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Franklin Gothic Medium (German Edition)

Franklin Gothic Medium (German Edition)

Titel: Franklin Gothic Medium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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vermutet und es brühwarm weitererzählt. Und als das Gerücht dann auch Naomi erreichte, war Fou-Mai auch noch so dumm gewesen ehrlich zu sein und alles zuzugeben. Und nun verfolgte diese alte Geschichte sie noch immer. Seit damals musste sie sich Vorhaltungen machen lassen, alles was sie sagte oder tat wurde in Frage gestellt, die Saat des Zweifels war gesät. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht. Fürs Fremdgehen schien diese Baue rnweisheit ebenfalls zu gelten!
    In letzter Zeit waren die Streitereien wieder häufiger geworden, was daran lag, dass sie in der Tat wieder etwas vor ihrer Liebsten verheimlichte. Sie hatte sich einen zweiten Job gesucht, fuhr nun mehrmals in der Woche nach der eigentlichen Arbeit Pizzas aus und sparte jeden einzelnen Dukaten den sie so verdiente. Wenn sie genug zusammengekratzt hatte, dann würde sie davon einen Ring kaufen, mit einem echten Diamanten, vor ihrer Liebsten auf die Knie fallen und sie dann bitten, für immer die ihre zu werden. Der  Rest des Geldes war für die Hochzeitsreise bestimmt. Es sollte eine Riesenüberraschung werden! Mit ihrem Chef, der ab und an anrief, wenn er sie dringend brauchte, weil mal wieder jemand krank geworden war oder gekündigt hatte, telefonierte sie darum auch nur heimlich, mit gesenkter Stimme und ersann immer neue Ausreden, um an den Abenden an denen sie Pizza auslieferte von zu Hause weg zu können. Sie mochte diese Heimlichkeiten auch nicht, aber in diesem Fall, so fand sie, heiligte der Zweck die Mittel.
    Wie kam dieser Pulli also hierher, in das Haus dieses Irren? War sie gar kein zufälliges Opfer gewesen? Hatte er sie und ihre Freundin etwa wochenlang beschattet, diesen Wahnsinn hier akribisch und von langer Hand geplant? War auch Naomi in seiner Gewalt? Da er ihre Kleidung hatte, musste es wohl so sein. Hatte er ihr die Ohren abgeschnitten, damit sie die gellenden  Schreie ihrer Geliebten nicht hören konnte? Und die Kleidung musste er in ihren Raum gelegt haben, um sie wissen zu lassen, dass die Liebe ihres Lebens bald ebenso verloren war wie sie selbst, gefressen von diesem Lindwurm, dieser Ausgeburt der Hölle! Unter der Kleidung lag ein Vibrator; ein weiterer, höhnischer Scherz auf ihre Kosten! Schluchzend drückte sie den Pulli an ihre Brust, wiegte ihn, als wäre er ein geliebtes Kind, vergrub ihre Nase darin, sog den himmlischen Duft ihrer Geliebten, das Aroma eines fernen Himmels, ein und ließ ihren Tränen freien Lauf. Wie gemein ein Mensch doch sein konnte! Dieser Mann war ein Sadist der übelsten Sorte und es war nahezu unmöglich, dass auch nur eine Faser seines Wesens nich t abgrundtief böse sein könnte.
    Und gerade als sie dieses dachte öffnete sich die Tür und er brachte ihr die beste Suppe, die sie je gegessen hatte. Soviel konnte sie selbst mit dem Stumpf ihrer Zunge noch erschmecken. Gierig, denn sie hatte seit sie das Restaurant verlassen hatte keinen Bissen mehr zu sich genommen, trank Fou-Mai die kräftigende Brühe. Es war ihr egal, dass das Schlucken eine Qual war; sie brauchte diese Nahrung, musste bei Kräften bleiben. Wenn sie abgeschlafft und entkräftet war, dann würde sie vielleicht nicht Handeln können, falls sich die Gelegenheit zur Flucht oder einem Befreiungsschlag bot.
    Sofort spürte sie, wie ihr Körper sich über die lang entbehrte Beköstigung entzückte, ihr Magen die wohlige Wärme willkommen hieß und eilig anfing zu verdauen. Da kam ihr ein grausiger Gedanke, so furchtbar, dass es ihr den frischgefüllten Magen umdrehte und ihr nicht nur dieser entsetzliche Gedanke, sondern auch das soeben zu sich Genommene durch den Kopf ging: Bestimmt war diese Fleischbrühe aus Naomi gekocht!
     
     
     
    Kapitel 15 - Schlafstörung
    Wer einen anderen betrüg t, soll wieder betrogen werden. (Altes Rechtsprinzip)
    In etwa zur selben Zeit hatte Naomi genug davon nicht schlafen zu können, weil die zermürbende Szenerie vor ihrem inneren Auge sich wiederholte wie der nerv tötende Trailer eines schlechten Films den sie nicht sehen wollte, den der Sender aber in jeder Werbepause enervierend ausstrahlte. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Früh war es nicht mehr, aber die Bar Mizwa an der Ecke der Straße müsste noch offen haben. Es handelte sich um eine üble Spelunke, in der zwielichtige Gestalten herumlungerten und die sie normalerweise nicht frequentierte, doch im Augenblick war ihr das vollends gleichgültig. Sie könnte jetzt wirklich einen Drink oder auch

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