Und so ist es nur allzuoft in der Gesellschaft: Die am besten geeignet sind, ihre Wohltäter und ihre Zierde zu sein, werden durch irgendeinen Zufall mit Verachtung gebrandmarkt und durch Geringschätzung und Einsamkeit des Herzens in eine Geißel und einen Fluch verwandelt.«
    Diese aufklärerische moralphilosophische Idee aber ist auf romantische Weise in den typischen Vorstellungen und mit den charakteristischen Mitteln der romantischen Epoche geistig-literarischer Wirklichkeitsaneignung realisiert worden. Romantisch ist die Steigerung ins Nichtalltägliche, Außergewöhnliche, Unerhörte und Unheimlich-Groteske; der Aufbau einer Vorstellungswelt, in der Gefühle und Leidenschaften mit elementarer, oft tödlicher Gewalt sich austoben und aufeinanderprallen. Romantisch ist die Gestaltung qualvoller seelischer Zerrissenheit, des Erlebnisses grenzenloser Einsamkeit und Verlassenheit, mit der die dichterische Phantasie ihr Urteil über die bürgerliche gesellschaftliche Form der Vereinzelung des Menschen fällt: Frankenstein und das Monster – der wiederholte Vergleich mit Satan, dem gefallenen und verstoßenen Engel in Miltons Verlorenem Paradies, ist bezeichnend – stehen in einer Reihe mit den ruhelosen Wanderern, Ausgestoßenen, Eremiten und einsamen Rebellen, welche das Werk Coleridges, Wordsworths, Byrons und Shelleys bevölkern. Romantisch ist der bewußte Verzicht auf jede äußere Lebenswahrscheinlichkeit und »Treue des Details«, soweit die Zwänge der epischen Gattung dies zulassen, die unrealistische Verfremdung und Überhöhung von Situationen, Handlungen und Charakteren ins Phantastisch-Symbolische, um gerade dadurch eine Authentizität und Wirklichkeitsnähe zu erreichen, die realistischen Darstellungsweisen in dieser Zeit verwehrt blieb. Diese romantische Methode ist ein Reflex der großen Kollisionen entfesselter Gesellschaftskräfte in einer Zeit der nationalen und gesamteuropäischen politisch-sozialen Erschütterungen, der Kriege und Revolutionen. Der Rezensent des Edinburgh Magazine and Literary Miscellany schrieb daher sehr zu Recht: »Nie wurde eine wildere Geschichte ersonnen; doch gleich den meisten erfundenen Geschichten unserer Epoche haftet ihr der Schein der Wirklichkeit an… Die wirklichen Vorgänge in der Welt sind in unseren Tagen ja auch von einer solch phantastischen und ungeheuerlichen Art, die Szenenwechsel in unserem gewaltigen Drama so schnell und vielfältig gewesen, daß selbst Shakespeare in den kühnsten Flügen seiner Phantasie von den Absonderlichkeiten des wirklichen Lebens ganz und gar übertroffen worden ist.«
    Zweifellos hat im Frankenstein die Entfaltung der Klassengegensätze, in der modernen bürgerlichen Gesellschaft, die zu dieser Zeit im

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