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Franklin Gothic Medium (German Edition)

Franklin Gothic Medium (German Edition)

Titel: Franklin Gothic Medium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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man russisches Fleisch aus dem Gebiet um Tschernobyl möglichst meiden sollte, außer man wollte etwas besonders Ausgefallenes auf den Tisch bringen, dann ließ sich dort das Passende für jeden Geschmack finden. Kein anderer Zwischenfall in einem Kernreaktor, außer vielleicht Fukushima, hatte solch interessante Mutationen hervorgerufen; vergleichbare Ware ließ sich ansonsten nur in der Karibik finden. Seine Jagderfolge in dieser Gegend waren nicht immer delikat, aber zumindest immer interessant gewesen. Einmal hatte er in dieser verseuchten Region eine rothaarige Zwergmutantin gefangen, deren Äußeres so deformiert und abstoßend war, dass es ihm schwergefallen war, diese Abnormität einigermaßen ansehnlich und für das Auge erträglich anzurichten. Geschmeckt hatte sie noch schlimmer, toxisch und bitter, und die Bekanntschaft mit ihr war ihm schmerzlich auf den Magen geschlagen. Seitdem mied er Tschernobyl, Japan und auch die untergehenden karibischen Inseln. Er jagte ohnehin lieber auf festem Land. Wurde man auf einer Insel bei der nächtlichen Besorgung entdeckt und das Fluchtboot versenkt, konnte die Situation nämlich schn ell ganz schön brenzlig werden.
    Maultaschen, eine besondere Empfehlung an die katholische Anhängerschaft seiner Küche, sollte man nur aus echten Schwaben fertigen, denn selbst die benachbarten Badener erzielten sch on nicht mehr den selben Geschmack. Dieses Gericht wurde von den Schwaben erfunden um ihren Gott am Freitag, der dem Fisch gewidmet war, schamlos zu hintergehen. Um das gute Fleisch vor seinen allsehenden Augen zu verbergen. Wäre man gläubig, so könnte man es als Strafe eben dieses Gottes empfinden, dass sich nun eben die besten Maultaschen aus ihnen selbst machen ließen. Franklin war so gläubig nicht, er sah darin darwinistischere Gründe; wer jeden Freitag dasselbe aß, der musste sich nicht wundern, wenn er später auch danach schmeckte.
    Für jene, die ein weniger betrügerisches, dafür gottesfürchtigeres Mahl bevorzugten empfahl er ein Abt- Ei in Senfsauce, dazu einen Becher Messwein und als Nacht isch eine leckere Crema Torium.
    Ein weiteres, leckeres Essen, noch dazu gut für die schlanke Linie, hatte er für die gläubigen Juden kreiert und empfahl es als genau das Richtige für den heiligen Sabbat: Der Kohl-Rabbi. Christen konnten dieses Gericht einfachst abwandeln, indem sie statt des Rabbis einfach das Fleisch eines Rabbiner- Mönches verwendeten, auch wenn er dauerhaft einen gewissen Versorgungsengpass voraussah. Der altehrwürdige kirchliche Orden hatte dieser Tage leider keinen besonders großen Zulauf mehr. Vielleicht könnte man die Schar neuer Mitgliedschaften künftig deutlich erhöhen indem man die Lebensmüden und Selbstmordgefährdeten anwarb, zum Beispiel mit dem Versprechen sie würden verzehrt werden, sobald sie vom irdischen Dasein genug hatten, und damit sicherstellen das der Orden nicht bald zu den bedro hten Fleischarten zählte.
    Den herzhaften Geschmack von Fried Chicken erzielte man, indem man das Brustfleisch der jungen Maiden aus Kentucky nahm, welches das des Hühnchens am treffendsten imitierte. Zwar war die Beschaffung dieser Exemplare oft diffizil und gefahrenreich, doch war man wohlgenährt und bei guter Gesundheit und  entweder schnell  oder ein Meister im unentdeckten Anschleichen, so würde man es sicher an den umher fliegenden Schrotkugeln aus den Gewehren der ortsansässigen, meist gut bewaffneten Farmer vorbeischaffen, die ihre Töchter meist für sich selbst wollten und darum mit Argusaugen darüber wachten, auf das sich kein fremder Mann an ihnen vergehen konnte. War man nicht schnell genug, dann würde man sich hernach jedoch wohl auch nicht mehr daran stören.
    Einfacher war die Nahrungsbeschaffung im überbevölkerten Indien. Meist genügte der Einsatz eines scharfen Messers um einen Hindu zum Kuschen zu bringen; um hernach seine bestimmt bald in einer besseren Kaste reinkarnierende Tochter, meist eine von vielen, mit ein wenig Curry und Reis genießen zu können. In diesen verhungernden Gefilden bestand vielmehr die Gefahr, dass sich der Vater am Ende, samt der von gefräßiger Trauer erfüllten Großfamilie, zum Leichenschmaus einlud. Inspiriert von der Simplizität der Jagd in Indien hatte er sich mit selber Taktik auch am Hindukusch versucht, war dort jedoch weit weniger erfolgreich damit gewesen. Die Afghanen im Allgemeinen, besonders aber die Schwarzen, waren weit besser genährt und wehrhafter als die erlegten

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