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Frankenstein oder Der moderne Prometheus

Frankenstein oder Der moderne Prometheus

Titel: Frankenstein oder Der moderne Prometheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Shelley
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Füßen durch die naßkalte
Masse waten zu müssen, die die Erde bedeckte.
    Am Morgen fühlte ich ein unbedingtes Bedürfnis nach Speise und
einem Unterschlupf; endlich bemerkte ich an einem Hang eine kleine
Hütte, die vielleicht für einen Schäfer errichtet worden sein
mochte. Der Anblick war mir neu und ich besah mir das Bauwerk
genau. Da die Tür offen war, trat ich ein. Ein alter Mann saß
drinnen zur Seite eines Herdes, auf dem er seine Mahlzeit
bereitete. Als es mich hörte, wendete er sich um, dann sprang er
mit einem lauten Schrei auf und rannte über die Felder davon mit
einer Eile, deren ich den gebrechlichen Körper nicht für fähig
gehalten hätte. Ich war glücklich, daß ich dieses Unterkommen
gefunden hatte, denn hier war ich wenigstens sicher vor Regen und
Schnee; auch war der Fußboden trocken. Ich verzehrte gierig das
stehengebliebene Frühstück, das aus Brot, Käse, Milch und Wein
bestand; dem letzteren aber konnte ich keinen Geschmack abgewinnen.
Dann überwältigte mich die Müdigkeit und ich legte mich zum
Schlummer auf die Streu.
    Mittags erwachte ich, und ermuntert durch den klaren
Sonnenschein, der durch das Fenster auf die weiße Diele fiel,
beschloß ich meine Wanderschaft wieder aufzunehmen. Die Reste des
Frühstücks stecke ich in einen Ranzen, den ich zufällig vorfand,
und trat meine Reise an, bis ich nach mehreren Stunden, als es
Abend werden wollte, ein Dorf erreichte. Wie wunderbar mir alles
schien, die Hütten, die kleineren und die ansehnlicheren Häuser! In
den Gärten standen noch vereinzelte Gemüsestauden und durch die
Fenster konnte ich Milchschüsseln und Käselaibe erkennen, wodurch
sich mein Appetit noch steigerte. In eines der schönsten Häuser
trat ich ein; aber kaum hatte ich die Schwelle überschritten, als
auch schon Kinder schrien und eine Frau ohnmächtig wurde. Das ganze
Dorf geriet in Aufruhr. Manche flohen, manche aber griffen mich an,
bis ich, vertrieben durch Steinwürfe, auf die Felder hinaus
entwich. Voll Angst suchte ich Zuflucht in einem niederen Schuppen,
der allerdings sich sehr von den schönen
Wohnhäusern unterschied, in deren einem ich unterzukommen gemeint
hatte. Der Schuppen lehnte sich an ein Bauernhaus, das hübsch und
reinlich aussah. Nach den üblen Erfahrungen, die ich machen mußte,
wagte ich es aber nicht hineinzugehen. Mein Unterschlupf war aus
Holz gefügt, aber so niedrig, daß ich nicht einmal aufrecht darin
sitzen konnte. Der Boden war nackt, aber trocken, und wenn auch der
Wind durch unzählige Ritzen und Löcher hereinblies, so war ich doch
einigermaßen vor den Unbilden der Witterung geborgen.
    Ich legte mich nieder, glücklich, wenigstens dieses Unterkommen
gefunden zu haben, das mich, so elend es auch war, doch vor Kälte
und, was noch schlimmer war, vor der Feindseligkeit der Menschen
schützte.
    Es war kaum Morgen geworden, als ich aus meinem Schlupfwinkel
kroch, um das Bauernhaus zu betrachten, an das sich der Schuppen
anlehnte, und auszukundschaften, ob ich wohl in ihm mich längere
Zeit würde aufhalten können. Er lag direkt an der Rückwand des
Hauses; auf einer Seite befand sich ein Schweinestall, auf der
andern ein klarer Teich. Eine Wand des Schuppens fehlte und ich
ergänzte sie durch Aufschichten von Steinen und Holz, und zwar so,
daß ich leicht aus und ein gelangen konnte.
    Nachdem ich dermaßen meine Wohnung eingerichtet hatte, bedeckt
ich noch den Boden mit Stroh, zog mich aber dann eilig zurück. Ich
hatte nämlich in der Nähe einen Menschen gesehen und wußte aus der
Erfahrung in der vorhergehenden Nacht, daß einem solchen nicht zu
trauen war. Als Nahrung für diesen Tag hatte ich mir einen großen
Laib Brot gestohlen und dazu ein Gefäß, mittels dessen ich aus dem
Teich bei meiner Hütte Wasser schöpfen konnte. Der Boden des
Schuppens war ein wenig erhöht und deshalb ganz trocken, und die
Nähe des Backofens gab hinreichend Wärme.
    Ich hatte mich mit dem Nötigsten versehen und beschloß, bis auf
weiteres in diesem Schuppen zu bleiben. Es war im Vergleich mit dem
finsteren, kalten Walde ein wahres Paradies für mich und ich
brauchte wenigstens nicht mehr auf feuchtem Boden unter tropfenden Ästen zu schlafen. Ich aß mit Genuß meine
Mahlzeit und wollte eben durch einen Spalt in der Seitenwand mir
Wasser aus dem Teiche schöpfen, als ich einen jungen Menschen
erblickte, der mit einem Kübel auf dem Kopfe an dem Schuppen
vorbeiging. Es war ein junges Mädchen von feinem Wuchse, so ganz
anders, als im

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